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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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merkte, dass er noch nicht auf die Frage geantwortet hatte.
    »Uns bleibt keine andere Wahl«, murmelte er. »Ich täte es nicht, hätten wir mehr Zeit, aber so …« Er sprach nicht weiter, sondern ließ den Satz unbeendet in der Luft hängen, aber der Mann in der Tiefseemontur schien auch so zu wissen, was er sagen wollte, denn er nickte, kam mit einem sonderbar schwerfälligen, tapsigen Schritt näher und stützte die gepanzerten Handschuhe auf der Kante von Nemos Kontrollpult auf.
    »Ob er es geschafft hat?«, murmelte er.
    »Robert?« Nemo zuckte mit den Achseln, lächelte plötzlich und nickte. »Sicher. Wenn auch nur die Hälfte von dem stimmt, was du mir über ihn erzählt hast …« Er schüttelte den Kopf und starrte einen Moment auf den Schacht, der wie ein gigantisches steinernes Maul in der Wand vor der NAUTILUS klaffte. »Er erinnert mich an seinen Vater«, murmelte er. »Die beiden sind sich ähnlicher, als ich dachte.« Plötzlich runzelte er die Stirn, drehte sich in seinem Stuhl herum und blickte das Gesicht hinter dem Taucherhelm an.
    »Warum hast du mir verboten, ihm die Wahrheit zu sagen?«
    Der Mann in der Tiefseemontur schwieg einen Moment. Dann lächelte er, aber es sah aus wie eine Grimasse. »Es ist das Beste so, Nemo«, sagte er. »Glaube mir. Was hätte es genutzt, ihm alles zu erklären? Er hätte nur versucht, mir zu helfen, und wertvolle Zeit vergeudet.«
    Nemo schwieg, aber der Ausdruck auf seinem Gesicht sagte sehr deutlich, was er von den Worten seines Gegenübers hielt, und nach einer Weile fuhr der Mann in der Tiefseemontur fort: »Es hat keinen Sinn, Wasser in ein durchlöchertes Fass zu gießen, Nemo. Es ist aus, und du weißt es.«
    Nemo schnaubte. »So? Aus, mein lieber Freund, ist es erst dann, wenn du tot bist – das waren deine eigenen Worte, erinnerst du dich?«
    Der andere machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das war etwas anderes«, sagte er. »Zum Teufel, Nemo – ich bin doch längst tot. Ich bin nur zu stur, es zuzugeben.« Er lachte, aber der wuchtige Helm, den er trug, machte ein Geräusch daraus, das wie ein unterdrückter Schrei klang. »Wäre es nicht so bitter ernst, würde ich es für einen gelungenen Scherz halten, Nemo. Mit einer Frau namens Lyssa hat alles angefangen und eine Krankheit des gleichen Namens bringt mich jetzt um. Ist das wirklich noch ein Zufall?«
    Nemo starrte ihn an, setzte dazu an, etwas zu sagen, schürzte aber dann nur die Lippen und wandte sich mit einem Ruck wieder seinen Kontrollen zu. Wieder begannen die Maschinen der NAUTILUS zu dröhnen, als er mit raschen, fast zornig wirkenden Bewegungen eine Anzahl Schalter auf seinem Pult umlegte.
    Wenige Augenblicke später glitt das gigantische Unterwasserschiff in den Felsspalt hinein. Nemo hörte, wie sich die gepanzerte Gestalt neben ihm umwandte und mit schwerfälligen Schritten aus dem Salon ging, aber er sah ihr nicht nach, sondern starrte verbissen aus dem Fenster aus fingerdickem Glas.
    Die beiden Scheinwerferstrahlen glitten über glitzernden Fels und scharfkantige Lava, rissen Schemen aus noch dunklerem Schwarz aus der Finsternis und tasteten über gewaltige Risse und Schlünde, die tiefer in den Leib der Erde hineinführten.
    Aber an ihrem Ende war noch immer Dunkelheit.
     
    Es überstieg fast meine Kräfte, aus dem Schacht herauszuklettern, denn es hatte weder eine Leiter noch Steigeisen oder sonst eine Möglichkeit gegeben, an der gemauerten Wand hinaufzukommen außer der, mich mit den Füßen auf der einen Seite und dem Rücken auf der anderen abzustützen und wie ein Bergsteiger in einem Kamin Fuß über Fuß hinaufzuklettern. Wer einmal versucht hat, sich auf diese Weise nur fünf Minuten im Türrahmen zu halten, weiß, wovon ich rede.
    Ich war so erschöpft, dass ich minutenlang liegen blieb und keuchend nach Atem rang, ehe ich überhaupt wieder die Kraft fand, meine Umgebung bewusst wahrzunehmen. Mühsam stemmte ich mich hoch, löste mit zitternden Fingern die Verschlüsse meines Taucherhelmes und schob das klobige Messingding nach oben.
    Ich war in einem Raum, der sich schwer mit wenigen Worten beschreiben ließ – einer sonderbaren Mischung aus Keller, Altarraum und Rumpelkammer. Unmittelbar vor dem fünfeckigen Schacht, aus dem ich hervorgekommen war, stand ein klobiges schwarzes Ding, das ein kleinerer Bruder des Altars unter mir zu sein schien, und der Boden, auf dem ich lag, war mit kabbalistischen Zeichen und unverständlichen Runen übersät. Neben dem Altar

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