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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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um, wenn wir seinen Befehlen nicht gehorchen!«
    »Was glaubst du wohl, was ich mit dir mache, wenn du mir nicht sagst, wo Bannermann ist?«, drohte ich. »Sprich endlich, Kerl! Ich weiß, dass ihr ihn hierher gebracht habt!«
    Es war sonderbar – aber im gleichen Augenblick, in dem ich Bannermanns Namen erwähnte, hörte der Dürre auf zu zittern. Ein sonderbar fragender Ausdruck erschien in seinen Augen und plötzlich war etwas Lauerndes darin, das ich mir nicht erklären konnte.
    »Bannermann?«, vergewisserte er sich.
    Ich nickte, stieß ihn wütend gegen die Wand und ballte die Faust vor seinem Gesicht. »Sprich endlich, Kerl!«, sagte ich. »Ich finde ihn auch alleine, aber ich schwöre dir, dass du dann mehr als nur einen verrenkten Daumen hast!«
    »Aber aber, Robert Craven«, sagte eine Stimme hinter mir. »Du enttäuschst mich. Es ist doch eigentlich gar nicht deine Art, Schwächeren mit Gewalt zu drohen.«
    Eine einzige, endlose Sekunde lang blieb ich wie versteinert stehen. Dann ließ ich den Dürren fahren, wirbelte herum und stieß einen krächzenden Schrei aus!
    Es war noch nicht lange her, dass ich ihn das letzte Mal gesehen hatte; nicht einmal ganz zweihundert Millionen Jahre und zwei Wochen, um genau zu sein. Aber selbst wenn es zehn Mal so lange gewesen wäre, hätte ich das schmale, grausam geschnittene Gesicht mit den riesigen Fischaugen und den Kiemenschlitzen am Hals nicht vergessen.
    So wenig wie seine sonderbare Art zu reden; seine Stimme, die kaum der eines Menschen glich, und den gnadenlosen Ausdruck in seinem Blick, die zu Schwimmflossen gewordenen Hände und die silbergrüne Schuppenhaut, die selbst im düsteren Licht des Kellers wie polierter Smaragd glänzte.
    »Dagon!«, keuchte ich.
     
    Langsam, Yard für Yard und unendlich vorsichtig, glitt die NAUTILUS durch den Tunnel. Rings um sie herum war Stein, jahrmillionenalter Fels, der noch nie das Licht der Sonne gesehen hatte und dessen Kanten und Grate gierig darauf lauerten, ihren empfindlichen Leib zu fassen und aufzureißen. Manchmal tauchten nebelige Dinge im Licht der beiden Scheinwerfer auf und verschwanden wieder, ehe sie wirklich sichtbar wurden.
    Obwohl die Temperaturen im Salon eher niedrig waren, war Nemo in Schweiß gebadet. Er wusste, dass die bizarre Fahrt bisher nicht länger als eine halbe Stunde dauerte, aber er hatte das Gefühl, seit Wochen am Steuerpult des Schiffes zu sitzen, jeder einzelne Nerv bis zum Zerreißen gespannt, jeder Muskel so verkrampft, dass er schmerzte.
    Aus brennenden Augen starrte er auf den runden, tellergroßen Bildschirm, auf dem ein Bild des Tunnels zu sehen war, wie man es wohl vom Bug der NAUTILUS aus erblicken konnte. Das Boot verfügte über zwei unabhängige Ruderanlagen, die eine oben im Turm der NAUTILUS, die andere hier unten im Salon.
    Nemos Finger huschten wie kleine, von eigenem Leben erfüllte Wesen über die verwirrende Anordnung von Schaltern und Hebeln vor ihm. Unendlich behutsam steuerte er das Schiff, so vorsichtig wie nie zuvor in seinem Leben und von dem quälenden Wissen erfüllt, dass schon ein kleiner Fehler, eine Winzigkeit zuviel Schub, eine einzige Umdrehung der gewaltigen Heckschraube zu viel oder zu wenig, ein Zoll, wenn eines der Ruder falsch geneigt war, das Ende bedeuten konnte. Das schwarze Wasser rings um die NAUTILUS schien unbewegt, aber seine Instrumente verrieten ihm, dass das Gegenteil der Fall und der unterseeische Tunnel in Wahrheit von einer reißenden Strömung erfüllt war. Ein Fehler und die entfesselten Wassermassen würden das Schiff gegen den Felsen drücken und zermalmen.
    Die Fahrt ging weiter. Eine Stunde verging, dann noch eine und noch immer war kein Ende dieses endlos langen Stollens zu sehen, noch immer war dort, wo das Licht der Scheinwerferstrahlen hinfiel, nichts als rabenschwarze Dunkelheit. Und noch immer waren Nemos Nerven bis zum Zerreißen gespannt.
    Er merkte nicht einmal, wie die Tür am hinteren Ende des Salons aufging und eine hünenhafte Gestalt in den Raum huschte und hinter einem Vorhang verschwand.
     
    »Du?«, murmelte ich fassungslos. »Du bist …« Ich begann zu stammeln, brach ab und starrte den hochgewachsenen Mann – Mann? – mit dem Fischgesicht hilflos an.
    »Ich«, bestätigte Dagon. Ein dünnes, schwer zu deutendes Lächeln spielte um seine farblosen Lippen. »Ich wusste, dass du kommst, Robert Craven«, sagte er. »Ich wusste es im gleichen Moment, in dem ich deinen Namen hörte. Ich habe auf dich

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