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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gewartet.«
    Ich antwortete noch immer nicht. Der Anblick des Fischmannes hatte mich mehr als nur erschüttert. »Du?«, wiederholte ich fassungslos. »Du bist … das Oberhaupt dieser … dieser Sekte?«
    Dagon schüttelte sanft den Kopf, eine Geste, die sein nicht menschliches Äußeres auf grausige Art zu betonen schien. »Nicht ihr Oberhaupt, Robert Craven«, sagte er. »Ihr Gott.« Er lachte, hob die Hand und gab dem Dürren einen Wink. »Entwaffne ihn.«
    Der Bursche riss mir das Messer aus der Hand und versetzte mir einen Knuff, der mir die Luft aus den Lungen trieb. Dagon machte eine ärgerliche Handbewegung. »Lass das!«, befahl er scharf.
    »Du hast dazugelernt«, murmelte ich. »Als wir uns das letzte Mal begegnet sind, warst du nicht so zart besaitet.«
    Dagon lächelte. »Es hat mich einen guten Mann gekostet, zu lernen, dass man jemanden wie dich entweder töten oder zum Freund gewinnen muss«, antwortete er. »Das zweite wäre mir lieber.«
    »Du musst verrückt sein«, antwortete ich impulsiv. »Du -«
    »Warum hörst du mir nicht erst zu, ehe du urteilst, Robert Craven?«, unterbrach mich Dagon. »Möglicherweise interessiert dich mein Vorschlag ja.«
    »Vielleicht«, sagte ich, »wenn er darin besteht, dass du dich in eine Schiffsschraube wirfst.«
    Dagon lachte. »Du hast Humor«, sagte er. »Gut. Du wirst ihn brauchen. Komm.« Er wandte sich um, winkte mir befehlend mit der Hand ihm zu folgen, und trat auf die Tür zu, durch die ich selbst den Raum betreten hatte. Plötzlich begriff ich, dass er mir gefolgt sein musste.
    Der Riese mit dem Walnussgehirn begann sich zu regen, als ich mit einem großen Schritt über ihn hinwegstieg. Stöhnend hob er den Kopf, starrte mich aus seinen vom Alkohol verschleierten Augen an und lallte ein paar unverständliche Worte.
    Dagon verzog angeekelt das Gesicht. »Ihr Menschen seid ein sonderbares Volk«, sagte er, während er den Riesen angewidert musterte. »Auf der einen Seite vollbringt ihr ganz Erstaunliches und auf der anderen Seite benehmt ihr euch schlimmer als die Tiere.«
    Ich zog es vor zu schweigen, denn ich konnte ihm schwerlich widersprechen. Dagon schüttelte den Kopf und ging weiter. Ich revidierte meine Meinung über den Unterschied zwischen ihm und seinen Leuten um ein gehöriges Stück, während ich ihm folgte.
    Wir gingen den Gang zurück und betraten den Keller. Er war nicht mehr leer. Ein gutes halbes Dutzend Männer kniete in sonderbar anmutender Haltung vor dem Altar, und schon bevor Dagon die Tür öffnete, hörte ich das dumpfe Auf und Ab ihrer Stimmen, mit dem sie eine Art barbarisches Gebet zu intonieren schienen. Keiner von ihnen sah auf, als Dagon, der Dürre und ich die Treppe hinab gingen, und ich hatte das sichere Gefühl, eine Woge der Furcht durch den Raum rasen zu fühlen. Was immer Dagon für diese Männer war, er war kein gnädiger Gott.
    Dagon blieb am Fuße der Treppe stehen und deutete mit einer befehlenden Geste auf den Gerümpelhaufen, in dem ich meinen Lufttank versteckt hatte.
    »Nimm dein Atemgerät«, sagte er. »Du wirst es brauchen, dort, wo wir hingehen.«
    Ich blickte unsicher zu dem fünfeckigen Schacht hinter dem Altar. Der Gedanke, ein zweites Mal in diesen grässlichen See hinabtauchen zu sollen, erfüllte mich mit eisigem Schrecken. Aber ich war nicht in der Situation, irgendwelche Wünsche anmelden zu können.
    Gehorsam zog ich den Tank hervor, band ihn um und stülpte den Helm über, ließ den Sauerstoffschlauch aber noch, wo er war. Der Tank war allerhöchstens noch zur Hälfte gefüllt; ich musste sparsam damit umgehen.
    Dagon beobachtete mich interessiert. Als ich fertig war, streckte er die Hand aus und befühlte vorsichtig das geriffelte Metall meiner Maske. »Erstaunlich«, sagte er. »Ich komme nicht umhin, euch Respekt zu zollen, Robert Craven. Ihr seid ein einfallsreiches Volk.«
    Ich hätte ihm gerne bewiesen, wie einfallsreich ich sein konnte, aber der Dürre stand weniger als einen Schritt hinter mir und wahrscheinlich wartete er nur auf einen Vorwand, mir sein Messer in den Rücken zu stoßen; außerdem hatte ich am eigenen Leibe erfahren, wie ungeheuer stark Dagon war. So beließ ich es bei einem bösen Blick, den Dagon hinter meiner Tauchermaske wahrscheinlich nicht einmal registrierte.
    »Aber ihr seid auf dem falschen Weg«, fuhr der Fischgott fort. »Glaube mir, Robert Craven. Die Technik ist nichts als eine Krücke. Sie mag erstaunliche Dinge vollbringen, aber letztendlich ist sie eine

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