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Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Titel: Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der Lady Schiffbruch erlitten haben«, sagte er. »Ich erinnere mich daran. Ich bin zwar alt, aber mein Gedächtnis funktioniert noch ganz gut.« Er lächelte, hielt den goldenen Stern in die Sonne und reichte ihn mir dann zurück. »Außerdem hat mir Dagon erklärt, dass er ihn braucht«, fügte er hinzu.
    »Wozu?«, fragte ich.
    Bannermann zuckte mit den Achseln. »Sind Sie hier der Hexer oder ich?«, fragte er in halb scherzhaftem, halb ernstem Ton. »Vielleicht reicht es schon, wenn es an Bord ist.« Er seufzte, drehte sich herum und blickte aus zusammengekniffenen Augen in den wogenden Nebel vor dem Bugspriet des Schiffes. »Wahrscheinlich sogar«, fuhr er fort, leise und ohne mich dabei anzusehen. »So, wie ich diesen wandelnden Hering einschätze, würde er es nicht zulassen, von irgendjemandem abhängig zu sein. Von Ihnen schon gar nicht.«
    Ich antwortete nicht. Bannermanns bewusst scherzhafter Ton täuschte mich keine Sekunde. Er hatte nicht nur auf mich gewartet, um Konversation zu machen, sondern aus einem ganz bestimmten Grund.
    Plötzlich drehte er sich herum, sah mich durchdringend an und fragte ganz leise: »Warum haben Sie es getan, Robert?«
    »Was?«, erwiderte ich verwirrt.
    Bannermann deutete mit einer fast zornigen Gesten auf die Tasche, in der ich den goldenen Stern hatte verschwinden lassen. »Sie wissen, dass Dagon dieses Amulett braucht«, sagte er. »All seine Vorbereitungen und Zauberkunststückchen hätten ihm nichts genutzt ohne dies. Vielleicht wäre er jetzt schon tot.«
    Ich wollte widersprechen, aber ich konnte es nicht, denn in Bannermanns Worten lag ein unüberhörbarer Vorwurf, der sich wie eine glühende Messerklinge in meine Brust bohrte.
    »Was … was soll das, Bannermann?«, stammelte ich hilflos. »Vor nicht einmal einer halben Stunde haben Sie praktisch das Gegenteil behauptet. Sie waren es, der –«
    »Ich weiß, was ich gesagt habe, Craven«, unterbrach mich Bannermann zornig. »Und was die Leute aus Firth’en Lachlayn betrifft, bleibe ich dabei. Aber das war nicht der Grund, aus dem Sie hier sind. Sie hatten es in der Hand, Dagons Flucht zu verhindern. Sie hatten es in der Hand, ihn zu vernichten, ihn und seine ganze schwarze Brut.« Er schüttelte den Kopf, drehte sich wieder herum und starrte in den grauen Nebel, aber nur, um sich nach Sekunden erneut an mich zu wenden. Seine Stimme klang verändert, als er weitersprach. »Verzeihen Sie, Craven. Ich wollte sie nicht verletzen. Es war wegen Howard und Rowlf, nicht wahr?«
    »Gibt es irgendetwas, was Sie nicht wissen?«, fragte ich.
    Bannermann lächelte. »Nicht viel«, gestand er. »Aber ich verstehe nicht alles von dem, was ich weiß. Wie kommt es, dass Sie das Leben von zweihundert Männern und Frauen aufs Spiel setzen, um das von zwei Männern zu retten?«
    »Sagten Sie nicht selbst, dass sie nicht in Gefahr sind?«, fragte ich trotzig.
    Bannermann nickte. »Natürlich. Aber das konnten Sie nicht wissen, als Dagon Sie vor die Alternative stellte.«
    »Ich habe ihr Leben nicht aufs Spiel gesetzt«, verteidigte ich mich. »Ich habe –«
    »Nicht einmal daran gedacht, als Sie sich entschieden«, unterbrach mich Bannermann. »Nicht wahr?«
    Ich starrte ihn an, ballte in hilflosem Zorn die Fäuste – und nickte. Bannermann hatte Recht. Als ich Dagon gegenüberstand und die Alternative hatte, ihn aufzuhalten oder das Leben meiner Freunde zu retten, hatte ich an nichts anderes gedacht als an Howard und Rowlf, die beiden einzigen Freunde, die mir geblieben waren.
    »Was soll das, Bannermann?«, murmelte ich betroffen. »Ein Verhör? Zu einem Tribunal fehlen Ihnen noch ein paar Mann.«
    »Kein Verhör«, verbesserte mich Bannermann sanft. »Ich versuche mir nur darüber klar zu werden, was in Ihrem Kopf vorgeht, Craven. Ich versuche, Ihre Beweggründe zu begreifen. Ihr Handeln ist nicht logisch.«
    »Das Wort Freundschaft haben Sie wohl noch nie gehört, wie?«, fragte ich böse.
    »Doch«, antwortete Bannermann. »Aber ich verstehe nicht, warum Sie –«
    Der Rest seines Satzes ging in einem urgewaltigen Dröhnen unter, das die DAGON erschütterte.
    Es ging unglaublich schnell und Dutzende von Dingen schienen gleichzeitig zu geschehen:
    Über dem Schiff erlosch der Himmel. Wo gerade noch strahlender Sonnenschein gewesen war, erstreckte sich plötzlich eine nachtschwarze Kuppel aus Licht schluckender Finsternis, durchzuckt von Blitzen, die wie spinnenfingrige blauweiße Hände über den Himmel rasten. Rings um die DAGON

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