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Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Titel: Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Chinapapier bestand?
    Irgendwann, nach einer Ewigkeit, wie es mir schien, erreichten wir das Ende des Stollens und betraten eine weitere gigantische Halle.
    Der Anblick ließ mich so abrupt stehen bleiben, dass mein Bewacher die Bewegung zu spät registrierte und unsanft von hinten gegen mich prallte. Mit einem zornigen Knurren stieß er mir die Faust zwischen die Schulterblätter und ich stolperte weiter.
    Die Höhle war kaum weniger groß als die, durch die ich dieses brennende Labyrinth betreten hatte, wenn auch niedriger und nicht zur Hälfte von kochender Lava erfüllt.
    Und sie war ein Labyrinth.
    Und das nicht im übertragenen Sinne, sondern wortwörtlich.
    Wir waren nicht ebenerdig aus dem Stollen gekommen, sondern in halber Höhe der Höhle, gute acht Yards über dem Boden. Der Weg setzte sich vor uns fort, wenn auch nur noch als obere Basis einer lotrechten Mauer, die in zahllosen Windungen und Kehren durch den gewaltigen Hohlraum führte.
    Sie war nicht die Einzige; es schien Dutzende, wenn nicht Hunderte dieser senkrechten, wie glatt poliert wirkenden Wände zu geben, die sich immer wieder kreuzten, parallel liefen oder mit anderen verschmolzen, sodass die untere Hälfte der Höhle zu einem gewaltigen Labyrinth unterschiedlich geformter, aber gleich hoher Hohlräume wurde, von denen einige mit zischender Lava gefüllt waren. Keiner von ihnen war mit einem der anderen verbunden und in manchen glaubte ich Bewegungen zu erkennen, dann und wann drang etwas wie ein Stöhnen oder ein verzweifelter, aber halb erstickter Schrei über das beständige Grollen und Zischen der Lava. Ich hatte selten ein perfekteres Gefängnis gesehen.
    Und ein Gefängnis war es wahrhaftig, wie ich schon im nächsten Augenblick voller Schrecken bemerkte. Mein Bewacher trieb mich mit groben Stößen an, sodass ich weitergehen musste, wollte ich nicht Gefahr laufen, auf der kaum zwanzig Zoll breiten Mauerkrone den Halt zu verlieren und in die Tiefe zu stürzen. Wir passierten einige leere Kammern, gingen rasch an einer vorbei, deren Boden geborsten war, sodass rote Lava wie kochendes Blut durch die gezackten Risse strahlte und übel riechende Gase meine Lungen reizten, und erreichten schließlich eine Stelle, an der eine grobe Strickleiter in eine der finsteren Kammern herabführte. Mein Bewacher deutete darauf, dann auf mich und hob drohend die Faust, als ich nicht schnell genug reagierte und die Leiter hinabstieg.
    Irgendetwas sagte mir, dass es besser war, sich nicht auf einen Kampf einzulassen, und so ließ ich mich auf Hände und Knie herab, angelte vorsichtig mit dem Fuß nach der obersten Sprosse der grob geknüpften Strickleiter und begann in die Tiefe zu klettern. Ich hatte den Boden der Kammer kaum erreicht, als die Leiter auch schon eingezogen wurde und der Mann, der mich hergebracht hatte, verschwand.
    Unbehaglich sah ich mich um. Das düstere rote Licht, das den oberen Teil der Höhle wie der Widerschein eines dämonischen brennenden Himmels erfüllte, reichte kaum bis zu mir herab und meine Augen, von dem ununterbrochenen Wechsel zwischen greller Helligkeit und absoluter Finsternis ohnehin gereizt, begannen abermals zu tränen.
    Immerhin sah ich genug, um zu erkennen, dass der Boden der Kammer nicht so glatt und eben war, wie es von oben den Anschein gehabt hatte, sondern gewellt wie eine zu Stein erstarrte Brandung und von zahllosen Rissen und Schründen durchzogen. Und er war warm.
    Vorsichtig, mit der linken Hand wie ein Blinder an der Wand entlangtastend, begann ich mein Gefängnis einmal zu umrunden. Aber das Ergebnis war mehr als enttäuschend. Es gab hier unten nichts als schwarze, erkaltete Lava. Und den Gedanken, an der Wand emporsteigen zu wollen, verwarf ich beinahe schneller, als er mir gekommen war.
    Enttäuscht ließ ich mich an der Wand zu Boden sinken, zog die Knie an den Körper und schloss die Augen. Müdigkeit griff wie eine unsichtbare warme Hand nach mir und selbst das Klopfen und Pochen der zahllosen Prellungen und Hautabschürfungen, die ich davongetragen hatte, sank auf ein fast erträgliches Maß herab. Die Wärme des Bodens tat gut.
    Ich muss wohl eingeschlafen sein, denn als ich erwachte, fühlten sich meine Augenlider taub und geschwollen an und auf meiner Zunge lag ein unangenehmer Geschmack.
    Und es war das Gefühl, angestarrt zu werden, das mich geweckt hatte.
    Abrupt sah ich auf.
    Auf der Mauer über mir stand eine Gestalt, hoch aufgerichtet, schlank und von fast menschlichen Proportionen,

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