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Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Titel: Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schon sehr lange hier unten leben mussten.
    Obwohl sie zu sechst waren, erfüllte mich ihr Anblick eher mit Mitleid als mit Schrecken. Selbst in meinem momentanen Zustand wäre ich vermutlich mit ihnen fertig geworden, hätte ich einen Fluchtversuch gewagt.
    Aber ich wagte ihn nicht. Ich zweifelte nicht daran, dass der Knöcherne nicht allzu weit entfernt war und eingreifen würde, sollte ich ernsthaften Widerstand leisten. Und selbst wenn es mir gelungen wäre zu fliehen – wohin sollte ich wohl gehen? Ich befand mich mitten in den Eingeweiden eines aktiven Vulkanes und der einzige Weg nach draußen, den ich kannte, begann dreißig Yards über meinem Kopf. Unerreichbar.
    So ließ ich es also geschehen, dass mich meine bizarre Eskorte am Ufer des Lavasees entlangtrieb, obgleich der glühende Atem der Lava meine Haut versengte und mir die Tränen in die Augen trieb.
    Wir umrundeten den See aus flüssigem Stein. Als wir uns der jenseitigen Höhlenwand näherten, sah ich, dass sie keineswegs so massiv war, wie es von weitem den Anschein gehabt hatte – in der titanischen Wand aus schwarz verbrannter Lava klafften zahllose Risse und Spalten, viele davon groß genug, um der Eingang zu anderen Höhlen oder Stollen sein zu können. Aus manchen drang düsteres rotes Licht, das mir sagte, dass das feurige Blut des Berges auch jenseits der steinernen Barriere kochte. Meine Bewacher trieben mich auf einen dieser Risse zu, blieben jedoch stehen, kurz bevor wir ihn erreichten. Einer von ihnen bedeutete mir mit einer befehlenden Geste zu warten, wechselte ein paar Worte in einer mir nicht geläufigen Sprache mit seinen Kameraden und verschwand geduckt in dem anschließenden Gang.
    Schon nach wenigen Augenblicken kam er zurück, begleitet von einem zweiten, etwas weniger ausgemergelten Burschen, der mit raschen Schritten auf mich zutrat, die Hand unter mein Kinn legte und meinen Kopf hin und her drehte, um mich zu mustern wie ein Pferdehändler ein Tier, das ihm zum Kauf angeboten wurde.
    Wäre ich ein Pferd gewesen, hätte er mich wahrscheinlich nicht gekauft, denn seine Reaktion schien mir alles andere als erfreut. Ich verstand die Sprache, in der er und die Hungerleidertypen sich unterhielten, nicht, aber der Tonfall und die zornigen Gesten, mit denen er seine Worte begleitete und immer wieder auf mich deutete, sagte mir genug. Einen Moment lang schien beinahe so etwas wie ein Streit zwischen ihm und den Männern, die mich hergebracht hatten, zu entbrennen, dann beendete er die Diskussion mit einer heftigen Geste, packte mich an der Schulter und stieß mich mit erstaunlicher Kraft vor sich her.
    Das halbe Dutzend Männer blieb hinter uns zurück, als wir in den Gang eindrangen. Der Stollen war nicht künstlich geschaffen, sondern durch unterirdische Spannungen im Fels entstanden, denn seine Wände waren unregelmäßig geformt und roh; von der Decke hingen messerscharfe Stalaktiten aus Lava und ein paarmal klafften im Boden finstere Risse, die mein neuer Bewacher behutsam umging. Aus einigen davon drangen flackerndes rotes Licht und Hitze.
    Ich fühlte mich mit jedem Schritt unbehaglicher. Es lag nicht allein an der Tatsache, dass ich ein Gefangener war – ein ziemlich hilfloser Gefangener noch dazu im Moment –, sondern mehr an meiner Umgebung. Ich glaubte die Wut der Lava, die überall um uns herum den Berg erfüllte, beinahe körperlich zu spüren. Der Krakatau war ein tätiger Vulkan, das hatte ich auch vorher gewusst – aber was ich nicht gewusst hatte, war die ungeheuerliche Wut, mit der sein brodelndes Herz schlug. Manchmal hatte ich das Gefühl, den Boden unter meinen Füßen vor Anspannung beben zu fühlen. Es war, als liefe ich auf – nein, verbesserte ich mich in Gedanken – in einer ungeheuerlichen Bombe, deren Zündschnur bereits brannte …
    Ich versuchte den Gedanken zu verdrängen, aber die schreckliche Vorstellung wurde dadurch eher noch schlimmer. Ich hatte den Krakatau gesehen, einen anderthalb Meilen hohen Giganten, aus dessen Krater das lodernde Rot der Höllengluten strahlte, die in seinem Inneren tobten. Aber einen Berg zu sehen und zu glauben, die kochende Lava unter Meilen und Meilen von Fels begraben zu wissen, und dann in seinem Inneren zu sein und zu erkennen, dass seine Schale in Wahrheit nur wenige Yards dick war, das waren zwei grundverschiedene Dinge.
    Ob die wahnsinnigen Templer über mir überhaupt wussten, dass sie ihr Lager auf einem Pulverfass errichtet hatten, dessen Deckel aus

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