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Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Titel: Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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tauchte eine Hand aus seinem Zentrum.
    Shannon erstarrte schier vor Entsetzen, als er sah, wie sich ein dunkler Körper unter der glühenden Lava abzuzeichnen begann. Die Spinnenhand versank wieder, aber nur, um Augenblicke später erneut aufzutauchen, gefolgt von einem Arm, einem grotesken gesichtslosen Schädel und den knochigen Schultern des furchtbaren Wesens. Flammen umhüllten seinen Körper und die Hitze schien sprunghaft zu wachsen, als versuche die Lava mit aller Macht, das Opfer nicht wieder herzugeben, das ihr einmal dargebracht wurde.
    Aber die unheimlichen Gewalten, die den Knöchernen am Leben erhielten, waren stärker. Langsam, als wate er durch einen zähen Sumpf, bewegte er die Arme und begann mit grotesken Bewegungen auf den Rand des Lavatümpels zuzuschwimmen.
    Shannon wartete nicht, bis er ihn erreicht hatte, sondern fuhr herum und rannte los, so schnell er konnte.
     
    »Ich habe dich gewarnt, Robert Craven«, sagte Dagon leise. Seine Stimme klang fremd; anders, als ich sie in Erinnerung hatte. Etwas war daraus verschwunden, als hätte er nun auch noch den letzten Rest seiner Menschlichkeit verloren. »Du hättest nicht kommen sollen.«
    »Du hättest die, die dir vertraut haben, nicht im Stich lassen sollen«, antwortete ich trotzig.
    Dagon starrte auf mich herab, und obwohl ich sein Gesicht noch immer nicht erkennen konnte, war ich sehr sicher, nicht die geringste Spur von Mitleid oder auch nur irgendeines anderen menschlichen Gefühles darauf zu entdecken.
    »Was ist das hier?«, fragte ich. »Hast du neue Opfer gefunden, die deinen Lügen glauben, Dagon? Oder hast du dies alles nur erschaffen, um mir ein würdiges Ende zu bereiten?«
    »Du überschätzt deinen Wert, Robert Craven«, antwortete Dagon. »Und deine Macht.«
    »So wie du?«
    Dagon schüttelte den Kopf und gab einen Laut von sich, der vielleicht ein Lachen sein mochte. »O nein, mein Freund«, sagte er leise. »Es gab eine Zeit, da habe ich mich überschätzt, doch sie ist lange her. Was auf dem Schiff geschah, hat mir gezeigt, wie gering ich bin, verglichen mit ihnen. Ich bin ein Nichts. Es hätte in ihrer Macht gestanden, mich zu vernichten, die ganze Zeit über.«
    »Ihnen?«, murmelte ich. »Du … du meinst –«
    »Jene in der Tiefe«, unterbrach mich Dagon. »Die Thul Saduun, Robert Craven. Ihre Macht ist unendlich. Es hat lange gedauert, doch jetzt habe ich begriffen. Und bereut.«
    »Bereut?« Ich schrie fast. »Dagon, du bist von Sinnen. Diese Wesen werden dich vernichten, sobald du getan hast, was sie von dir wollen!«
    »Das werden sie nicht«, widersprach Dagon ernsthaft. »Ich habe gefehlt und ich werde Buße tun. Deshalb lebe ich noch. Dies alles hier dient ihrer Größe und ihrem Weiterleben. Du hättest nicht kommen sollen.«
    Ich ignorierte den letzten Satz und starrte zu ihm hinauf. »Du willst damit sagen, dass du sie erwecken willst«, sagte ich. »Die Dämonen, vor denen du dich fünftausend Jahre lang verborgen hast, Dagon!«
    »Nicht verborgen«, widersprach Dagon. »Sie wussten die ganze Zeit über, wo ich bin und es war kein Tag, an dem sie mich nicht hätten zertreten können, wie ich einen Wurm zertrete. Was sind fünftausend Jahre für einen Gott, Robert Craven? Jetzt ist der Augenblick gekommen, meine Schuld zu bezahlen.« Er machte eine entschiedene Bewegung mit der Hand. »Genug. Sie sind ungeduldig und der Moment rückt heran. Du wirst sterben, Robert Craven. Jetzt.«
    Er trat einen Schritt vom Rande der Grube zurück und hob die Hand. Ich hörte Geräusche, ohne sie deuten zu können, dann erschienen zwei der Jammergestalten, die ich schon zuvor gesehen hatte, und traten in eindeutig demutsvoller Haltung vor den Fischgott. Sie trugen etwas zwischen sich, das ich gegen das grelle Licht nicht identifizieren konnte, aber es war größer als ein Männerkopf und rund. Auf einen stummen Wink ihres Herrn hin traten sie ganz dicht an den Rand der Grube heran, hoben den Gegenstand mit fast zeremoniellen Bewegungen hoch – und warfen ihn in die Tiefe. Ich sprang im letzten Moment beiseite, um nicht getroffen und womöglich erschlagen zu werden.
    Das runde Ding stürzte auf den Felsboden und platzte mit einem widerlichen Geräusch auseinander.
    Ein Schwall mörderischer Hitze trieb mich zurück. Aus dem Inneren des eiähnlichen Gegenstandes drang ein helles, loderndes Licht, in dessen Zentrum sich irgendetwas Finsteres wand und bewegte. Die Hitze nahm mir schier den Atem und ließ mich taumeln. Ich wich bis

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