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Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Titel: Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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antwortete das Wesen.
    »Und warum erfahre ich das erst jetzt?«
    »Es ist deine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass genügend Sterbliche da sind«, entgegnete das Wesen kalt, und fast glaubte Dagon, so etwas wie ein hämisches Lachen in dem konturlosen Gesicht zu sehen. »Wir haben getan, was wir mussten. Die Nacht rückt heran!«
    Dagon erschauderte. Die Nacht. Mit der Nacht würden die Boote kommen, die Boote, die neue Ssaddit brachten, die Höllenwürmer, die nötig waren, um ihr Kommen vorzubereiten. Und sie würden hungrig sein.
    Mit einem zornigen Ruck wandte er sich um, hob den Arm und deutete auf die beiden kleinwüchsigen Gestalten, die seine Sklaven gebracht hatten. »Ihr!«, sagte er fordernd. »Kommt her!«
    Einer der beiden reagierte sofort, während der andere wie unter einem Hieb zusammenfuhr und ihn aus vor Angst geweiteten Augen anstarrte. Dagon machte eine ungeduldige Bewegung mit der Hand und der Ausdruck von Furcht im Blick des Eingeborenen erlosch. Willenlos wie eine Puppe kam der Mann näher und blieb am Rande des Lavasees stehen, so nah, dass der flüssige Stein beinahe seine Füße berührte. Er schien die Hitze nicht einmal zu spüren.
    Dagon wandte sich zum See und hob die Arme. Dann schloss er die Augen.
    Für endlose Minuten geschah nichts. Dann, ganz sanft zuerst, als zitterte der ganze See wie unter einer inneren Spannung, begann die Oberfläche des Flammentümpels zu beben. Kreise wie von ins Wasser geworfenen Steinen bildeten sich und verliefen wieder. Schließlich begann die Lava zu brodeln, als stünde ein Ausbruch bevor.
    In der Mitte des Sees erschien ein lang gestreckter, weiß glühender Körper, massig wie ein Wal und lang wie der Mast eines Schiffes. Mit einer eleganten, fließenden Bewegung teilte er die tausend Grad heißen Fluten und tauchte wieder unter, eine zitternde, zischende Welle hinter sich herziehend, aus der erstickende Dämpfe und die Hitze der Hölle emporstiegen.
    Dagon glaubte die Gier zu spüren, die das Wesen erfüllte, als es das Leben am Ufer des brennenden Sees witterte …
     
    Es musste Mittag sein, als ich erwachte. Im Inneren der Hütte herrschte noch immer schattiges Halbdunkel, aber die Wärme war durch die dünnen Bretterwände gekrochen und lastete wie ein schmieriger Film auf meiner Haut. Vorsichtig stemmte ich mich hoch. Zu meiner Überraschung ging es erstaunlich gut. Nicht einmal meine geprellten Rippen schmerzten noch.
    »Sei vorsichtig«, sagte eine Stimme neben mir. Ich wandte den Blick, erkannte Shannon und sah ihn fragend an.
    »Du bist in keinem guten Zustand«, sagte der junge Magier erklärend. »Du darfst nicht zuviel von deinem Körper verlangen. Er könnte sich rächen.«
    »Ich fühle mich gut«, widersprach ich, aber Shannon machte nur eine unwillige Handbewegung.
    »Ich habe die verborgenen Kräfte deines Körpers aktiviert«, sagte er. »Aber, diese Reserven reichen nicht lange. Also schone dich. Du wirst deine Kräfte noch dringend brauchen.«
    Ich nickte, setzte mich – weitaus vorsichtiger – ganz auf und ließ die Beine vom Rand der wackeligen Liege baumeln, auf der ich erwacht war. In meinem Kopf war ein dumpfes Rauschen, wie eine noch nicht ganz überwundene Benommenheit, und als ich aufstehen wollte, zuckte ein dünner, aber tief gehender Stich durch meine Brust. Ich zog eine Grimasse und ließ mich wieder zurücksinken. Shannon hatte wohl Recht. Es hatte nicht allzu viel Sinn, den Helden zu spielen, nachdem man am Tage zuvor von einem Profi zusammengeschlagen worden war.
    Shannon umrundete mein Bett, ließ sich auf einen freien Stuhl sinken und reichte mir einen zerbeulten Blechteller, auf dem eine undefinierbare braune Substanz lag.
    »Was ist das?«, fragte ich, als er mir eine rostige Gabel mit verbogenen Zinken reichte.
    Shannon lächelte flüchtig. »Willst du es erst wissen oder willst du lieber erst essen?«
    Ich starrte ihn an, aber ich war mehr als bloß hungrig und so zog ich es vor, nicht über den Inhalt meines Tellers nachzudenken, sondern ihn zu verspeisen. Er schmeckte nicht halb so schlimm, wie er aussah.
    »Worauf warten wir eigentlich?«, fragte ich, nachdem ich fertig war und hastig abgewunken, hatte, als Shannon fragend auf meinen Teller deutete.
    »Auf die Nacht«, antwortete er. »Es wäre nicht gut, bei hellem Tageslicht von hier fortzugehen. Tergards Leute sind nicht dumm. Sie werden die Augen offen halten.«
    »Was weißt du über Tergard?«, fragte ich.
    Shannon zuckte mit den Achseln. »Nicht

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