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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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alles andere als Unsinn«, sagte Nemo in eindeutig bedauerndem Ton. »Dies ist die Insel Krakatau, nicht wahr?«
    Harmfeld nickte, und Nemo fuhr fort: »Der Vulkan wird ausbrechen, mon capitaine. In weniger als zwei Tagen wird fast die gesamte Insel in einer einzigen, gewaltigen Explosion vom Antlitz dieses Planeten getilgt werden.«
     
    Das Wesen fraß sich tiefer und tiefer in die Erde. Längst hatte es den Leib des Berges über sich zurückgelassen, die Insel, ja selbst den Jahrmillionen alten Granit des Meeresbodens durchstoßen, aber immer noch fraß es sich weiter. Sein Leib, heiß wie das Netz einer Sonne, hatte eine feurige Wunde in die Erde gegraben, einen flammenden Kanal, erfüllt mit kochender Lava und Hitze, aber noch hatte es sein Ziel nicht erreicht.
    Der Ssaddit hielt für einen Moment in seinem gierigen Fressen und Graben inne, um neue Kraft zu schöpfen. Rings um den schrecklichen Lavawurm herum glühte der Fels und mit dem winzigen, nur von Instinkten beherrschten Etwas, das er anstelle eines Verstandes trug, spürte er die Verlockung des feurigen Erdinneren wie einen düsteren Ruf, der von tief, tief unten erscholl. Dort war sein Ziel. Dort, im kochenden Herz der Erde, in dem die Erinnerung an die Jugend dieses blauen Planeten noch frisch war, würde er seine Erfüllung finden. Selbst er würde sterben, wenn ihn die Umarmung des flammenden Magmas umfing, aber das spielte keine Rolle. Den Weg dorthin zu graben, war der einzige Zweck seines Daseins. Seines und dem seiner zahllosen Artgenossen, die sich jetzt noch tatenlos in den sprudelnden Lavaseen des Krakatau suhlten, abwartend, aber bereit, ihm zu folgen, wenn er den Ort der Bestimmung erreicht hatte.
    Dann geschah etwas. Die verkümmerte Intelligenz des Ssaddit reichte nicht aus, die Veränderung zu erkennen, aber er spürte immerhin, dass irgendetwas in seiner Nähe geschah, dass Bewegung war, wo keine sein durfte, nicht hier, tief unter der Meeresoberfläche.
    Der Ssaddit kroch weiter. Sein schreckliches Maul verschlang Felsen und Erz und verflüssigte es, während er, zuckend und sich windend wie ein bizarrer Wurm, weiter in die Tiefe glitt.
    Und plötzlich war der massive Fels unter ihm verschwunden, sein schnappendes Maul griff ins Leere und dann stürzte die gewaltige Kreatur dreißig Yards weit in die Tiefe und schlug auf dem Boden einer Höhle auf, eines natürlichen, vor Jahrmilliarden entstandenen Hohlraumes, der noch nie das Licht der Sonne erblickt hatte. Das Wesen spürte keinen Schmerz, denn dazu war es nicht fähig, sondern wand sich nur ein paarmal wie ein getretener Wurm, hob seinen augenlosen Schädel und kroch schwerfällig zur Mitte der gewaltigen Gesteinsblase.
    Dann …
    Ein dünner, hellgrün glühender Faden aus Licht teilte die äonenalte Finsternis, berührte den Ssaddit und tötete ihn in Bruchteilen von Sekunden. Das unheimliche Glühen des Feuerwurmes erstarb und mit einem Male war die Albtraumkreatur nicht mehr als ein Stück verkrümmt daliegender schwarzer Schlacke.
    Aber das Licht erlosch nicht, sondern wanderte weiter, glitt hierhin und dorthin und verharrte schließlich in der Mitte der Höhle, genau unter der flammenden Wunde, die Dagons Kreatur in ihre Decke geschlagen hatte. Es begann zu pulsieren, wuchs, schrumpfte wieder zusammen und dehnte sich aus, bis aus der flammenden Lichtnadel ein ellipsoides Etwas aus purer Helligkeit geworden war.
    Im Inneren der unheimlichen Erscheinung begannen sich Schatten zu bilden. Eine Weile tanzten sie hektisch hin und her, als wären die Kräfte, die sie lenkten, noch nicht stark genug, sie zu einem Körper zu ballen. Dann ertönte ein heller, peitschender Laut und aus den Schatten wurde ein drei Meter hohes, monströses Etwas, ein Ding, tausend Mal schlimmer als ein Fiebertraum, tentakelpeitschend und geifernd, mit riesigen, blutig roten Augen. Mit einem einzigen Schritt trat der Gigant aus dem leuchtenden Tor heraus. Unter seinen Füßen bebte der Boden und als er an den verendeten Ssaddit herantrat und ihn mit einem seiner zahllosen Gliedmaßen berührte, zerfiel der Kadaver zu feiner, grauer Asche.
    Für eine Weile stand der Riese einfach da, starrte ins Nichts und schien zu lauschen. Dann, mit einer Bewegung, die seinem plumpen Äußeren Hohn sprach, drehte er sich herum und trat wieder in das Tor hinein. Das grüne Lichtmeer zuckte und wogte wie bewegtes Wasser hinter ihm und kaum war sein Körper mit dem Glühen verschmolzen, schrumpfte es wieder zu einem

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