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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sein. Dagons Männer -«
    »Dagon«, unterbrach mich Jennifer mit sonderbarer Betonung, »hat im Augenblick anderes zu tun, glaube mir.«
    »Ist das eine Vermutung – oder weißt du es?«
    »Ich weiß es«, sagte Jenny ungeduldig.
    »Aber die Frage, woher, wirst du mir sicher nicht beantworten«, vermutete ich.
    »Sicher nicht«, sagte Jennifer.
    Ich seufzte, hob mein Gewehr ein wenig höher und blinzelte ein paarmal, damit sich meine Augen, die noch an das grelle, vom Meer zusätzlich reflektierte Sonnenlicht gewöhnt waren, schneller auf das rote Halbdunkel hier unten einstellten. Ich erkannte trotzdem kaum mehr. Vor uns waren Schatten und große Bereiche absoluter Finsternis, in denen sich eine ganze Armee hätte verbergen können, ohne dass ich sie gesehen hätte.
    Ein immer stärker werdendes Gefühl der Beklemmung machte sich in mir breit, je weiter wir in den Stollen eindrangen. Bald schrumpfte der Eingang hinter uns zu einem Fleck zusammen und das düstere, drohende Leuchten der Lava nahm zu. Die Hitze wurde unerträglich. Der Fels, über den wir gingen, war so heiß, dass ich es durch die Stiefelsohlen hindurch spürte.
    Howards Worte klangen in mir nach: »Der Vulkan wird ausbrechen, in einer einzigen gewaltigen Eruption«, und mit einem Male schienen sie eine ganz andere, unheimliche Bedeutung zu gewinnen. Bisher war mir die Vorstellung erschreckend und beunruhigend vorgekommen, aber sie hatte mich trotz allem nicht wirklich erschreckt; irgendwie war der Gedanke zu abstrakt, wie die Nachricht von einem schrecklichen Unglück, das andere getroffen hat, aber jetzt – Gott im Himmel, dieser Vulkan würde in wenigen Stunden explodieren, und ich befand mich auf dem Weg in sein Zentrum!
    Für einen Moment drohte mich Panik zu übermannen. Ich kämpfte sie nieder, aber es blieb eine starke Unruhe zurück. Meine Hände zitterten ganz leicht.
    Nach einer Weile erreichten wir das Ende des Stollens. Zur Rechten erstreckte sich ein weiterer gewölbter Gang, während sich der Tunnel zur Linken nach wenigen Schritten hinter einer Biegung verlor, hinter der das Zentrum des roten Glühens liegen musste; den Geräuschen und der Hitze nach zu urteilen wohl nichts anderes als ein gigantischer Lavasee. Ich verspürte keine besondere Lust, in diese Richtung zu gehen.
    »Gehen wir nach rechts«, schlug ich vor.
    Jennifer antwortete nicht, aber das fiel mir erst auf, nachdem ich mich schon halb herumgedreht und einen Schritt in den Gang hineingetan hatte.
    Verärgert blieb ich stehen, drehte mich ganz herum – und starrte verblüfft ins Leere.
    Jennifer war nicht mehr da. Der Gang hinter mir war leer.
    »Jenny?«, rief ich. »Wo bist du?« Ich lauschte einen Moment, aber alles, was ich hörte, war das verzerrte Echo meiner eigenen Stimme und das unablässige Brodeln und Zischen der Lava.
    »Verdammt noch mal, was soll das?«, rief ich, schon ein wenig lauter. »Wir haben keine Zeit für Spielchen!«
    Aber es war auch kein Spiel. Jennifer war verschwunden. Entweder zurückgeblieben oder – und diese Vermutung lag erstens näher und war zweitens weit unangenehmer – in den anderen Gang hineingegangen, ohne dass ich es bemerkt hatte.
    Ich schluckte einen Fluch herunter, packte mein Gewehr fester und machte mich mit klopfendem Herzen auf.
    Das rote Licht steigerte sich zu einer grellen Lohe, kaum dass ich die Gangbiegung erreicht hatte. Alles, was weiter als zehn oder fünfzehn Schritte vor mir lag, schien in einem Meer roter Helligkeit aufgelöst zu sein wie in brennender Säure. Meine Haut begann zu prickeln. Die Metallteile des Gewehres wurden unerträglich heiß. Für einen Moment steigerte ich mich in die absurde Vorstellung hinein, dass die Hitze so weit ansteigen würde, bis die Munition meiner Waffe explodierte. Ich verscheuchte den Gedanken und ging weiter.
    Nach einem Dutzend Schritte weitete sich der Gang zu einer gewaltigen, domartigen Höhle, die von wabernder Hitze und dem Zischen und Gluckern weiß glühender Lava erfüllt war. Abrupt blieb ich stehen.
    Direkt vor mir begann eine Art steinerner Brücke, aber ich wagte nicht, sie zu betreten, denn die Lava war so weit in die Höhe gestiegen, dass der Fels nur mehr wenige Finger breit aus der kochenden Masse herausragte. Selbst wenn er mein Gewicht noch trug – wovon ich nicht unbedingt überzeugt war –, musste er glühend heiß sein.
    Von Jennifer war keine Spur zu sehen. Aber das war es nicht einmal, was mich so abrupt stehen bleiben ließ. Es war vielmehr der

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