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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mich von der Treppe gezerrt hatte. Erst jetzt bemerkte ich überhaupt, dass ich vor lauter Schrecken den Atem angehalten hatte.
    Dagon musterte mich kalt. »Du bist ein verdammter Narr, hierher zu kommen«, sagte er. »Warum hast du nicht dein Schiff bestiegen und bist davongefahren? Jetzt stirbst du.«
    Ich antwortete nicht, obwohl ich für einen Moment das sichere Gefühl hatte, dass Dagons Worte einem ganz bestimmten Zweck dienten. Fast kam es mir vor, als wolle er mir irgendetwas mitteilen, etwas Bestimmtes, das er aus irgendeinem Grund nicht klar auszudrücken wagte.
    Hinter mir waren Schritte. Ich drehte mich herum, darauf gefasst, eine von Dagons Kreaturen zu gewahren, einen der fürchterlichen Knochenmänner, vielleicht auch einen seiner lebenden Sklaven.
    Aber es war keines von beiden. Hinter mir stand ein hochgewachsener, ganz in mattes Schwarz gekleideter Mann, dessen wasserklare Augen mich mit erbarmungsloser Härte anblickten.
    »Ich kann dir sagen, warum er gekommen ist, Dagon«, sagte Shannon kalt. »Meinetwegen. Dieser romantische Narr ist hier, weil er glaubt, mir helfen zu müssen.« Er lachte, ein Laut, der mir einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ. »Helfen«, sagte er noch einmal und bog sich vor Lachen.
    Einen Moment lang blickte ich ihn an, dann wieder Dagon, dann noch einmal Shannon; und für einen ganz kurzen Augenblick wusste ich nicht einmal, vor wem ich mehr Angst hatte – vor Dagon, der nun auch körperlich zu dem Ungeheuer zu werden begann, das er schon immer gewesen war, oder vor Shannon, der äußerlich unverändert schien, in Wahrheit aber vielleicht das größere Ungeheuer war.
    »Ich dachte einmal, wir wären Freunde«, sagte ich leise.
    »Freunde?« Shannon runzelte die Stirn, als müsse er ernsthaft über die Bedeutung dieses Wortes nachdenken. Dann nickte er. »O ja«, sagte er. »Freunde, sicher. Natürlich sind wir das. Und aus diesem Grunde werde ich dir auch einen letzten Freundschaftsdienst erweisen, Robert. Du wirst von meiner Hand sterben. Ganz freundschaftlich.«
     
    Der Kampf war vorüber, noch ehe er wirklich begonnen hatte. Es mussten Dutzende von Untoten sein, die aus dem Meer gekommen und über die Zuidermaar und ihre Besatzung hergefallen waren, und es war kein sehr fairer Kampf gewesen. Auf einen von Harmfelds Marinesoldaten waren drei oder vier der schrecklichen Wesen gekommen und es waren Gegner, die weder Tod noch Schmerzen kannten.
    Trotzdem – das sah Howard, nachdem er seinen ersten Schrecken überwunden hatte – war kaum einer von Harmfelds oder Nemos Männern ernsthaft verletzt, sah man von einigen Beulen und Kratzern ab.
    Die Untoten hatten ihre Gefangenen auf dem Achterdeck des Kriegsschiffes zusammengetrieben. Howard gewahrte Harmfeld selbst unter seinen Männern und nach kurzem Suchen fand er auch Nemo, wie alle anderen mit auf dem Rücken zusammengebundenen Händen, aber unverletzt. Der Blick, den der Kapitän der NAUTILUS ihm zuwarf, war von einem stummen Vorwurf erfüllt.
    »Sie sehen, bisher ist niemandem ernsthaft geschadet worden«, sagte Jennifer. »Und wenn Sie vernünftig sind, bleibt das auch so.«
    Howard starrte sie an. »Was soll das heißen?«
    »Das wissen Sie genau«, antwortete Jennifer kalt. »Aber ich kann es gerne noch einmal in aller Deutlichkeit sagen, wenn Ihnen danach ist: Das Leben dieser Männer liegt in Ihrer Hand, Lovecraft. Ganz allein.« Sie lächelte, drehte sich um und hob den Arm. Oben, auf dem Deck der Zuidermaar, lösten sich vier ihrer untoten Sklaven aus ihrer Erstarrung, stiegen die kurze Treppe zum Achterdeck hinauf und zerrten einen Matrosen aus der Gruppe heraus. Der Mann begann zu schreien und sich verzweifelt zu winden, aber die vier Schreckensgestalten waren viel zu stark für ihn. Ohne seine Gegenwehr auch nur zu beachten, zerrten sie ihn zur Reling, hoben ihn hoch und drückten seinen Oberkörper über das hölzerne Gelände.
    »Entscheiden Sie sich, Lovecraft«, sagte Jennifer kalt. »Sie werden ihn fallen lassen und dafür sorgen, dass er nicht wieder auftaucht.«
    »Das ist Erpressung«, sagte Howard.
    Jennifer nickte. »Eine ganz besonders gemeine Art von Erpressung sogar«, sagte sie. »Aber ich habe keine Wahl. Ich werde alle fünf Minuten einen Mann hinrichten lassen, bis Sie zustimmen.«
    »Hinrichten?« Howard kreischte fast. »Kaltblütig ermorden, meinen Sie.«
    Jennifer zuckte gleichmütig mit den Achseln. »Nennen Sie es, wie Sie wollen«, sagte sie. Sie seufzte, sah Howard

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