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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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plötzlich konnte ich die Zuidermaar in aller Deutlichkeit erkennen.
    Genauer gesagt, das, was ich für die Zuidermaar gehalten hatte.
    Das Schiff war ein Wrack.
    Nicht sehr weit von der Küste entfernt und mit deutlicher Schlagseite dümpelte es im Meer, Rumpf und Aufbauten so dick mit Algen und Tang überwuchert, dass seine ursprüngliche Farbe nicht mehr zu erkennen war, die Masten schräg und verbogen, als wären sie von einem ungeschickten Riesenkind in den Rumpf gerammt worden, das Segelzeug nur mehr Fetzen, die vor Schmutz allein standen.
    Und langsam, ganz langsam, begriff ich …
    Das Schiff, von dem ich mir Rettung versprochen hatte, war nicht die Zuidermaar. Es war nichts anderes als die Van Helsing, De Cruyks schwimmender Mülleimer, mit dem er vor der Küste der Insel kreuzte und nach Opfern für seine teuflischen Rituale suchte. Nachdem Tergard und seine verbrecherischen Organisationen dorthin gegangen waren, wo sie hingehörten – nämlich zum Teufel –, hatte ich den schweinsäugigen Piratenkapitän glatt vergessen.
    Aber jetzt war er da – und wenn ich mir von ihm Hilfe erwartete, konnte ich genauso gut nach R’Lyeh schwimmen und Cthulhu selbst um Beistand anflehen …
    Als wäre dieser Gedanke ein Stichwort gewesen, auf das das Schicksal nur gewartet hatte, hörte ich plötzlich Stimmen und ein gutes halbes Dutzend Männer tauchte links von mit aus dem Nebel auf. Ich sprang vollends hoch, hob die Hände und wich ein paar Schritte zurück, entschlossen, mein Leben so teuer wie nur möglich zu verkaufen.
    Aber es waren keine von De Cruyks Schmuddel-Piraten, sondern Männer der Zuidermaar, angeführt von einem von Nemos Matrosen. Sie schienen genauso überrascht zu sein, mich zu sehen, wie ich umgekehrt sie, denn sie blieben abrupt stehen. Zwei oder drei von ihnen begannen auf holländisch zu schnattern, während sich der Matrose der NAUTILUS nach kurzem Zögern aus der Gruppe löste und auf mich zukam.
    »Sie, Monsieur?«, fragte er verwirrt. »Wir … wir hielten Sie für tot!«
    »Viel hat auch nicht gefehlt«, antwortete ich grimmig. »Was ist geschehen? Wo sind die Zuidermaar und die NAUTILUS und wie kommt dieses Schiffswrack hierher?«
    Der Mann blickte mich mit sonderbarem Ernst an, atmete hörbar ein und begann mit leiser, fast ausdrucksloser Stimme zu erzählen …
     
    Der Dschungel hätte überquellen müssen vor Leben, aber er war tot. Die riesigen, mehr als baumhohen Farngewächse, die in bizarrer Eintracht mit tausend Jahre alten Mangrovenbäumen und schuppenhäutigen Riesenmagnolien wuchsen, lagen wie erstarrt da. Der Chor schriller, pfeifender, kreischender und krächzender Stimmen, der so zu diesem Urwald gehörte wie die brennende Sonne am Himmel, war verstummt. Selbst der Wind hatte innegehalten und der einzige Laut, der dann und wann durch die lastende Stille drang, war das dumpfe Grollen des Vulkans, dessen gigantisches steinernes Haupt sich weit im Norden gegen den Himmel reckte.
    Das Mädchen war im Laufe der letzten halben Stunde immer langsamer geworden. Der Weg war anstrengend, denn er führte beständig bergauf, und der Dschungel war so gut wie undurchdringlich, selbst für jemanden, der über übermenschliche Kräfte verfügte. Ein paarmal war das Mädchen Tieren, begegnet, kleinen pelzigen Räubern, die fiepend die Flucht ergriffen hatten, aber auch den großen geschuppten Echsen, die die Herren dieser Welt waren, und es hatte sich verbergen müssen, bis die Ungeheuer weitergezogen waren.
    Aber das war es nicht, was seine Schritte immer langsamer hatte werden lassen.
    Trotz allem hatte es Angst. Keine Angst vor den Gefahren dieses Dschungels. Nicht einmal Angst vor dem Tod – wie konnte es auch, denn es war längst gestorben, tausend Mal – sondern Angst vor dem, was es dort oben, auf dem Gipfel des Flammen speienden Riesenvulkanes, erwarten mochte.
    Manchmal, wenn es an einer Stelle vorüberkam, an der das Blätterdach des Dschungels weniger dicht war, blickte es auf und sah die Schatten um den Krater tanzen. Dinge wie zusammengeballte Finsternis, ohne wirkliche Umrisse, ohne Körper, ohne festes Aussehen. Dinge voller Furcht und Entsetzen, die nichts anderes waren als das Gestalt gewordene Böse an sich.
    Nein – es fürchtete den Tod nicht. Es hatte mit seinem Leben abgeschlossen, lange ehe es diese bizarre Reise zweihundertfünfzig Millionen Jahre in die Vergangenheit seiner Welt angetreten hatte.
    Aber es mochte Dinge geben, die schlimmer waren als der

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