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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Tod.
    Tausendmal schlimmer.
     
    »Sie sind also beide fort?«, fragte ich leise. »Die Zuidermaar und die NAUTILUS?«
    Henri – der Mann, der mir die ganze Geschichte erzählt hatte, nickte. »Ja. Kapitän Nemo hat uns alle an Land geschickt – bis auf vier Freiwillige, die er brauchte, um die NAUTILUS notdürftig manövrieren zu können. Die Zuidermaar ist kurz danach ausgelaufen, in westlicher Richtung.« Er deutete aufs Meer hinaus. »Wir anderen haben versucht, die Van Helsing zu bemannen und loszusegeln, aber dieses Schiff ist ein schwimmendes Wrack. Ich verstehe nicht, wie De Cruyk es fertig gebracht hat, auch nur eine Meile damit zu fahren, ohne abzusaufen.« Er seufzte. »Wir werden Tage brauchen, ehe wir auslaufen können.«
    »Ich fürchte, so viel Zeit bleibt uns nicht«, antwortete ich leise. Hinter uns stieß der Vulkan eine neue, brüllende Flammensäule aus, als wolle er meine Worte unterstreichen, und Henri wurde noch ein bisschen blasser, als er ohnehin schon war.
    »Dann … dann ist es wahr?«, flüsterte er. »Es stimmt, was Kapitän Nemo gesagt hat?«
    »Dass die ganze Insel in die Luft fliegen wird?« Ich nickte. »Ich fürchte, ja. Haben Sie daran gezweifelt?«
    Henri antwortete nicht, aber sein Blick sprach Bände.
    »Wer hat das Kommando hier?«, fragte ich; eigentlich nur, um überhaupt etwas zu sagen und die Stille nicht übermächtig werden zu lassen. »Harmfeld?«
    »Nein.« Henri lächelte traurig. »Er ist verschwunden. Ich fürchte, dieser De Cruyk hat ihn mitgenommen. Im Moment bin ich wohl der dienstälteste Offizier. Aber wir stellen uns gerne unter Ihr Kommando, Monsieur.«
    »Mein Kommando?« Ich versuchte zu lachen, aber es gelang mir nicht ganz. »Ich weiß mit Mühe und Not, dass ein Schiff mit dem Kiel nach unten im Wasser liegen muss, Henri«, sagte ich. »Sie sind dafür weit besser geeignet als ich. Lassen Sie es so, wie es ist. Aber wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, dann bringen Sie dieses Wrack dort draußen zum Schwimmen, ganz gleich wie. Schlimmstenfalls rudern Sie es. Wenn sie nicht in ein paar Stunden von hier verschwunden sind, sind sie alle verloren!«
    Henri schien mehr enttäuscht als erschrocken und plötzlich begriff ich, dass er mir das Kommando über das kleine Häufchen Überlebender nicht etwa angeboten hatte, weil er meinen nautischen Kenntnissen vertraute, sondern weil er unter der Belastung schlichtweg zusammenzubrechen drohte.
    »Es tut mir Leid«, sagte ich.
    Henri nickte. »Schon gut, Monsieur.« Einen Moment lang starrte er auf das Meer hinaus, dann gab er sich einen sichtlichen Ruck und deutete auf die Van Helsing. »Wir müssen an Bord gehen«, sagte er. »Sie auch, Monsieur. Die Insel ist nicht mehr sicher.«
    Der Gedanke, freiwillig auch nur einen Fuß auf diesen Seelenverkäufer zu setzen, behagte mir absolut nicht. Aber ich hatte wohl keine Wahl. Krakatau begann zu zerbrechen, das war mir auf dem Wege hierher mit aller Deutlichkeit klar geworden. Und ich half niemandem, wenn ich aus purem Stolz das Risiko einging, in einer plötzlich aufbrechenden Erdspalte zu ersticken oder von einem Lavabrocken erschlagen zu werden. Vielleicht konnte ich mich dort drüben ein wenig nützlich machen. Die Vorstellung, den Rest des Tages untätig zu verbringen und darauf zu warten, dass die Welt unterging, war mir ohnehin unerträglich.
    Etwas mehr als zweihundertfünfzig Millionen Jahre in der Vergangenheit und nur wenige Meilen weiter östlich fügten schmale, grausam verbrannte Hände zwei blitzende Schalen aus Kristall zusammen, und …
    Ich wandte mich um, wartete, bis Henri an mir vorübergegangen war, und setzte mich ebenfalls in Bewegung. Nur wenige Schritte vor uns schaukelte ein kleines Ruderboot in der Dünung. Henri und zwei …
    … ein schmallippiger, in ein Gesicht aus Narben und nur halb verheilten, nässenden Brandwunden eingebetteter Mund flüsterte dunkle, fremdartig klingende Worte dazu. In den beiden Kristallschalen, die jetzt eine flachgedrückte Kugel bildeten, begannen …
    … der Matrosen begannen den Kahn rasch vom Ufer wegzustaken, kaum dass ich an Bord gestiegen und mich hastig gesetzt hatte. Das Meer war erstaunlich ruhig, nach all dem Chaos, das ich beobachtet hatte, aber am Himmel brodelten noch immer schwarzrote Wolken und der Wind war unerträglich heiß. Das Ufer fiel rasch zurück und wie von selbst suchte …
    … orangerote, zähe Nebel zu wallen. Einen Moment lang zeichnete sich ein bizarrer Schatten im Inneren der

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