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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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langsamen, qualvollen Tod. Krakatau, der Gott der Majundes, hatte seine schreckliche Stimme erhoben und mit jedem Schrei des Vulkans kam das Ende näher. Ganz gleich, was Jennifer gesagt hatte – es begann nicht erst morgen bei Sonnenaufgang, sondern schon jetzt. Das Chaos hatte seine Hand bereits nach Krakatau ausgestreckt und sein Griff war fürchterlich.
    Ich erreichte den Waldrand, lehnte mich gegen einen Baum, der mir massiv genug erschien, nicht beim nächsten Erdstoß umzukippen und mich unter sich zu begraben, und rang einen Moment keuchend nach Atem. Meine Lungen brannten. Die Luft schmeckte bitter und heiß und die schwarze Lavaasche tanzte wie finsterer Regen vor mir auf und ab.
    Alles, was ich anfasste, fühlte sich heiß und schmierig an. Der Dschungel dampfte und immer wieder flackerten kleinere Brände auf. Die meisten erloschen sofort wieder, denn Krakatau war von einem tropischen Regenwald bedeckt, der mit Feuchtigkeit vollgesogen war wie ein großer grüner Schwamm. Aber wenn die Hitze weiter so anstieg, dann würde es nicht mehr lange dauern, bis die ganze Insel wie eine gigantische Fackel in Flammen aufging; lange, bevor der Krakatau eruptierte.
    Ich versuchte den Gedanken zu verscheuchen, atmete tief ein und lief weiter. Die Sonne war vor zwei Stunden aufgegangen, und wenn Howard seine Drohung wahrgemacht hatte, dann würde ich den Strand leer vorfinden. Die Frist, in der er auf mich warten wollte, war abgelaufen. Aber irgendwie konnte ich nicht so recht daran glauben, dass er mich im Stich lassen würde. Vielleicht wollte ich es auch nicht.
    Die letzten Bäume wichen zur Seite, als ich rücksichtslos durch das Unterholz brach, und dann lag die Stadt vor mir – oder das, was davon übrig geblieben war. Der Feuerregen und die unablässigen Erdstöße hatten das, was der Brand übersehen hatte, endgültig vernichtet. Der Ort lag in Trümmern. Überall qualmte und brannte es und quer über die Hauptstraße zog sich ein meterbreiter, klaffender Riss, aus dem Funken und fettiger schwarzer Qualm emporstiegen.
    Die Küste war hinter einem Vorhang aus Rauch und brodelndem Dampf verschwunden, so dass ich die Zuidermaar nur als verschwommenen schwarzen Schatten erkennen konnte, der ab und zu auftauchte und sofort wieder hinter kochenden Schwaden verschwand.
    Der Umstand, das Schiff noch immer hier vorzufinden, hätte mich warnen müssen. Schließlich hatte Nemo die Zuidermaar schlichtweg gekapert, um sie zur Rettung der Inselbewohner einzusetzen. Aber ich war im Moment viel zu erleichtert, überhaupt noch ein Anzeichen menschlichen Lebens zu sehen, um mehr als einen Gedanken darauf zu verschwenden.
    So schnell ich konnte, rannte ich weiter, setzte mit einem gewagten Sprung über die Erdspalte hinweg und lief durch eine bizarre Allee aus brennenden Häusern weiter zur Küste herab.
    Gestalten tauchten aus dem kochenden Gemisch aus Nebel und Vulkanstaub auf, verschwanden wieder und erschienen erneut. Es waren Männer in den blau-weiß gestreiften Hemden der niederländischen Marine, dazwischen aber auch vereinzelte Matrosen, die ich von der NAUTILUS her kannte. Ich hob im Laufen die Arme und schrie aus Leibeskräften, aber das Brüllen des Vulkans verschluckte jeden anderen Laut; wahrscheinlich sahen mich die Männer inmitten des Chaos überhaupt nicht.
    Ich schluckte einen Fluch herunter, rannte schneller und erreichte den schmalen weißen Sandstreifen, der vor der Brandungslinie lag. Der Geruch nach heißem Wasser und brennender Erde nahm mir den Atem. Die Gischt spritzte hoch auf und das Meer war aufgewühlt, als winde es sich in Krämpfen. Das gestrandete Boot, das ich am Tage zuvor bemerkt hatte, brannte lichterloh, von einem Lavabrocken in zwei Teile zerschmettert und in Brand gesetzt; und ein Stück vor der Küste musste eine unterseeische Magmaader aufgebrochen sein, denn das Meer kochte und spie Dampf und kleine zischende Steinbrocken in den Himmel.
    Ich wandte mich nach links, sah den Schatten der Zuidermaar wie einen Schemen hinter den grauschwarzen Schwaden auftauchen und lief darauf zu, so schnell ich konnte.
    Wieder bebte die Erde wie unter einem Hammerschlag – und diesmal vermochte ich der Erschütterung nicht mehr standzuhalten. Ich stolperte, fiel der Länge nach ins knietiefe Wasser und kam keuchend und nach Atem ringend wieder hoch. Eine Welle brühheißer Luft fauchte von der Insel herab aufs Meer hinaus, versengte meinen Rücken und trieb die Nebelschwaden auseinander – und

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