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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einmal gesagt. Ist dein Gedächtnis von so kurzer Dauer, Mensch?«
    »Nein«, antwortete ich. »Ich erinnere mich sogar noch ganz gut. Als wir uns das letzte Mal sahen, sagtest du, dass wir Feinde sein würden, wenn wir uns wieder begegnen.«
    »Das stimmt«, sagte Jennifer. »Aber es war ein Irrtum. Du und ich sind zu wichtig, als dass wir uns bekämpfen dürften. Auch mir unterlaufen Fehler.«
    »So wie der mit Necron?«, fragte ich spitz.
    Ein Schatten huschte über Jennifers Gesicht. »Er wird bestraft werden für das, was er tat«, versprach sie.
    »So?«, fragte ich. »Er hat das zweite SIEGEL, wenn ich mich recht erinnere. Du wirst dich beeilen müssen, wenn du ihn bestrafen willst. Möglicherweise kannst du es bald nicht mehr.«
    Ich wollte noch mehr sagen, aber in diesem Moment erschütterte ein harter Schlag den Boden und als ich erschrocken den Blick hob, sah ich eine gewaltige Säule aus Feuer und schwarzer Vulkanasche aus dem Krater des Krakatau schießen.
    »Ist das … der Anfang?«, fragte ich stockend. Plötzlich war die Angst wieder da.
    Jennifer schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie. »Noch nicht. Es ist nur das Wasser, das in den Berg eindringt. Aber es beginnt. Bald.« Sie stand ebenfalls auf, berührte mich an der Schulter und deutete mit der anderen Hand nach Westen, zur Küste herab.
    »Geh jetzt«, sagte sie. »Geh zur Küste und rette dich.«
    Ich machte einen Schritt, blieb aber noch einmal stehen und sah zu ihr zurück. »Wie lange noch?«, fragte ich.
    »Morgen«, antwortete Jennifer. »Morgen, kurz bevor die Sonne erwacht, wird diese Insel untergehen. Rette dich, solange du noch kannst.«
    »Und … Dagon? Dagon und die Thul Saduun?«
    »Ich werde sie vernichten«, sagte Jennifer. »Und nun geh.«
    Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um und ging, blieb aber nach wenigen Schritten noch einmal stehen und blickte zurück.
    Jennifer war verschwunden. Nur der Dschungel war noch da. Und ein Berg, der Feuer und Asche in den Himmel schleuderte.

 

     
     
    Das Wesen bewegte sich träge in der Strömung. Sein Leib, aufgequollen und unförmig, erinnerte eher an ein von der Brandung zerschlagenes Stück Treibholz, eingewoben in ein Netz von Fäden und knotigen Anhängseln, die sich erst bei genauerem Hinsehen als Gliedmaßen erwiesen. Endlos lange hatte es wie tot dagelegen, nicht geatmet, sich nicht bewegt. Nur die Strömung hatte dann und wann mit einem seiner Glieder gespielt, die mächtigen, ledrigen Schwingen gepackt und entfaltet oder seinen gewaltigen Leib gegen den Felsen geschleudert.
    Und doch lebte es. Ein schreckliches, unheiliges Leben …
    Jetzt, nach einer Ewigkeit, öffnete es träge ein Auge. Die Bewegung hätte auf jeden Beobachter harmlos gewirkt, ein Reflex vielleicht auf den Schmerz, den ihm die scharfkantigen Felsen zufügten, gegen die er immer wieder geworfen wurde.
    Aber das war es nicht.
    Es war schlimmer. Tausendfach schlimmer. Wie der erste Stein, der noch harmlos zu Tal rollt und doch eine vernichtende Lawine auslösen kann, war dieser eine Lidschlag der erste Akt in einem Geschehen, das sehr wohl das Schicksal der ganzen Welt verändern mochte. Der erste Schritt, den es wenig später tat, war der erste Zug in einem Krieg, der hier, auf dieser unscheinbaren kleinen Insel in der Sundastraße, seinen Anfang nehmen sollte.
    Noch ahnte niemand etwas davon. Noch spürten die Menschen, die hoch über der Höhle das Erwachen der Sonne beobachteten, allenfalls eine gewisse Beunruhigung, die sie sich nicht zu erklären vermochten – aber der Krieg der Götter hatte in diesem Augenblick begonnen.
     
    Über der Insel brannte der Himmel. Tief hängende, von glühender Vulkanasche blutig rot gefärbte Wolken brodelten wie kochender Nebel dicht über den Wipfeln der Urwaldriesen. In fast regelmäßigen Abständen erzitterte die Erde wie unter dem Tritt eines unsichtbaren Giganten und gelegentlich zerrissen grelle Blitze die dräuenden Wolken. Das Meer, das nur manchmal hinter diesem Vorhang aus Chaos sichtbar wurde, schien zu kochen und etwas, das wie Nebel aussah, stieg von seiner Oberfläche auf und verband sich mit den Wolken.
    Mehr als zwei Stunden war ich gelaufen, um die Küste zu erreichen, immer in Gefahr, von stürzenden Bäumen oder herunterprasselndem Geäst erschlagen zu werden, in jäh aufklaffende Erdspalten zu stürzen oder von einem der glühenden Brocken getroffen zu werden, die wie brennende Meteore aus den Wolken herabregneten.
    Die Insel starb einen

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