Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons
musste ich beinahe zum Schlangenmenschen werden. Ein Zuschauer hätte an meinen Verrenkungen seine helle Freude gehabt, aber irgendwie schaffte ich es, mir zumindest den gröbsten Schmutz von der Haut zu waschen. Anschließend fühlte ich mich zwar nicht gerade wie neugeboren, aber deutlich besser.
Ich kleidete mich frisch an. Meine Müdigkeit war gewichen, zu viel war auf mich eingestürmt, als dass ich mich sofort zum Schlafen hätte niederlegen können.
Der Fluch der Hexer von Salem hatte mich bis nach Arcenborough verfolgt. Irgendjemand hatte mich bereits erwartet und in eine Falle gelockt. Aber gemessen an der Macht meiner Feinde, die ich bereits oft genug am eigenen Körper verspürt hatte, war es eine stümperhafte Falle gewesen, nicht mehr als ein vorsichtiges Ausloten meiner Fähigkeiten.
Ich schrak aus meinen Überlegungen hoch, als ich ein leises Geräusch von der Tür her bemerkte. Und als ich aufblickte, sah ich, wie die Klinke langsam nach unten gedrückt wurde.
Das Erwachen war langsam und voller Qual, eine Flut peinigender Schmerzen, die seinen Körper wie ein feuriges Geflecht durchzogen. Er stöhnte. Nur unmerklich ebbte der Schmerz ab. Dafür drang etwas anderes in sein Bewusstsein. Etwas, das ihm fast noch größere Qual bereitete: Erinnerungen. Gespenstische Visionen, zu grausam, um wahr zu sein, und die doch Realität gewesen waren.
Eine Hand, eine gigantische dämonische Klaue, die nach ihm gegriffen und seine Seele mit sich gerissen hatte …
Mit den Visionen kam auch die Erinnerung an seinen Namen. Er hieß Vernon Brewster, doch diese Erkenntnis blieb seltsam unscharf, so als hätte sich eine andere Wahrnehmung über das geschoben, was er selbst erlebt hatte, als wären in seinem Schädel Erinnerungen, die nicht dort hingehörten. Der Gedanke entglitt ihm sofort wieder, noch bevor er ihn richtig zu Ende gedacht hatte.
Er schlug die Augen auf, aber alles, was er wahrnahm, waren konturlose Schatten, Schemen, die einen ziel- und sinnlosen Tanz um ihn herum aufführten. Brewster versuchte sich aufzurichten, aber etwas drückte ihn zurück, wie eine unsichtbare, aber sehr starke Hand. Er vernahm eine melodische Stimme, die ihm auf sonderbare Art vertraut vorkam. Gleichzeitig wurde etwas von seiner Stirn fortgenommen. Wasser plätscherte, dann war das leichte Gewicht wieder da und brachte eine angenehme Kühlung.
Allmählich lichteten sich die Nebel vor Vernons Augen, doch auch jetzt blieben die Konturen dessen, was er sah, unscharf und verschwommen. Er sah das seltsam nebelhafte, irgendwie in sich verdrehte Gesicht einer Frau dicht vor sich, von goldenen Locken eingerahmt. Ihre blauen Augen schienen sich ständig innerhalb dieses Gesichtes zu bewegen, verschmolzen zu einem einzigen Riesenauge und teilten sich dann wieder.
Aus dem unverständlichen Wortschwall wurden nach und nach klare Sätze. Er erfuhr etwas von Männern, die ihn gefunden hatten, und von einem Arzt; und immer wieder stellte sie ihm die Frage, was denn eigentlich passiert sei. Er versuchte, sich auf die Gedanken zu konzentrieren, aber es blieb nicht mehr als ein vager Eindruck unvorstellbaren Schreckens. Ein Schrecken, der sich immer mehr in seinem Gehirn festfraß und es überschwemmte, sein eigenes Ich brutal zurückdrängte.
Grob schlug er die Arme der Frau – der Name Mary tauchte plötzlich in seinem Bewusstsein auf, aber er vermochte ihn nicht einzuordnen – zur Seite und stemmte sich hoch. Ein leiser Schrei drang an seine Ohren, als er ihr einen Stoß versetzte, der sie zurückschleuderte. Die Frau war für seine Schmerzen verantwortlich, dieses Wissen war plötzlich in ihm. Und sie würde dafür büßen.
Entschlossen schwang Vernon sich von seiner Lagerstatt. Schwindel überfiel ihn, legte sich aber nach ein paar Sekunden wieder. Schwerfällig tappte er auf die Frau zu. Er bekam ihren Arm zu fassen und riss sie zu sich heran. Seine Hand fand ihren schmalen Hals und drückte zu. Sein Atem ging abgehackt und keuchend.
Es dauerte nicht lange, bis er spürte, wie die Frau in seinem Griff erschlaffte. Er ließ sie achtlos zu Boden fallen. Sein Blick irrte suchend im Raum umher und blieb an einer Tür hängen. Ohne zu zögern, taumelte Vernon Brewster – oder das, was einmal Vernon Brewster gewesen war – darauf zu.
Lautlos öffnete er die Tür und trat in den Raum dahinter. Er erblickte zwei Betten, zu klein für einen erwachsenen Menschen und irgendwie zierlich. Für die kleinen Körper darin – Rebecca
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