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Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Titel: Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schnapsgläser standen ungespült auf den Tischen, obwohl ich der einzige Gast war. Die Menschen mussten sämtlich hinausgestürmt sein, als sich die Kunde von meinem Eintreffen verbreitet hatte. Ich trat auf den Tresen zu. Der Wirt war von stämmiger Statur. Sein breites Gesicht sprühte nicht eben vor Intelligenz und seine Hände erinnerten mich an die Pranken eines fettleibigen Orang-Utans. Wo er hinschlug, da wuchs so schnell bestimmt kein Gras mehr. Der rötliche Farbton seiner Haare verriet den Iren in seiner Ahnenreihe.
    Er hatte Krüge in einer Schüssel gespült, deren Wasser einen alles andere als hygienischen Eindruck machte. Aber das taten seine Hände auch nicht. Vor allem, da er seelenruhig mit einem Finger in der Nase bohrte, als ich näher kam.
    »Ich bin Robert Craven«, sagte ich und schaute ihn finster an, was ihn jedoch nicht im Geringsten beeindruckte. »Auf meinen Namen wurde ein Zimmer reserviert.«
    »O’Flannigan. Sie sind also der Oberboss der ATC. Hab’ Sie mir anders vorgestellt.«
    »So wie Carringham?« Ich grinste. Seine respektlose Art machte mir den Wirt wieder etwas sympathischer. Er sagte wenigstens gerade heraus, was er dachte.
    Verschwörerisch beugte er sich vor. »Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf: Nehmen Sie sich vor ihm und den anderen Typen in Acht. Das sind falsche Hunde.« Er nickte bekräftigend und nahm sogar den Finger aus der Nase, aber nur, um damit in seinen Zähnen herumzupulen, bevor er fortfuhr: »Es geht mich zwar nichts an, aber ich wüsste gerne, warum Sie gekommen sind. Sie passen nicht in diese Gesellschaft.«
    »Ich möchte lediglich etwas nach dem Rechten sehen«, entgegnete ich ausweichend. Meine wahren Gründe konnte ich ihm schließlich nicht auf die Nase binden. »Wie sieht es aus, kann ich das Zimmer sofort bekommen?«
    »Aber sicher. Folgen Sie mir.« Er wischte sich die Hände an der Schürze trocken, umrundete den Tresen und blieb noch einmal stehen. »Ist zwar schon spät«, sagte er. »Aber trotzdem – wenn Sie Hunger haben, mache ich Ihnen gerne noch einen Happen.«
    Mein Magen kroch ein Stück weit in meiner Speiseröhre empor, während ich wie hypnotisiert auf seinen rechten Zeigefinger starrte.
    »Das ist nicht nötig«, sagte ich hastig. »Ich bin wirklich müde.«
    O’Flannigan zuckte mit den Schultern, wandte sich abermals um und ging weiter.
    Mit meinem Gepäck in der Hand schloss ich mich ihm an. Wir traten in einen geräumigen Flur, von dem aus einige weitere Türen abzweigten und an dessen hinterem Ende eine Treppe in die Höhe führte. Sie war schmal und die Stufen klein, außerdem hatte ich immer noch glitschigen Schlamm unter meinen Schuhsohlen. Ich musste höllisch aufpassen, um nicht auszurutschen. Ein gebrochener Arm oder etwas ähnlich Erfreuliches, war so ziemlich das Letzte, das mir noch zu meinem Glück fehlte.
    Zwei weitere Absätze mussten wir überwinden. Am Ende der Treppe, im dritten Stockwerk, gelangten wir auf einen Korridor. Kitschige Gemälde hingen an den Wänden. Ein blauer Teppich lag auf dem Boden. Jedenfalls vermutete ich, dass er einmal blau gewesen war.
    »Zimmer Nr. 5«, verkündete O’Flannigan und blieb vor der betreffenden Tür stehen. Umständlich kramte er einen Schlüssel aus der Tasche und schloss auf. Mit einer einladenden Geste gab er mir den Weg frei, wobei er ein Gesicht machte, als geleite er mich in die Fürstensuite des Londoner Hilton-Hotels.
    Ich sah mich aufmerksam in dem Zimmer um. Es war geräumig und sauberer, als ich es nach dem Anblick der Gaststube erwartet hatte. Im Kamin flackerte ein Feuer und verbreitete wohlige Wärme. Ich stellte meinen Koffer und die Reisetasche auf einen Tisch.
    »Ich hoffe, Sie sind zufrieden«, sagte der Wirt, während er mir den Schlüssel reichte.
    »Ich habe schon schlechter gewohnt.«
    O’Flannigan musste das wohl als Kompliment auffassen, denn er grinste freundlich, deutete eine rasche Verbeugung an und zog sich zurück.
    Kaum hatte er das Zimmer verlassen, zog ich mich aus und warf die schmutzige Kleidung achtlos zur Seite, nachdem ich die Taschen entleert hatte. Ohne ihnen weitere Aufmerksamkeit zu zollen, steckte ich den Shoggotenstern und die anderen Dinge, die ich fand, in einen sauberen Gehrock.
    In einer Ecke stand eine Waschschüssel auf einem kleinen Tisch. Misstrauisch beäugte ich das Wasser. Es schien sauber zu sein. Ich riskierte es, meine Haut damit in Berührung zu bringen. Beim Versuch, mir mehr als nur Gesicht und Hände zu waschen,

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