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Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Titel: Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Anführer«, berichtete er aufgeregt. »Sitting Bull redet mit ihm in der Alten Sprache. Scheint ein ganz netter Kerl zu sein, solange er nicht versucht, einem die Kehle durchzuschneiden.« Er brach ab und plötzlich starrte er mich an, als erkenne er mich erst jetzt.
    »Aber was rede ich denn?«, keuchte er. »Was ist passiert, Robert? Du warst weg und mit einem Male ging das Tor auf! Was war los?«
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte ich. »Das Kristallgehirn ist zerstört. Und die Krieger sind tot.«
    »Zerstört?«, wiederholte Cody. »Hast … hast du das getan?«
    »Nein«, antwortete ich. »Sie.«
    Und damit wandte ich mich um und gab Shadow einen Wink, aus der Höhle zu treten.
    Ich habe schon immer einen Hang zu dramatischen Auftritten gehabt, aber dieser war wohl mein Meisterstück.
    Annie Oakley kreischte, schlug die Hand vor den Mund und verlor vor Schrecken das Gleichgewicht. Buffalo Bill Cody erbleichte und rang krächzend nach Luft. Die Indianer fielen allesamt in einer einzigen Bewegung auf die Knie und senkten die Köpfe. Einzig Sitting Bull ließ sich – fast – keinen Schrecken anmerken.
    Professor Lancelot Postlethwaite hingegen fiel schlichtweg in Ohnmacht.
    Ich konnte es ihm nicht einmal verdenken.
    Welchem fünfzigjährigen Archäologieprofessor aus Cambridge hätte man es wohl verübeln können, in Ohnmacht zu fallen, wenn er plötzlich einem leibhaftigen Engel gegenübersteht?

 

     
     
    Der Laut kam mit dem Wind heran, leise erst, kaum wahrnehmbar, ein Raunen in der Ferne, weit hinter den zerklüfteten Felsen und jenseits der Schlucht, in der wir unser Lager aufgeschlagen hatten.
    Denn schwoll er an, wurde lauter und lauter – und schien sich gleich darauf wieder zu entfernen. Fast wie das Rauschen den Ozeans, der sich an einem fernen Gestade bricht …
    Mit einem Ruck fuhr ich auf, als ich endlich erkannte, was es war. Stimmen! Ein monotoner Singsang wie aus Hunderten von Kehlen; ein dumpfer Ton, der einem fast hypnotischen Rhythmus folgte. Ein indianisches Totenlied!
    Und während ich reglos auf meine Ellbogen gestützt dalag und dem klagenden, fernen Lied lauschte, schwoll das Singen abermals an, wurde drängender, fordernder, ja wütender.
    Und es kam näher!
    Ich setzte mich vollends auf und streckte meine müden Glieder. Der Mond brach durch die schnell dahinjagenden Wolken und tauchte das Lager für Sekunden in kaltes, graues Licht. Rings um die noch glimmenden Feuerstellen erkannte ich die in Decken gehüllten Gestalten meiner Begleiter. Keiner von ihnen regte sich. Nur unsere Packpferde und die indianischen Ponys, die wir in einer natürlichen Felsenbucht in der Nähe festgebunden hatten, schnaubten unruhig und warfen die Köpfe hin und her, als witterten sie eine Gefahr.
    Irgendetwas hatte mich geweckt, aber ich wusste, dass es nicht dieses unheimliche, klagende Lied gewesen sein konnte. Normalerweise bedarf es drastischerer Mittel, um mich aus dem Schlaf zu reißen, und nach den Strapazen der letzten Tage wäre selbst der Erfolg eines Pistolenschusses zweifelhaft gewesen.
    Nein, es gab einen anderen Grund für mein Erwachen. Ich hatte es im gleichen Augenblick gespürt, als ich die Augen aufschlug.
    Es waren meine magisch geschärften Sinne! Irgendetwas tief in mir war aus seinem trügerischen Schlaf erwacht und regte sich nun, tastete mit unsichtbaren Fühlern in die Nacht, folgte dem Wind, der wüsteneinwärts wehte, suchte, forschte – und zog sich plötzlich mit solcher Hast wieder zurück, dass ich beinahe aufgeschrien hätte. Für einen Moment tanzten grelle Lichter vor meinen Augen. Mein Herz setzte einen Schlag aus, um dann mit doppelter Wucht weiterzupochen.
    Und dann spürte ich die Panik tief in mir. Eine grundlose, wilde Angst, die für Sekunden mein Denken zu überschwemmen drohte. Angst vor … was?
    Ich schloss die Augen und kämpfte die Schrecken in meiner Seele mühsam nieder. Allmählich beruhigte sich mein Herzschlag wieder und das Zittern meiner Hände verschwand so rasch, wie es gekommen war.
    Zurück blieb ein bitterer Geschmack von Furcht in meinem Herzen. Und vielleicht war gerade dies das Schlimmste …
    Mit einem Ruck schlug ich die schwere Wolldecke beiseite und stand vollends auf. Die eisige Nachtluft betäubte meine Lungen und schon nach wenigen Sekunden hatte sich die Kälte durch meine Kleidung gefressen und ließ mich frösteln.
    Aber das bemerkte ich kaum. All meine Sinne waren auf das Ende der Schlucht gerichtet; dorthin, wo die Schatten

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