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Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Titel: Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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getan, wenngleich in umgekehrter Reihenfolge), erregte mich schon wieder. Rasch sah ich zur Uhr, überzeugte mich davon, dass mir noch Zeit blieb, verriegelte vorsichtshalber die Tür und ging ins Nebenzimmer.
    Zu meiner Enttäuschung war Priscylla bereits wieder völlig angezogen. Sie saß an dem kleinen Tischchen vor dem Fenster, das Kinn in einer entzückenden Geste in die Hand gestützt und blätterte in einer der alten Schwarten, die dieses Haus – und besonders Andaras Arbeitszimmer – füllten. Neben dem Buch lag ein ausgebleichter Totenkopf. Das war etwas, was mich an Priscylla störte. Sie hatte manchmal einen etwas morbiden Geschmack.
    Aber dann sah sie auf und lächelte mich an und ich vergaß den Totenschädel ebenso wie die Spinne, die auf ihrer linken Schulter hockte. »Komm her zu mir, Robert«, sagte sie.
    Ich nickte, schloss die Tür hinter mir und trat auf sie zu. Priscylla streckte mir die Arme entgegen und ich sah jetzt, warum sie so rasch angezogen gewesen war – sie hatte einfach nur ihr Kleid übergestreift, sonst nichts. Etwas, dachte ich, das sich recht schnell rückgängig machen ließ.
    Aber eine Sekunde bevor ich in ihre Arme fallen konnte, hörte ich Hufschlag vor dem Haus, und statt mich auf ihren Schoß zu setzen, drehte ich mich rasch herum und trat ans Fenster. Immerhin war es möglich, dass Andara vor der Zeit zurückkehrte, und wenn er uns hier erwischte, würde es eine Szene geben. Was er gesagt hätte, wäre er vor einer halben Stunde gekommen, versuchte ich mir vorsichtshalber erst gar nicht vorzustellen. Mein Vater hatte mehr als einmal verlauten lassen, dass Priscylla und ich nun allmählich lange genug verheiratet wären, ihm einen Enkel zu schenken. Aber ich bezweifelte, dass er sehr von der Vorstellung erbaut gewesen wäre, dass wir die Bestellung gewissermaßen auf seinem Schreibtisch aufgegeben hatten.
    Mit einer Mischung aus Ungeduld und Besorgnis zog ich die Gardine zurück und spähte auf die Straße hinunter. Es regnete und der Ashton Place glänzte wie ein gewaltiger grauer Spiegel. Aber es war nicht Andara, der zurückgekommen war. Vor dem Haus galoppierte nur eine Hundertschaft Leichen auf Skelettpferden entlang, angeführt von einem geköpften Mann auf einem Kamel.
    Erleichtert drehte ich mich um.
    »Wer war es?«, fragte Priscylla. »Dein Vater?«
    Ich verneinte. »Nur ein paar Tote«, sagte ich. »Sonst nichts. Aber er kann jeden Augenblick kommen.«
    »Nun, noch ist er nicht da, oder?«, kicherte Priscylla. Ich kicherte zurück, rührte mich aber noch nicht vom Fenster weg und nach einigen weiteren Sekunden stand Priscylla auf, klappte das Buch zu – ich erhaschte einen raschen Blick auf seinen Deckel, auf dem mit üppigen goldenen Lettern das Wort NECRONOMICON stand – und griff nach ihrem Rocksaum. Mit einer raschen Bewegung streifte sie das Kleid über den Kopf und warf es hinter sich. »Komm her«, verlangte sie. Ein viel versprechendes Lächeln huschte dabei über ihre Züge.
    Wieder streckte ich gehorsam die Hände aus, um mich in ihre ausgebreiteten Arme fallen zu lassen, und wieder führte ich die Bewegung nicht zu Ende. Ich wusste nicht was, aber irgendetwas störte mich. Etwas fehlte.
    (Ihre Flügel! O Gott, was ist mit ihren –)
    »Was ist?«, fragte Priscylla. »Wenn du noch lange da herumstehst, dann wird dein Vater wirklich zurückkommen. Er wird nicht sehr erbaut sein, wenn er sieht, wie sein Söhnchen seine Schwiegertochter in seinem Kleiderschrank bumst, glaube ich.«
    Wenn er sie was?, dachte ich. Ich wusste nicht, warum, aber es fiel mir schwer, wirklich zu glauben, dass es Priscylla gewesen war, die dieses Wort aussprach. Aber dann verscheuchte ich den Gedanken und trat einen weiteren Schritt auf sie zu. In einem Punkt hatte sie Recht – wir hatten nicht mehr viel Zeit.
    Wieder glaubte ich ein rasches, weißes Flattern und Schweben hinter Priscyllas Rücken zu sehen und wieder blieb ich stehen. Was zum Teufel ging mit mir vor?
    Ich stöhnte, hob die Hand an den Kopf und fuhr mir über die Augen.
    (Ihre Flügel! Mein Gott, was hatte er damit gemacht? Blut, überall Blut, nichts als Blut. Dieses Ungeheuer! Dieses widerwärtige Ungeheuer!)
    »Was hast du?«, fragte Priscylla.
    »Nichts«, antwortete ich schleppend. »Ich … bin gestürzt, gerade eben. Muss mir wohl den Schädel angeschlagen haben. Es geht schon wieder.«
    »Das will ich hoffen«, sagte Necron, der in der Ecke stand und seinen Bart zwirbelte. »Nun macht schon! Ich will

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