Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen
Schritt zurück und bückte sich blitzschnell nach dem Buch, das zu Boden gefallen war, aber das Ding in mir war schneller, packte ihn mit unsichtbaren Händen und schmetterte ihn mit grausamer Wucht gegen die Wand. Necron brüllte, aber diesmal vor Schmerz.
Und dann spürte ich, wie sich die unsichtbare Macht in meinem Inneren ballte, zu einer finsteren, brodelnden Faust aus Hass wurde, bereit, auf Necron herabzufahren und ihn zu zermalmen. Ich hatte ihn vor mir. Der Mann, der meine Priscylla entführt hatte, der für den Tod so vieler meiner Freunde verantwortlich war, das widerwärtige Ungeheuer, das Shadow zu Tode hatte foltern lassen – er war in meiner Gewalt. Eine Bewegung, ein Gedanke von mir reichte, ihn zu vernichten. Der Albtraum hätte ein Ende.
Aber ich tat es nicht. Ich konnte es nicht. Ich wollte es tun, mit jeder Faser meines Seins, aber ich konnte es nicht. Er lag vor mir, hilflos, mit gebrochenen Gliedern und die Augen voller Angst, aber ich konnte ihn nicht töten.
Und plötzlich sah ich ihn, wie er wirklich war – nichts als ein schmutziger, alter Mann.
Voller Verachtung wandte ich mich um und kniete neben Priscylla nieder. Sie war dort liegen geblieben, wo sie gestürzt war. Ihre Augen waren geschlossen und ihr Atem ging so gleichmäßig, wie es nur der Atem eines Bewusstlosen tut. Ihre rechte Hand lag wie durch Zufall zwischen den Seiten des NECRONOMICON.
Und im gleichen Moment, in dem ich sie berührte, spürte ich die düstere, unheilvolle Verbindung, die noch immer zwischen ihr und diesem Buch bestand. Das Bündel pulsierender Energiestränge, das ich durch Shannons Augen gesehen hatte, es existierte noch immer. Priscylla war noch immer eine Gefangene dieses entsetzlichen Buches.
Mit einem zornigen Schrei fuhr ich herum und packte Necron am Kragen. »Sprich sie los!«, schrie ich. »Löse sie von diesem Buch oder ich töte dich!«
Necron kreischte vor Schmerz und Angst – und dann begann er zu lachen. »Den … den Teufel werde ich tun!«, stammelte er.
Ich schlug ihn, nur mit der flachen Hand, aber sehr fest. Necron stöhnte, wand sich mit aller Kraft unter meinem Griff und stellte jeden Widerstand ein, als ich ihn ein zweites Mal schlug.
»Sprich sie frei!«, sagte ich drohend. »Oder ich erwürge dich, alter Mann!«
»Dann … dann tu es doch!«, stieß Necron hasserfüllt hervor. »Töte mich. Bring mich um – aber sie wird nicht frei sein.« Er kicherte, richtete sich auf, so weit es mein Griff zuließ, und starrte mich aus lodernden Augen an. »Ja!«, sagte er sabbernd. »Töte mich doch, Hexer. Du hast gewonnen. Du hast mich geschlagen. Aber sie – sie wird niemals frei sein. Du -«
Er sprach nicht weiter, denn ich stieß ihn zurück und wandte mich wieder Priscylla zu, streckte die Hände aus, um sie zu berühren, und führte die Bewegung nicht zu Ende, als ich das Knistern ungeheuerlicher Energien spürte, die sich zwischen ihr und dem höllischen Buch spannten.
Necron kicherte hinter mir. »Du hast gewonnen, Hexer! Ich bin geschlagen, endgültig. Jetzt nimm dir deinen Preis. Du bist doch ihretwegen gekommen, oder etwa nicht? Nimm sie dir. Aber du kannst nur beides haben. Nur ich weiß, wie du sie retten könntest. Und ich sage es dir nicht. Der einzige andere Weg ist ihr Tod. Und du wirst es sein, der sie umbringen muss. Ist das nicht herrlich? Sag, Hexer, ist das nicht ein höllisch gutes Ende?«
Die Dämonenkralle berührte die Burg, tastete über Zinnen und Mauern, huschte über Dächer und Stein, sprühende Funken aus blauem Elmsfeuer hinterlassend, tötete fast beiläufig einen Drachenkrieger, der ihren Weg kreuzte, und glitt über das Tor zurück.
Dann senkte sie sich rasch nacheinander auf die Häupter der gigantischen steinernen Drachen hinab, die die vier Türme der Burg bildeten.
Und erlosch.
Priscylla stöhnte leise. Ihre Hände zuckten, als versuche sie, irgendetwas zu greifen, sich irgendwo festzuklammern, um nicht vollends hinabgesogen zu werden in den schwarzen Sumpf des Wahnsinns. Ihre Brust hob und senkte sich in raschen, krampfartigen Stößen. Und sie … verfiel.
Der Vorgang war nicht zu sehen, aber desto deutlicher spürte ich ihn. Irgendetwas in ihr schmolz dahin, wurde schwächer und schwächer, im gleichen Maße, in dem die düstere Macht des NECRONOMICON in ihrer Seele stärker wurde, immer stärker und stärker und stärker. Es war, als verginge sie vor meinen Augen und als entstünde statt ihrer eine vollkommen gleiche, aber
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