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Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Titel: Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schmalen Streifen über den Augen vom schwarzen Tuch seiner Tracht verhüllt war, konnte Necron sehen, wie groß die Angst war, die er ausstand. Er hatte versagt. Und es gab nur eine einzige Strafe für einen Diener Necrons, der versagte.
    »Wie konnte das geschehen?«, fragte Necron leise.
    Der Mann zögerte, ehe er antwortete. Seine Stimme zitterte; ganz leicht nur, aber doch hörbar. »Ich weiß es nicht, Herr«, sagte er. »Yaccor und ich haben unseren Posten nicht verlassen.«
    Necron starrte ihn an, hob die Hand und ergriff die Schulter des Drachenkriegers. Seine dürren Finger krallten sich so heftig in den schwarzen Stoff seines Gewandes, dass der Mann vor Schmerz zusammenzuckte.
    »Ihr habt eure Posten nicht verlassen, so?«, schnappte er. »Und ihr habt auch nichts Verdächtiges gehört?«
    »Nein, Herr«, sagte der Drachenkrieger. »Ich … ich schwöre Euch, dass es so war! Niemand hat den Saal betreten oder verlassen!«
    Necrons Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse. Er ließ die Schulter des Mannes los, hob den Arm und ballte die Hand zur Faust, als wolle er ihn schlagen, tat es aber dann doch nicht, sondern fuhr mit einer abgehackten Bewegung herum und starrte zornig auf den zertrümmerten Glassarg herab.
    »Er lebt«, flüsterte er. »Er lebt und er ist wach. Ich fühle es. Ich kann seine Nähe spüren.«
    »Soll ich … soll ich die Festung durchsuchen lassen?«, fragte der Krieger. »Ich bin sicher, wir fangen ihn wieder, wenn er -«
    »Nein!«, unterbrach ihn Necron hart. »Er würde euch alle töten. Und es ist auch nicht nötig. Ich bin sicher, er wird zu mir kommen, wenn die Zeit reif ist.« Er schwieg einen Moment, dann fuhr er abermals herum und wies mit einer befehlenden Geste zum Ausgang. »Geh und alarmiere meine Garde«, sagte er. »Ich denke, es ist an der Zeit, unseren Gästen einen kleinen Besuch abzustatten.«
     
    Von unten aus betrachtet hatte der Berg nicht einmal so hoch ausgesehen. Er war ein Koloss, massig und finster, aber nicht sonderlich hoch; wenigstens war es das, was Rupert Hayworthy geglaubt hatte.
    Aber es stimmte nicht. Sie waren seit einer guten halben Stunde unterwegs und der missgestaltete Schatten der Burg auf seinem Gipfel war keinen Deut näher gekommen, fast als wüchse der Berg im gleichen Maße über ihnen empor, in dem sie ihn erklommen.
    Bruder Hayworthy lächelte über diesen albernen Gedanken, aber es gelang ihm nicht vollends, ihn dorthin zurückzutreiben, wo er hergekommen war. Etwas blieb zurück; eine Unsicherheit, die ihm fremd war, und ein Gefühl körperloser Bedrohung, das ihn ängstigte. Viel mehr, als er sich selbst gegenüber einzugestehen bereit war. Fast ohne dass er es selbst bemerkte, glitt seine Hand zum Gürtel, strich über den Griff seines Schwertes und zog sich wieder zurück.
    »Nervös, Bruder Rupert?«, fragte von Schmid spöttisch.
    Hayworthy antwortete nicht gleich, sondern drehte nur den Kopf und sah den Herzog an, der wie er im Schutze eines mächtigen Felsblockes niedergekniet war und zum Turm des kleinen Kastells hinaufblickte. In unregelmäßigen Abständen erschien ein Schatten hinter den sonderbar geformten Zinnen des bizarren Bauwerkes. Aber Hayworthy wusste, dass sie nicht in Gefahr waren, entdeckt zu werden.
    Nach einer Weile nickte er. »Ein wenig«, gestand er. »Du nicht?«
    Von Schmid zuckte die Achseln. »Vielleicht.« Er deutete mit einer Kopfbewegung nach oben und seufzte. »Ich würde mich wohler fühlen, wenn wir ein paar gute Gewehre hätten, statt dieser Spielzeuge hier.« Er ließ die Linke auf das Schwert klatschen, das an seinem Gürtel hing.
    Hayworthy lächelte dünn. Obwohl sie so verschieden waren, wie zwei Männer nur sein konnten, war er doch einer der wenigen Templer, zu denen Herzog Botho von Schmid so etwas wie Vertrauen gefasst hatte; manchmal jedenfalls.
    »Worum machst du dir Sorgen?«, fragte er. »Du bist ein ausgezeichneter Fechter.«
    »Das sind die Männer dort oben mit Sicherheit auch«, grollte von Schmid. »Zum Teufel, diese Hunde können uns aufreiben, wenn sie nur mit Steinen schmeißen!«
    »Wenn Bruder Jean hören könnte, wie du redest, wäre er entsetzt«, sagte Hayworthy lächelnd.
    Von Schmid grinste.
    »Er hört es ja nicht, oder?« Übergangslos wurde er wieder ernst. »Wir müssen dieses Kastell nehmen, Rupert, ganz gleich, wie.«
    Hayworthy verstand sehr gut, was von Schmid mit diesen Worten wirklich sagen wollte, aber er ging nicht darauf ein. Er hatte Bruder Balestranos

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