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Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Titel: Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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weiß es längst«, sagte Hayworthy leise.
    Balestrano erstarrte. »Was … hast du gesagt?«, murmelte er.
    Hayworthy blickte ihn an, nickte fast unmerklich und sagte noch einmal: »Er weiß es längst, Bruder Jean. Ich … ich habe es gefühlt, als dieses Etwas mich streifte. Es war … es war wie höhnisches Gelächter. Er weiß alles. Und er wartet auf uns.« Er lächelte nervös, stand vorsichtig auf und stützte sich rasch an der Tischkante ab, als seine Kräfte abermals zu versagen drohten. Er war bleich wie ein Toter. Sein Atem ging schnell. »Gebt Bruder Botho die Erlaubnis, zu tun, was er vorschlug«, sagte er leise. »Es ist die einzige Möglichkeit. Wir müssen wissen, was dort unten auf uns lauert.«
    Balestrano zögerte noch immer. Er wusste, dass Hayworthy nur zu Recht hatte – sie waren der Drachenburg so nahe wie vermutlich noch kein Feind jemals zuvor, erst recht kein feindliches Heer –, aber zwischen ihnen und der Burg lagen immer noch gute anderthalb Meilen. Selbst wenn die Besatzer der Burg nicht über magische Kräfte geboten hätten, hätten sie es sich einfach nicht leisten können, eine unbekannte Gefahr im Rücken zu haben, während sie versuchten, ihre gewaltigen Mauern zu stürmen.
    Aber nur ein Fehler, dachte er, ein einziger, dummer Fehler und alles war verloren.
    Er hatte niemals im Ernst daran gedacht, diese Albtraumburg, die wie ein steinernes Krebsgeschwür über ihnen auf dem Gipfel des Berges hockte, nur mit Hilfe der fünfhundert Männer in seiner Begleitung erobern zu können. Dazu hätten nicht einmal fünfhundert tausend Männer gereicht. Seine wahre Waffe, das waren André de la Croix, Nies van Velden, Botho von Schmid und Rupert Hayworthy, die vier Master des Templer-Ordens. Sie und ihre übersinnlichen Kräfte - oder das, wozu er sie gemacht hatte. Wenn Necron von ihnen erfuhr, ehe sie ihre wahre Macht einsetzen konnten, dann war alles verloren, bevor es wirklich begonnen hatte.
    Aber wenn sie die Burg angriffen und plötzlich hinter ihrem Rücken tausend oder zweitausend von Necrons schwarzen Mördern auftauchten, war es auch aus.
    Es war zum Verzweifeln, dachte Balestrano. Was er auch tat – es war falsch!
    »Gut«, sagte er schließlich. »Ich gebe dir die Erlaubnis, Bruder Botho. Aber ich flehe dich an – sei vorsichtig.«
    Von Schmid lächelte. »Ich werde lautlos sein wie eine Fliege«, sagte er.
    Im ersten Moment verstand Balestrano nicht, was von Schmid überhaupt meinte, aber dann folgte er dem Blick des deutschen Herzogs und gewahrte einen kleinen schwarzen Punkt, der dicht neben dem Fenster an der Wand klebte. Keiner von ihnen hatte das winzige Tierchen bisher auch nur bemerkt. Keiner außer von Schmid.
    »Eure Hände, Brüder«, sagte von Schmid. »Bildet einen Kreis.«
    Sie gehorchten. Balestrano ergriff die Hände van Veldens und Bruder Andres und nach kurzem Zögern reihte sich auch Hayworthy in den noch offenen Kreis ein und ergriff die gewaltige Pranke von Schmids.
    »Jetzt schließt die Augen«, sagte von Schmid leise. »Und öffnet euren Geist. Und keine Furcht.«
    Balestrano schloss gehorsam die Augen.
    Im ersten Moment sah er nichts als Dunkelheit, und dann - dann war das Zimmer wieder da, aber aus einem vollkommen fremden, Schwindel erregenden Blickwinkel und zu ungeheurer Größe explodiert, zersplittert in tausende und abertausende einzelner kleiner Bilder, die sich zu einem verwirrenden Kaleidoskop bizarrer Farben und Formen zusammenfügten. Er sah sich selbst und die anderen, wie sie dastanden, sich an den Händen haltend und einen Kreis bildend, zu absurder Größe aufgeblasene Ungeheuer, hässlicher als alles, was er jemals zuvor erblickt hatte, den Tisch, groß wie ein Berg und mit einer zerklüfteten Platte. Dann kippte das ganze Bild nach rechts, begann zu torkeln und auf und ab zu hüpfen und war plötzlich verschwunden, als die Welt rings um ihn herum in einem unglaublich intensiven, blauroten Licht zu erstrahlen begann.
    Mit dem winzigen Rest seines Bewusstseins, das noch zu klarem Denken fähig war, begriff Balestrano, dass die Fliege, durch deren Augen sie alle sahen, sich von ihrem Platz am Fenster gelöst und – von Schmids Willen gehorchend - hinausgeflogen war.
    Das Kastell stürzte unter ihnen in die Tiefe, eine gigantische schwarze Masse, zu groß, als dass er Einzelheiten erkennen konnte. Wind ergriff die Fliege und brachte sie von ihrem eingeschlagenen Kurs ab, bedrohlich nahe an einen der gewaltigen schwarzen Türme heran.

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