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Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Titel: Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nickte er nach einem abermaligen, kurzen Zögern.
    André de la Croix und Nies van Velden wandten sich schweigend um und verließen den Raum.
     
    »Es beginnt«, sagte das Mädchen.
    Der alte Mann nickte. Im düsteren Licht der glühenden Kohlebecken sah sein Gesicht aus, als wäre es mit halb geronnenem Blut eingerieben. Die Falten darin schienen tiefe, klaffende Wunden geworden zu sein und in seinen Augen lag ein unheimlicher, lodernder Glanz. Beinahe liebkosend strichen seine dürren Finger über die Seiten des gewaltigen Buches, das auf dem kleinen Tischchen vor ihm lag.
    »Ja, mein Kind«, sagte er. »Es beginnt. Jetzt tu, was ich dir gezeigt habe. Und mache es gut. Der Einsatz ist hoch.«
    »Ich weiß, Herr«, sagte Priscylla.
     
    Ich muss wohl länger als fünf Minuten wie versteinert dagestanden haben und ich weiß bis zum heutigen Tage nicht, was ich in diesem Moment dachte – wenn ich überhaupt irgendetwas dachte – denn das Nächste, woran ich mich erinnerte, war Shannons Hand, die ziemlich unsanft an meiner Schulter rüttelte, und seine Stimme, die immer wieder meinen Namen rief. So mühsam, als müsse ich gegen unsichtbare Stricke ankämpfen, wandte ich mich von der entsetzlichen schwarzen Masse vor unseren Füßen ab, setzte dazu an, etwas zu sagen, brachte aber nur einen unverständlichen Ton hervor und schüttelte ein paarmal den Kopf.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Shannon besorgt.
    Ich nickte – was eine glatte Lüge war –, atmete tief ein und spürte plötzlich Übelkeit in mir aufsteigen. Shub-Niggurath. DAS TIER. Die schreckliche schwarze Ziege mit den tausend Jungen. Das war alles, woran ich denken konnte. Immer und immer wieder.
    »Aber es ist unmöglich«, flüsterte ich schließlich. »Ich habe ihn … vernichtet. Er ist tot!«
    »Diese Wesen kennen keinen Tod«, antwortete Shannon sehr ernst. »Was du zerstört hast, war eine seiner Inkarnationen, so, wie auch dies nur einer von zahllosen Körpern ist, deren er sich bedient. Du selbst hast sein Entstehen miterlebt, damals auf dem kleinen Friedhof von St. Aimes.«
    »Aber es ist doch alles nicht geschehen!«, keuchte ich. »Das Zeitparadoxon -«
    Shannon brachte mich mit einem leisen, spöttischen Lachen zum Verstummen. »Du bist ein Narr, Robert«, sagte er. »Glaubst du, diese Wesen wüssten keine Wege, die Gesetze der Logik und Zeit zu umgehen?«
    »Dann ist er also doch erwacht«, murmelte ich matt. Alles erschien mir plötzlich so sinnlos. Alles, was ich getan, all die Gefahren und Entbehrungen, die ich überstanden hatte, all die entsetzlichen Dinge, die ich mit angesehen und die Unschuldigen widerfahren waren, waren vollkommen sinnlos gewesen. Das Ungeheuer lebte. Und es hätte sich wahrscheinlich über meine albernen Anstrengungen schwarz gelacht – wenn es das nicht schon gewesen wäre.
    Shannon ergriff mich abermals bei der Schulter und schüttelte mich. »Robert – hör mir zu!«, sagte er beschwörend. »Wir haben nicht mehr viel Zeit!«
    Ich nickte, aber es war nur ein bloßer Reflex auf den Klang seiner Stimme, keine wirkliche Antwort. Trotzdem fragte ich: »Können wir es vernichten?«
    »Diesen Körper? Selbstverständlich«, antwortete Shannon und fügte hinzu: »Wir könnten es beispielsweise verbrennen. Oder die Ausgänge dieser Höhle verstopfen, sodass es erstickt. Es ist lebende Materie. Es muss atmen. Aber es würde nichts nutzen.«
    Seine Worte versetzten mich jäh in Zorn, der wahrscheinlich nichts als eine Schutzreaktion meines Geistes war, damit ich nicht vollends den Verstand verlor. »Wie bitte?«, keuchte ich. »Es würde nichts nutzen? So wie bei Necron? Oder -«
    »Robert, bitte!«, sagte Shannon scharf. »Ich will es dir ja erklären. Hör mir zu. Hör mir nur eine Minute zu.«
    Ich nickte, trat einen halben Schritt zurück und blickte wieder auf die schwarz glänzende Masse zu meinen Füßen herab. Es war ein unbeschreiblich widerwärtiger Anblick – ein glatter, matt glänzender Spiegel, der nur auf den ersten Blick leblos zu sein schien.
    Sah man genauer hin, gewahrte man ein ganz sanftes Pulsieren und Beben, ein Zucken wie von einem riesigen fauligen Organ, das sich dicht unter der Oberfläche dieser Albtraummasse verbarg.
    »Das hier«, begann Shannon, »ist nichts als Protoplasma. Ein Teil Shub-Nigguraths; ein wichtiger, aber doch ersetzbarer. Im Augenblick ist es nichts als eine gewaltige Masse lebender, aber gehirnloser Zellen.«
    »Er hat sich geteilt«, murmelte ich.
    Shannon nickte. »Ja.

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