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Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Titel: Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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pochten so heftig, als wollten sie zerreißen.
    »Ich bin Bruder Simon gefolgt«, begann er schwer atmend. »Wie du befohlen hast. Er … er wurde von zwei Männern aufgegriffen, aber zuerst schienen sie freundlich. Trotzdem hielt ich mich noch weiter verborgen.«
    »Das war richtig.« Balestrano nickte. »Weiter?«
    »Sie brachten ihn ins Lager«, fuhr der Templer fort. »Ich sah, wie … wie er mit einem von ihnen sprach. Einem Mann in Uniform, vielleicht ihr Anführer, dachte ich.«
    »Dachtest du?« Balestrano war die Wortwahl des Kriegers nicht entgangen.
    Der Mann nickte. In seinem Gesicht zuckte ein Nerv. »Er ist bei ihnen, Bruder«, stammelte er. »Necrons Verbündeter. Der Mann mit der weißen Strähne.«
    Balestrano keuchte. Sein Herz machte einen schmerzhaften Sprung. »Craven?«, fragte er ungläubig. »Bist du sicher?«
    »Ganz sicher!«, antwortete der Templer. »Ich habe ihn erkannt. Ganz genau. Bruder Simon sah ihn auch und versuchte ihn zu töten, aber sie waren schneller. Sie … sie haben ihn erschossen. Er hatte keine Chance.«
    »Craven?«, murmelte Balestrano, als hätte er die letzten Worte des Mannes gar nicht gehört. »Robert Craven? Er lebt? Und er ist hier?«
    Der Mann nickte. Er sagte nichts mehr und auch Balestrano verfiel für lange Minuten in Schweigen. Hinter ihm bewegten sich Schatten. Die Dunkelheit grinste höhnisch. Aber das sah niemand.
    Und selbst wenn Balestrano es gesehen hätte – jetzt wäre es ihm gleich gewesen.
    »Ruf die anderen zusammen«, sagte er nach einer Weile. »Erzähle ihnen, was geschehen ist. Und dann haltet euch bereit.« Plötzlich war alle Schwäche aus seiner Stimme gewichen. »Wir greifen das Lager an, noch ehe die Sonne aufgeht.«
     
    »Nichts mehr zu machen.« Annie seufzte, richtete sich mit einer sonderbar hilflos wirkenden Bewegung auf, und warf einen raschen, fast hilfesuchenden Blick auf Sitting Bull. Aber auch der alte Sioux-Häuptling schüttelte nur den Kopf.
    Er hatte Pedersen als Erster untersucht, aber selbst seine geschickten Hände waren zu spät gekommen. Der junge Arzt musste auf der Stelle tot gewesen sein.
    »Es tut mir Leid«, sagte Annie, diesmal an Slaugther gewandt, der mit steinernem Gesicht und vor der Brust verschränkten Arme vor dem Zeltausgang stand. Seit dem uns allen unerklärlichen Amoklauf des Tempelritters waren kaum fünf Minuten vergangen und draußen im Lager herrschte noch immer helle Aufregung. Durch die dünnen Zeltbahnen drangen aufgeregte Stimmen, Schritte und Schreie, dann und wann das Wiehern eines Pferdes oder Hufschlags. Slaugther war vor wenigen Augenblicken wieder zu uns hereingekommen, nachdem er den Toten flüchtig untersucht und seine Männer auf die Felsen über dem Lager gescheucht hatte, wo Sie mit entsicherten Gewehren Wache standen. Seltsamerweise hatte er kein Wort gesagt; bisher.
    Jetzt aber blitzte es in seinen Augen auf. »Leid?«, wiederholte er Annies Worte. Seine Stimme hatte einen beißenden Klang. »So, es tut Ihnen also Leid, Miss Oakley.« Er schürzte die Lippen, atmete hörbar ein und blickte einen Moment auf Pedersen herab, ehe er fortfuhr, viel leiser und mit völlig veränderter Betonung: »Es ist schön, wenn es Ihnen Leid tut, Miss Oakley. Vor allem, wenn man bedenkt, wie erfüllt Pedersens Leben bisher gewesen ist. Und lang.« Er sah auf, blickte aber mich an, nicht Annie, als spüre er instinktiv, wer der Hauptverantwortliche für all das hier war. »Diese Mission hier war sein erster Befehl, wissen Sie das, Craven?«
    »Bitte, Captain«, sagte ich. »Sie müssen uns glauben, dass es uns Leid tut. Niemand wollte das.«
    »Natürlich nicht, Craven«, antwortete Slaugther. »Dieser Irre wollte nicht Pedersen treffen, nicht wahr, sondern Sie? Der Dolch galt Ihnen.«
    Ich nickte. Es wäre wohl ziemlich albern gewesen, das Offensichtliche abzustreiten.
    »Warum?«, fragte Slaugther ruhig.
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete ich. »Ich weiß nicht einmal -«
    Slaugther schlug warnungslos zu.
    Ich sah seine Faust kommen, aber meine Reaktion war viel zu langsam. Slaugthers Hieb ließ mich zurücktaumeln und stürzen. Einen Moment lang blieb ich benommen liegen, dann öffnete ich stöhnend die Augen, hob die aneinander gebundenen Hände und betastete meine Unterlippe. Sie war aufgeplatzt und blutete stark. Mein ganzer Kiefer war taub.
    »Fühlen Sie sich jetzt besser?«, fragte ich leise.
    Slaugther starrte auf mich herab, kam näher und blieb breitbeinig über mir stehen. Seine

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