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Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Titel: Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die nur wenig kleiner als sein ganzer Kopf war. »Wat kömma nich?«, fauchte er.
    »Rowlf!« In Howards Stimme war eine ungewohnte Schärfe. »Lass den Unsinn.« Er wartete, bis Rowlf den blass gewordenen Manager behutsam wieder auf die Füße gestellt hatte, trat auf ihn zu und lächelte entschuldigend.
    »Ich bitte Sie, verzeihen Sie meinem unglückseligen Faktotum diesen Ausrutscher«, sagte er freundlich. »Manchmal ist er wie ein Kind, wissen Sie? Es wird nicht wieder vorkommen.« Dann drehte er sich wieder zu mir um. »Du bringst das in Ordnung, ja?«
    Ich nickte und wir stürmten weiter. Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass sich der Manager meiner bisherigen Großzügigkeit erinnern und nicht etwa die Polizei rufen würde.
    Völlig außer Atem erreichten wir den fünfzehnten Stock und steuerten meine Suite an. Nach dem Chaos, das wir unten in der Halle hinterlassen hatten, kam mir die Stille hier oben doppelt tief vor. Nicht einmal der Page war zu sehen, der sonst Tag und Nacht in seiner Wandnische stand und darauf wartete, dass ich irgendeinen Wunsch hatte.
    Und die Tür zu meiner Suite stand offen.
    Das allein hätte vielleicht nicht ausgereicht, mich mitten im Schritt stocken zu lassen. Auch das Personal eines so sündhaft teuren Hotels konnte schließlich einmal etwas vergessen.
    Es war vielmehr der Umstand, dass das Schloss fehlte. Zusammen mit einem halben Quadratmeter des zollstarken Türholzes, in das es eingelassen gewesen war.
    Ich wollte weitergehen, aber Rowlf legte mir eine seiner gewaltigen Pranken auf die Schulter, schob mich kurzerhand beiseite und stieß die Tür mit dem Fuß auf.
    Was wir sahen, war ein Bild vollkommener Zerstörung. Die Suite war zertrümmert, so gründlich, als wären Dschingis Khans Horden hindurchgeritten; mindestens fünfundzwanzigmal. Kein einziges Möbelstück war heil geblieben, die meisten so zertrümmert, dass sie nicht einmal mehr zu identifizieren waren. Die kostbaren Kristalllüster waren von der Decke gerissen und die Splitter wie glitzerndes Eis über das ganze Zimmer verteilt, die Teppiche waren zerrissen und in den Fußböden gähnten gewaltige, ausgefranste Löcher.
    »Großer Gott«, stammelte Howard. »Was ist hier passiert?«
    Aber ich hörte seine Worte kaum. Mein Blick hing wie gebannt an der Tür zu Priscyllas Schlafzimmer.
    Genauer gesagt, an dem gezackten Loch darin, das ungefähr die Größe und Umrisse eines menschlichen Körpers hatte. Wer immer hier eingedrungen war, hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht die Tür zu öffnen, sondern war einfach hindurchgelaufen.
    Zitternd, wie gegen einen inneren Widerstand ankämpfend, näherte ich mich der Tür, duckte mich durch das gewaltige Loch hindurch und unterdrückte nur noch mit letzter Kraft einen Schrei, als ich sah, dass der Raum ebenso verwüstet war wie das Nebenzimmer. Schlimmer noch – hier war sogar die Wand eingerissen. Der unbekannte Eindringling war nicht auf dem gleichen Wege zurückgegangen, auf dem er gekommen war, sondern in gerader Linie weiter – durch die Wand hindurch.
    Und Priscylla war verschwunden.
    Neben dem, was von ihrem Bett übrig geblieben war, lag eine verkrümmte Gestalt, in die Fetzen einer ehemals weißen Schwesterntracht gehüllt. Ihre Haube war nach vorne gerutscht und verbarg gnädig den Anblick ihres Gesichtes.
    Behutsam kniete ich neben der Toten nieder, streckte die Hand nach ihr aus und fuhr wie elektrisiert zurück, als ein leises, gequältes Stöhnen aus ihrer Brust drang. »Sie lebt!«, entfuhr es mir.
    »Ja«, antwortete Howard leise. »Aber sie wird sterben.«
    Ich fürchtete, dass er Recht hatte. Der Teppich unter dem Körper der Krankenschwester war dunkel von Blut. Niemand konnte die Verletzungen überstehen, die sie davongetragen hatte. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt noch am Leben war.
    »Mein Gott«, flüsterte ich. »Was ist hier geschehen?«
    Howard kniete neben mir nieder, drehte die Sterbende wenig sanft auf den Rücken und berührte ihr Gesicht. In seinen Augen stand eine Frage geschrieben, die den Schrecken in mir noch vertiefte.
    »Nein!«, sagte ich.
    »Du musst«, erwiderte Howard, sehr leise, aber auch sehr ernst. »Wir müssen wissen, was hier passiert ist. Und zwar schnell.«
    Einen Moment lang sträubte ich mich noch dagegen, aber in Wahrheit hatte ich längst eingesehen, dass er Recht hatte. Mrs. Peddigrew war die einzige Zeugin, die uns sagen konnte, wer für diese Verwüstung verantwortlich war; und – was noch

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