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Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Titel: Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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lächelte gequält. »Ich hatte einen miserablen Traum und konnte hinterher nicht mehr schlafen.«
    »Was für einen Traum?«
    »Einen Albtraum«, knurrt ich gereizt. »Du spieltest die Hauptrolle.«
    »Wie interessant«, sagte Howard ungerührt. »Erzähle davon.«
    Ich hatte keine sonderliche Lust dazu und ich sagte es ihm, aber Howard blieb beharrlich. »Es ist nicht der erste schlechte Traum, den du hast, seit du zurück bist, sagst du?«
    »Nein. In letzter Zeit träume ich öfters schlecht. Aber bisher noch nie von dir. So schlimm war es noch nie.«
    Howard überging die Spitze. »Vielleicht solltest du das Haus verlassen«, murmelte er. »Oder das da wegschaffen.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf das kitschige Ölgemälde über dem Kamin. Nicht, dass es so schlimm gewesen wäre, dass darin die Ursache für meine Träume gelegen hätte. Aber hinter dem Bild verbarg sich ein geheimer Wandsafe. Und darin war das da, das Howard gemeint hatte; genauer gesagt, vier das da: die vier SIEGEL DER MACHT, die ich mit zurück nach London gebracht und in meinem Safe eingeschlossen hatte.
    »Nein«, sagte ich ruhig.
    Howard seufzte, zog geistesabwesend sein Zigarrenetui aus der Tasche und steckte sich einen neuen Stinkstängel zwischen die Lippen. Offenbar hatte er die erst halb aufgerauchte Zigarre, die noch im Aschenbecher glomm, ganz vergessen. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass ich das Haus ohnehin renovieren lassen wollte.
    »Du solltest es dir überlegen«, sagte Howard zwischen zwei Zügen. »Diese Dinger sind keine harmlosen Souvenirs. Sie sind gefährlich. Möglicherweise sind sie der Grund für deine Träume.«
    »Sie bleiben hier«, sagte ich bestimmt. »So lange, bis ich einen Weg gefunden habe, sie zu vernichten. Basta.«
    Howard nickte, als hätte er nichts anderes erwartet. Er hatte es wohl auch nicht, denn es war weiß Gott nicht das erste Mal, dass sich unser Gespräch um dieses Thema drehte, seit ich zurück in London war. »Dann sehe ich nur noch eine Möglichkeit«, sagte er nach einer Weile. »Du musst dieses Haus verlassen. Bis du eine Lösung für dein …« Er stockte einen winzigen Moment und blickte bezeichnend auf die in üppigen Farben gemalten Sonnenblumen über dem Kamin. »… dein Problem gefunden hast, solltest du in einem Hotel bleiben.«
    Diesmal musste ich über die Antwort gar nicht nachdenken. Allein die Vorstellung, das Haus für längere Zeit verlassen zu sollen, erfüllte mich mit Entsetzen.
    »Nein!«, sagte ich.
    Howard starrte mich an und erst in diesem Moment wurde mir selbst klar, dass ich das Wort nicht gesagt, sondern mit vollem Stimmaufwand geschrien hatte. So laut, als hätte er von mir verlangt, Selbstmord zu begehen.
    Und – der Gedanke ließ mich schaudern, aber es war so – ganz genau so fühlte ich mich auch in diesem Moment.
    »Mein Gott, Howard«, murmelte ich. »Was geschieht hier?«
     
    Das Geräusch der Kutsche trieb den Mann in den Schatten der Toreinfahrt zurück. Obwohl sein dunkler Umhang völlig mit seiner Umgebung verschmolz und er wusste, dass er von der Straße aus vollkommen unsichtbar war, zog er ganz instinktiv die Kapuze tiefer in die Stirn und drehte sich zur Seite, während der Zweispänner näher kam und schließlich auf der anderen Seite des Platzes vor einem hochherrschaftlichen Gebäude stehen blieb.
    Der Schlag des Wagens sprang auf und ein Mann stieg heraus. Er reichte dem Kutscher den Fahrlohn, verabschiedete sich mit einem flüchtigen Kopfnicken und ging die Treppe zum Haupteingang des großen Hauses hinauf. Er wirkte dabei äußerlich gelassen, doch der unsichtbare Beobachter spürte die Erregung, als wären es seine eigenen Gefühle.
    Obwohl der Mann ihm den Rücken zukehrte, glaubte er sein Gesicht zu sehen; so deutlich, als stünde er vor ihm. Der Beobachter presste die Lider zusammen, aber das Bild blieb – zehn Jahre jünger und um zehn Jahre energiegeladener – aber trotzdem das Gesicht des Mannes, den der Fremde wie keinen zweiten hasste, ausgenommen vielleicht den einen, den sie den »Hexer« nannten – Robert Craven. Den Mann, der in dem prachtvollen Haus auf der anderen Straßenseite wohnte und dem er seine größte Niederlage zu verdanken hatte.
    Und seinen größten Sieg.
    Der heimliche Beobachter hob die Hand und berührte seine Schläfe. Seine Finger ertasteten frisches, noch warmes Blut, das aus der winzigen Schnittwunde gedrungen war. Er wischte es weg, obgleich er wusste, dass es sinnlos war. Die Wunde

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