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Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Titel: Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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weitem nicht so interesselos, wie ich geglaubt hatte. Ihr Desinteresse beschränkte sich nur auf die Teile der Anklage, die nicht zu deutlich gegen mich sprachen …
    Im Gegenteil, sie gaben sich alle Mühe, mich an den Galgen zu reden.
    Der Staatsanwalt hatte leichtes Spiel, seine Anklage vorzubringen. Seine Beweispunkte waren teilweise so hanebüchen, dass sie ein Kind hätte widerlegen können.
    Leider war Gray kein Kind mehr …
    Als sich der Staatsanwalt setzte, konnte ich mein Urteil in den Gesichtern der Schöffen bereits ablesen. Gray hätte ein Wundermann sein müssen, um noch eine Wendung zu meinen Gunsten herbeizuführen. Und ganz allmählich begann ich daran zu zweifeln, ob er es überhaupt wollte.
    Gray stand etwas schwerfällig auf und blätterte nachdenklich in seinen Akten. Sein Gesicht war wie aus Stein. »Hohes Gericht«, begann er. »Ich will dem Staatsanwalt nicht Unwahrheit vorwerfen, doch erscheint mir seine Anklage … ein wenig seltsam. Ich kenne meinen Mandanten seit mehreren Jahren und vertrat davor schon die Geschäfte seines Vaters. Robert Craven ist mir immer als wohlerzogener junger Mann erschienen, der Recht und Ordnung ohne jede Einschränkung akzeptiert, ja, im Gegenteil ein vehementer Verfechter dieser beiden Grundpfeiler unserer Gesellschaftsordnung ist. Ich halte ihn gar nicht für fähig, einen Mord zu begehen. In diesem Lande wird kein Bürger allein deswegen schuldig gesprochen, weil er einem jungen Mädchen helfen will, das von einem Unhold angegriffen wird, oder weil missliebige Leute eine fremde Leiche in seinem Garten vergraben. Das kann jedem von uns passieren, sogar dem Staatsanwalt.«
    Gray setzte bei dieser Bemerkung ein Lächeln auf, das humorvoll wirken sollte. Mir jagte es jedoch einen Schauer über den Rücken. Obwohl er eigentlich recht gut begonnen hatte, zog ich unwillkürlich die Schulter ein und wartete auf den Schlag, der mich unweigerlich treffen würde.
    Doch vorerst zerpflückte Gray die Argumente des Staatsanwaltes in einer Weise, dass dieser rot anlief. Wenn auch nicht vor Wut, sondern allerhöchstem vor Scham über seinen Kollegen. War Gray verrückt geworden?
    »Ein einziger Mann wird von der Anklage als Zeuge vorgebracht«, fuhr er fort. »Er soll meinen Mandanten bei dem Mord beobachtet haben. Sehen Sie sich doch dieses Individuum an. Inspektor Cohen nennt ihn einen freien Mitarbeiter des Scotland Yards. Ich bezeichne so etwas als einen Polizeispitzel übelster Sorte, bereit, jeden zu verraten, wenn er nur gut bezahlt wird. Ich stelle in den Raum, dass dieser Mann eine ungesetzliche Tat vollführte und dabei von dem jungen Beamten ertappt wurde. Ist es nicht möglich, dass er Peabody ermordet hat und nun die Schuld meinem Mandanten in die Schuhe schieben will?«
    »Das ist ja lächerlich«, sagte Cohen.
    »Genau«, fügte der Richter hinzu.
    »Ebendies«, bemerkte Ruthel.
    »Vielleicht war es Cohen auch selbst«, schlug Gray vor. »Es ist bekannt, dass Peabody und er nicht zum ersten Male gewisse Differenzen hatten. Und Inspektor Cohen ist als gewalttätiger Mensch aktenkundig. Mein Mandant wurde von seinen Mitarbeitern während der Verhaftung misshandelt.«
    Im Saal entstand ein Tumult, der Gray daran hinderte, weiterzusprechen. Der Richter trommelte mit seinem Hammer auf den Tisch und schrie, dass Gray gefälligst sachliche Argumente vorbringen solle, anstatt einen unbescholtenen Bürger schlimmster Verbrechen zu beschuldigen.
    Cohen sagte gar nichts, sondern starrte Gray nur mit offenem Mund an.
    »Doktor Gray, ich flehe Sie an – hören Sie auf!«, stammelte ich.
    Gray lächelte, wandte sich wieder an den Richter und fuhr unbeeindruckt fort: »Gut. Gestehen wir dem Informanten des Inspektors zu, dass er Peabody nicht ermordet hat, und unterstellen wir auch Cohen, dass er es nicht war. Dies ist jedoch noch lange kein Beweis dafür, dass mein Mandant der Mörder sein muss. Ich weiß zum Beispiel, dass der Inspektor ein persönlicher Feind meines Mandanten ist. Trotzdem will ich ihm nicht vorwerfen, in dieser Situation billige Rache zu suchen. Doch ich bin der festen Überzeugung, dass die Polizei – und hier vor allem Inspektor Cohen – meinen Mandanten als Täter sehen will!«
    Diesmal war selbst der Richter nicht imstande, den entstehenden Tumult zu unterbinden. Die zuschauenden Polizisten stießen gellende Pfiffe aus, manche auch unfeinere Dinge; und mehr als eine Faust wurde gegen Gray geschüttelt. Selbst unter den Schöffen trat erhebliche

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