Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!
einer zornigen Bewegung zur Seite.
»Mir fehlt nix!«, fauchte er. »Ich brauch’ nur ’n bisschen Ruhe.«
Frankenstein seufzte, hob ganz langsam die Hand und berührte beinahe flüchtig Rowlfs Rücken.
Rowlf brüllte vor Schmerz.
»Ihnen fehlt also nichts, wie?« Frankenstein schüttelte den Kopf. »Mein lieber Freund, ich habe Ihre Rückenwirbel über eine Distanz von fünf Yards knacken hören. Von Rechts wegen sollten Sie eigentlich tot sein. Und jetzt ziehen Sie endlich die Jacke aus.«
Rowlf zögerte. Unsicher setzte er dazu an, Frankensteins Befehl nachzukommen, hielt dann aber mitten in der Bewegung inne.
»Versteh’n Se denn was davon?«, fragte er misstrauisch.
Viktor Frankenstein runzelte verärgert die Stirn. »Ich bin zufällig Arzt«, sagte er.
»Aber ich hab’ gedacht, Sie schnippeln nur an Toten rum.«
Gegen seinen Willen musste Frankenstein lachen. Aber er wurde sofort wieder ernst. »Möglicherweise werde ich das auch bald, wenn Sie nicht vernünftig sind, Rowlf«, sagte er. »Sie sind der stärkste Mensch, den ich jemals gesehen habe, aber auch Sie bestehen nur aus Fleisch und Blut.« Er seufzte. »Ganz im Gegensatz zu den beiden Männern, die Howard entführt haben«, fügte er hinzu, während er neben Rowlf in die Hocke ging. »Was waren das für sonderbare Wesen? Doch keine Menschen, oder?«
Rowlf sog hörbar die Luft ein, als Frankensteins Finger mit kundigen, aber alles andere als sanften Bewegungen über seinen Rücken fuhren.
»Ihre andern Patienten sin’ wohl nich’ so zimperlich, wa?«, fragte er.
Frankenstein lachte leise. »Kaum«, gestand er. »Aber Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Wer waren diese beiden Männer? Mein Gott. Sie haben dem einen das Schaufelblatt direkt ins Gesicht geschlagen und sein Hals … er hat nicht einmal geschrien!«
»Kanner auch nicht«, sagte Rowlf mit zusammengebissenen Zähnen. »Das war nich’ Gray. Der sah nur so aus. Das war ’ne verdammte Puppe.«
»Eine … Puppe?« Frankenstein sah verwirrt auf.
»Weiß nicht, wie se wirklich heiß’n tun«, antwortete Rowlf achselzuckend. »H.P. hatse imma so genannt. Ich hatt schoma mit som Blechkopp zu tun. Aber ich hab’ gedacht, es gibt se gar nich’ mehr. Au verdammt, tut das weh!«
»Das ist kein Wunder«, sagte Frankenstein nickend. »Gebrochen scheint nichts zu sein, aber Sie haben sich eine prachtvolle Prellung zugezogen. Die nächsten Tage sollten Sie sehr vorsichtig sein, wenn Sie sich bewegen. Das Beste wäre, Sie blieben im Bett.«
Rowlf blickte ihn nur finster an und streifte seine Jacke wieder über. »Aber das werden Sie nicht tun, wie?«, vermutete Frankenstein.
Rowlf nickte. »Nee. Ich werd’ diesen nachgemachten Cohen suchen un’ ihm jede Schraube einzeln rausschlagen, bis er mir verrät, wo Howard is. Un’ der Kurze.«
»Wer?«
»Robert«, murrte Rowlf.
»Sie denken, er wäre noch immer am Leben?«, fragte Frankenstein zweifelnd.
»Im Sarg war er jenfalls nich’, oda?«, fragte Rowlf unwillig. »Ach Scheiße, wenn ich wenigstens wüsste, wo die Biester mit einmal wieder herkomm’n tun. Wir ham gedacht, sie wär’n erledigt.«
»Sie hatten schon einmal mit ihnen zu tun?«
»Ja.« Rowlf stand auf, machte einen Schritt und verzog schmerzhaft das Gesicht. »Voriges Jahr, in Paris. Aber ich versteh’ das nich’. H.P. und der Junge haben den Lausdreck doch erledigt!«
»Wen?«, fragte Frankenstein.
»Sarim de Lausdreck«, erklärte Rowlf. »Der Kerl, der die Dinger bau’n tut. Hat sich selbst Puppenmacher genannt. Aber ich dachte, der wäre hin.«
»Ganz offensichtlich ist er nicht … hin«, sagte Frankenstein. »Er scheint mir im Gegenteil höchst aktiv zu sein.« Er seufzte. »Es ist … unglaublich. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte … Maschinen, die wie Menschen aussehen. Ich kann es immer noch nicht glauben.«
»Wär aba besser, sie tätens tun, Doktor«, antwortete Rowlf ernst. »Wir wern dem Mistkerl nämlich auf den Hals rücken, mein Wort darauf.«
»Wir?« Frankenstein blinzelte. »Wie meinen Sie das?«
»Wie ichs sage«, grollte Rowlf und schüttelte wie durch Zufall eine gewaltige Faust unter Viktor Frankensteins Nase. »Oda hamse gedacht, ich lass’ den H.P. und den Kleinen in dem Lausdreck seinen Fängen?«
»Aber wir … was sollen wir denn allein gegen diese Ungeheuer ausrichten?«, stotterte Frankenstein. »Sie haben doch selbst erlebt, wie gefährlich sie sind. Und wir wissen nicht einmal, wo wir suchen
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