Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Titel: Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Orden wurde vor fünfhundert Jahren aufgelöst.«
    »Offiziell vielleicht«, sagte Howard. »Das ist es, was alle glauben sollen. In Wahrheit existierte er weiter bis auf den heutigen Tag. Und er ist so mächtig wie eh und je.«
    »So eine Art Loge?«, vermutete Cohen.
    »Ungefähr«, sagte Howard. »Nur, dass er weit gefährlicher ist als die meisten Geheimlogen. Viele seiner Mitglieder verfügen über gewisse … besondere Fähigkeiten.«
    »Ach, so eine Art Zauberer, wie?«, fragte Cohen spöttisch.
    »So eine Art«, bestätigte Howard. »Zum Beispiel mit der Fähigkeit, perfekte Doppelgänger jeder beliebigen Person zu schaffen.«
    Diesmal widersprach Cohen nicht mehr. Selbst sein Schweigen wirkte eindeutig betroffen.
     
    Wieder wusste er nicht, wieviel Zeit vergangen war. Er hatte geschlafen – er schlief jetzt sehr viel, denn selbst einem Mann wie ihn strengte es an, über so große Entfernung in geistigem Kontakt mit seinen Kreaturen und seinen Männern zu bleiben – und als er erwachte, schien die Sonne unverändert durch die Ritzen des Daches. Es mochte aber ebenso gut die Sonne eines neuen Tages sein, denn in seinem Mund war der schlechte Geschmack und auf seinen Augenlidern der dumpfe Druck von sehr, sehr langem Schlaf.
    Sarim de Laurec setzte sich auf, fuhr sich mit beiden Händen durch das Gesicht und spürte klebrige Feuchtigkeit auf der Wange. Er erschrak, griff noch einmal hin und erschrak noch tiefer. Hastig stand er auf, stolperte durch das Halbdunkel des Dachbodens und fand schließlich, was er gesucht hatte: eine staubige, von Sprüngen durchzogene Spiegelscherbe, groß genug, dass er sein Gesicht darin erkennen konnte.
    Eine Sekunde später wünschte er sich, es nicht getan zu haben, denn was er sah, ließ ihn beinahe aufschreien. Die Hälfte seines Gesichtes war von halb geronnenem Blut bedeckt wie von einer schrecklichen roten Maske – was nichts anderes bedeutete, als dass die Wunde in seiner Schläfe sehr viel heftiger blutete als normal oder dass er sehr viel länger geschlafen haben musste, als er bisher angenommen hatte.
    Sarim wusste nicht, welcher Möglichkeit er den Vorzug geben sollte. Jede auf ihre Weise war gleich beunruhigend.
    Unsicher ließ er die Spiegelscherbe sinken, hob sie aber dann wieder auf und fuhr mit einem Zipfel seines Mantels darüber, um den Staub herunter zu wischen.
    Das Bild blieb: Der graue Schimmer auf seiner Haut war nicht im Spiegel, sondern Wirklichkeit. Und nicht nur das.
    Er war … alt.
    Nein – das stimmte nicht. Das Gesicht das ihm aus dem blind gewordenen Spiegel entgegengrinste wie das eines Toten, war das seine, das schmale, fast aristokratisch zu nennende Gesicht eines Mannes Ende Fünfzig, der sich sein Leben lang in Form gehalten und stets auf seine Gesundheit geachtet hatte.
    Keinen Tag älter als es wirklich war. Aber es war … verfallen. Es sah so müde und schwach und kraftlos aus, wie er sich fühlte. Es war, als würde er innerlich ausgesaugt, als zehre etwas von seiner Lebenskraft, ohne dass er es direkt spürte, geschweige denn sich irgendwie zur Wehr setzen konnte.
    Seine Hände zitterten plötzlich so stark, dass er die Spiegelscherbe fallen ließ, sodass sie klirrend zerbrach.
    Das Geräusch explodierte in der Stille des Dachbodens wie ein Kanonenschuss. Und es hörte nicht auf, sondern hallte tausendfach gebrochen und verstärkt von den Wänden und den Dachschindeln wider, kam zurück und nahm immer mehr und mehr an Lautstärke zu, bis de Laurec mit einem gellenden Schrei zurücktaumelte und die Hände gegen die Ohren presste. Erst dann verstummte es und machte einem spöttischen, irgendwie lauernden Schweigen Platz.
    Zitternd richtete sich Sarim de Laurec auf. Seine Augen waren weit vor Furcht und sein Herz pochte so schnell, dass es wehtat. Er war in Schweiß gebadet. Und er hatte das Gefühl, ganz kurz vor dem Punkt zu stehen, an dem er den Verstand verlieren würde.
    Seltsamerweise war es genau dieser Gedanke, der ihn in die Wirklichkeit zurückbrachte.
    Plötzlich begriff er, dass er keiner Halluzination erlag und auch nicht verrückt wurde – was er spürte, war nichts als ein heimtückischer Angriff auf rein geistiger Ebene, eine Attacke dieses Hauses … oder was immer es war, das Craven hier hinterlassen hatte.
    Der Gedanke gab ihm neue Kraft. Eine Gefahr, die er kannte, konnte er bekämpfen – und Sarim de Laurec konnte sich nicht viele Gefahren vorstellen, mit denen er nicht fertig werden konnte, mit Hilfe der neuen

Weitere Kostenlose Bücher