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Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Titel: Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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keine Fata Morgana«, widersprach Chalef. »Ich habe schon mehr als eine gesehen. Und wie ist es zu erklären, dass der Sturm so plötzlich abbrach? Eine höhere Macht hat ihm Einhalt geboten!«
    »Jeder Sturm geht einmal zu Ende.«
    »Aber nicht von einem Augenblick zum anderen«, beharrte Chalef im Brustton der Überzeugung. »Nur eine höhere Macht …«
    »Allah!« Baskerville grinste.
    Chalef erwiderte das Grinsen nicht. Im Gegenteil; er wurde noch ernster und nickte nur bekräftigend.
    Henry Baskerville verspürte keine Neigung, die fruchtlose Diskussion fortzusetzen. Er kannte seinen Diener gut genug, um zu wissen, dass er den braven Burschen doch nicht überzeugen konnte. Chalef war so abergläubisch wie eine irische Waschfrau.
    »In Ordnung«, sagte er deshalb. »Danken wir also Allah für unsere wundersame Rettung vor dem heiligen und gerechten Zorn der Wüstenkrieger.«
    Und vor diesem Zorn waren sie in der Tat jetzt sicher. Die Dharan hatten sich in ihrer Panik so schnell davongemacht, dass sie längst am Horizont verschwunden waren. Nichts sprach dafür, dass sie ihren Sinn noch ändern und zurückkommen würden.
    Erst jetzt wurde sich Henry Baskerville bewusst, dass ihn die wilde Hetzjagd viel von seiner Kraft gekostet hatte. Auch die Pferde ließen erschöpft die Köpfe hängen, flockiger Schaum stand vor ihren Nüstern. Ihnen allen konnte eine Rast nur gut tun. Außerdem würde es jetzt sehr schnell dunkel werden. Und mit der Dunkelheit kam die Kälte, die in der Wüste auf sehr unangenehme Grade fallen konnte. Henry Baskerville richtete sich kurz im Sattel auf und ließ seinen Blick über die endlose Weite schweifen.
    »Wie weit ist es bis zum nächsten Wasserloch?«, fragte er seinen Diener.
    »Mehrere Stunden«, antwortete Chalef sofort. Baskerville sah ihn kritisch an; die Antwort kam ihm etwas zu schnell. Aber er hatte keinen Grund, ihm nicht zu glauben. Chalef kannte sich in der Arabischen Wüste bestens aus, das hatte er schon des öfteren bewiesen.
    »Schön«, sagte Baskerville. »Weiterreiten hat also keinen Sinn. Bleiben wir gleich an Ort und Stelle und suchen uns einen Platz für das Nachtlager.«
    Er war nicht einmal undankbar dafür, dass die nächste Wasserstelle außer Reichweite lag. Man konnte nie wissen, welches Gesindel sich nachts an diesen Lebensadern der Wüste einfand und wonach ihm der Sinn stand. Da sie jedoch ihre Wasservorräte im Zeltdorf der Dharan aufgefüllt hatten, würden sie in dieser Beziehung keinen Mangel leiden müssen.
    Chalef erhob keine Einwände gegen Baskervilles Vorschlag. Auch er war davon überzeugt, dass von Seiten der Beduinen keine Gefahr mehr drohte. Mit erhobener Hand deutete er zu einer Düne hinüber, die kaum hundert Yards entfernt lag.
    Wenig später hatten die beiden Männer den Fuß der Düne erreicht und stiegen aus den Sätteln. Während Baskerville daran ging, die Pferde aus einem der mitgeführten Wasserschläuche zu tränken, begann Chalef das Zelt aufzubauen. Der arabische Diener hatte noch nicht die zweite Zeltstange in den Wüstensand gerammt, als er einen kurzen, Angst erfüllten Schrei ausstieß.
    Baskerville hob den Kopf und blickte zu ihm hinüber. Chalef stand da wie zur Salzsäule erstarrt. Mit weit aufgerissenen Augen und einem Gesichtsausdruck, in dem sich alle Schrecken dieser Welt widerspiegelten, starrte er auf den Boden zu seinen Füßen.
    »Was ist passiert?«, fragte Baskerville.
    Chalefs Mund bewegte sich, aber es kamen nur unartikulierte Töne hervor, Laute eines Entsetzens, das sich nicht in Worte kleiden ließ.
    Aufs Höchste alarmiert, wandte sich Henry Baskerville von den beiden Pferden ab und trat an die Seite seines arabischen Dieners. Weitere Fragen waren überflüssig. Er sah mit eigenen Augen, was Chalef so entsetzt hatte. Und er musste zugeben, dass auch ihn selbst ein eiskalter Schauder überlief.
    Vor ihm lag, halb vom Wüstensand begraben, ein Mensch. Er war tot, schon seit langer, langer Zeit. Ganz offensichtlich hatte er all die Jahre über völlig vom Sand bedeckt dagelegen und war erst jetzt durch den Sturm wieder ans Tageslicht gebracht worden. Die Sandschichten hatten seinen Körper völlig mumifiziert, sodass er aussah wie gegerbtes Leder oder Pergament. Dennoch ließ sein verschrumpeltes Gesicht auch jetzt noch einen Ausdruck erkennen, der dem Chalefs auf erschreckende Weise ähnlich sah: Entsetzen, Schrecken und Todesangst hatten sich in seine vertrockneten Züge gegraben.
    Der Mann war ermordet

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