Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!
berührte.
Und endlich erwachte auch ich aus meiner Lähmung.
Ich sprang hoch, tauchte unter einer zupackenden Stahlklaue hindurch und warf mich mit einem verzweifelten Satz auf die Tür zu.
Und um ein Haar in die Spitze des Schwertes, das mir Bruder Allisdale entgegenstreckte.
Im letzten Moment korrigierte ich meinen Sprung, landete reichlich unsanft an der Wand und sank halb benommen zu Boden.
Das Erste, was ich sah, als die bunten Kreise vor meinen Augen erloschen, war Sarim de Laurecs ausgemergeltes Totenkopfgesicht, das zu einem höhnischen Grinsen verzogen war.
»Nun, Craven?«, kicherte er. »Habe ich dir nicht gesagt, dass wir uns wiedersehen werden? Ich muss mich für die Verzögerung entschuldigen. Aber ich wollte warten, bis wir vollzählig sind. Wie ich sehe, hat es sich gelohnt.« Er kicherte irre, versetzte mir einen rüden Stoß vor die Brust und trat an Bruder Allisdale vorbei ins Zimmer. Sein Blick glitt über die Gestalten der anderen, die sich – mit Ausnahme Cohens, der das Bewusstsein verloren hatte – nur mühsam vom Boden hochrappelten.
»Es tut mir Leid, dass ich Ihnen solche Unbill bereiten muss, meine Herren«, sagte er höhnisch. »Aber ihre unqualifizierte Einmischung hat meine Pläne ein wenig durcheinander gebracht, sodass ich mich gezwungen sah, zu improvisieren.«
»Du Wahnsinniger!«, keuchte Howard. »Hast du noch immer nicht genug Schaden angerichtet?«
Sarims Lächeln wurde eisig. »Ah, Bruder Howard«, sagte er in einem Ton, als sähe er Howard jetzt tatsächlich zum ersten Mal. »Immer noch der Alte, wie? Aber ich fürchte, diese Runde gewinne ich.« Er deutete auf den Maschinenmenschen mit meinem Gesicht. »Wie schade, dass du nicht mehr erleben wirst, wie perfekt mein zuverlässiger Freund hier die Rolle Robert Cravens spielen wird. Wer weiß – vielleicht ist es ganz gut, dass er noch lebt. Ein lebender Craven mag nützlicher sein als ein toter. Zumal, wenn ich mir seiner Loyalität so sicher sein kann wie in diesem Fall.«
»Damit kommst du nicht durch!«, sagte Howard ruhig. »Der Orden -«
»Der Orden«, unterbrach ihn Sarim de Laurec eisig, »existiert nicht mehr. Dank dem Eingreifen deines idiotischen Freundes ist er seiner gesamten Führungsspitze beraubt worden. Es wird ein paar Jahre dauern, bis er sich reorganisiert hat.« Er kicherte. »Und ich habe das Gefühl, ich kenne den Namen des neuen Großmeisters.«
»Du bist ja wahnsinnig«, murmelte Howard. »Größenwahnsinnig!«
»Das mag sein«, sagte Sarim kichernd. »Aber besser wahnsinnig als tot, meinst du nicht?« Sein Lächeln erlosch. »Und nun -«
Von der Tür her erscholl ein dumpfer Schlag. Sarim fuhr herum und sah gerade noch, wie Bruder Allisdale mit verdrehten Augen in die Knie brach und gleich darauf zur Seite kippte.
»Un’ nu«, führte Rowlf den angefangenen Satz zu Ende, »isses endgültig genug, Lausdreck.« Er ballte die Fäuste. »Ich hab’ die Schnauze voll von dir un’ deinen blöden Puppen.«
Sarim de Laurec starrte ihn an, wohl eher betäubt vor Unglauben über eine solche Dreistigkeit denn vor Furcht, schien etwas sagen zu wollen, brachte aber nur einen keuchenden Laut hervor.
»Ich hab’ endgültig die Schnauze voll von dir, du Heini!«, brüllte Rowlf. Mit wütend geballten Fäusten stapfte er auf Sarim de Laurec zu und hob die Hand, um ihn zu schlagen.
Sarim wich im allerletzten Moment zur Seite, wirbelte herum und starrte meinen mechanischen Doppelgänger an. Sein ausgestreckter Arm wies auf Rowlf. »Töte!«, befahl er.
Die Puppe setzte sich nahezu lautlos in Bewegung, die Hände gehoben und zu Krallen geformt.
»Um Gottes willen!«, schrie ich. »Rowlf, tu es nicht!«
Aber Rowlf schien blind für die tödliche Gefahr, in der er schwebte.
Es war wie eine getreuliche Wiederholung der Szene, die ich vor etwas mehr als einem Jahr in Paris erlebt hatte. Auch damals hatte Rowlf den Fehler begangen, eine dieser entsetzlichen Kreaturen mit bloßen Händen angreifen zu wollen.
Und ganz genau wie einst holte Rowlf zu einem Schwinger aus, in dem die ganze ungeheuerliche Kraft seiner Muskeln lag. Damals in Paris hatte er sich die Hand gebrochen.
Ein dumpfer, knirschender Laut erscholl. Ich sah, wie Rowlfs Körper unter der Wucht des Hiebes erbebte, wie sich sein Gesicht zu einer Grimasse der Qual verzerrte.
Aber auch die Puppe wankte.
Ein langer, gezackter Riss erschien in ihrem Gummigesicht. Ein helles Zischen erklang, dann sprühten winzige weißblaue Funken aus
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