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Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Titel: Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihren Augen. Die bizarre Kreatur wankte, streckte wie in einem blinden Reflex noch einmal die Arme nach Rowlf aus – und stürzte wie ein gefällter Baum zu Boden. Ihr Kopf zerbarst vollends, als sie aufschlug.
    »Was …«, keuchte Sarim de Laurec. Aus hervorquellenden Augen starrte er sein zerstörtes Geschöpf an, sichtlich unfähig zu begreifen, was überhaupt geschehen war.
    Aber auch ich rang mühsam um meine Beherrschung und blickte fassungslos immer wieder von Rowlf zu der gestürzten Puppe und zurück. »Wie in Dreiteufelsnamen hast du das gemacht?«, flüsterte ich.
    »Blöde Frage«, nuschelte Rowlf. »Ich kenn’ die Blechköppe inzwischen, oda?« Er warf Viktor einen wütenden Blick zu, dessen Sinn ich zwar nicht verstand, unter dem dieser aber sichtlich in sich zusammenzuschrumpfen schien. »Von wegen nur Muskeln und kein Gehirn. Auf die Typen fall’ ich bloß einma’ rein«, nuschelte er – und ließ das Hufeisen fallen, das er sich über die rechte Faust gestreift hatte …

 

     
     
    Das Heulen des Windes klang wie das Wehklagen verfluchter Seelen, für immer den schrecklichen Qualen des Höllenfeuers ausgesetzt. Der Sand, vom Sturm hochgewirbelt und tanzend wie ein Schwarm aufgeschreckter Insekten, legte sich einem Schleier gleich vor das rote Auge der sinkenden Sonne und ließ die Wüste grau und düster erscheinen.
    Dennoch war es nicht dunkel genug, um die Verfolger von ihrer Spur abzubringen. Im Gegenteil: näher und näher kamen sie heran, unbeugsame Entschlossenheit in den harten Gesichtern und den Tod im Blick …
    Während er sein Pferd antrieb, wandte Henry Baskerville immer wieder den Kopf und versuchte den Abstand abzuschätzen, der ihn und seinen arabischen Diener Chalef noch von den Dharan trennte. Es war nicht eigentlich Furcht oder gar Todesangst, die ihn erfüllten, wohl aber doch mehr als einfaches Unbehagen. Mit diesen Söhnen der Wüste war nicht zu spaßen und sofern er Chalef glauben durfte, war sein Leben ernsthaft in Gefahr, wenn er den Beduinen in die Hände fiel.
    Und warum? Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte er gelacht, wenn er an das »Verbrechen« dachte, das er begangen hatte. Getrieben von nichts anderem als der neugierigen Wissbegierde eines Forschungsreisenden, hatte er im Nomadenlager der Beduinen ein Frauenzelt betreten, um die Schönen des Stammes einmal in unverschleiertem Zustand betrachten und studieren zu können. Dass dieses für ihn als aufgeklärten Europäer des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts völlig harmlose Tun in den Augen der Araber einer gar schändlichen und unverzeihlichen Untat entsprach, war ihm erst in dem Augenblick bewusst geworden, in dem mehrere Beduinenkrieger mit unverblümter Mordlust im Blick auf ihn losgingen. Nur die überstürzte Flucht aus dem Nomadenlager hatte ihn davor bewahrt, gleich an Ort und Stelle umgebracht zu werden.
    Aber mit der Flucht allein war die Angelegenheit leider nicht aus der Welt geschafft – ganz und gar nicht. Der halbe Stamm war hinter ihm her.
    Mindestens.
    »Wenn … uns … werden sie … töten!«
    Die Worte Chalefs, der mit verbissenem, von Furcht geprägtem Gesicht an seiner Seite ritt, wurden halb vom Heulen des Windes verschluckt, ließen jedoch an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Und langsam fing Henry Baskerville an, die Unkenrufe seines Dieners ernst zu nehmen. Als Einheimischer kannte sich Chalef mit den Sitten und Gebräuchen des Landes aus. Er wusste wohl, was er sagte. Und die Hartnäckigkeit der Dharan, die trotz des immer heftiger werdenden Sandsturmes offenbar nicht im Traum daran dachten, die Verfolgung aufzugeben, sprach für sich.
    Henry Baskerville stieß einen Fluch aus und griff nach dem Gewehr, das im Sattelholster seines Pferdes steckte. Er entsicherte die Waffe, wandte abermals den Blick und feuerte dicht hintereinander mehrere Schüsse ab. Natürlich bestand nicht die geringste Chance, einen der Verfolger zu treffen, aber das war auch gar nicht seine Absicht. Er wollte die Beduinenkrieger erschrecken, nicht verletzen oder gar töten.
    Aber seine schwache Hoffnung, die Dharan einschüchtern zu können, erfüllte sich nicht. Im Gegenteil. Die Schüsse schienen die Beduinen nur noch zorniger zu machen. Fernes Wutgebrüll, so laut, dass es selbst das Heulen des Windes übertönte, erscholl als Antwort auf seine Salve. Und die verschwommenen Silhouetten der Beduinen schienen wieder ein bisschen größer zu werden. Baskerville steckte die Waffe ins

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