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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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retten Sie mich vor diesem Barbaren!«
    Sie erreichte mich nicht einmal. Der junge Araber lachte, holte sie mit einem raschen Schritt ein und griff abermals in ihr Haar. Als sie diesmal nach ihm schlagen wollte, duckte er sich blitzschnell unter ihrer Hand hindurch, riss sie an sich und küsste sie gewaltsam. Letitia kreischte, versuchte ihm das Knie zwischen die Beine zu rammen und biss ihm kräftig in die Lippe, als dies misslang.
    Diesmal klang das Lachen des Arabers nicht mehr ganz so amüsiert, als er Letitia von sich stieß. Er hob die Hand, tastete über seine Unterlippe und betrachtete stirnrunzelnd das frische Blut, das plötzlich auf seinen Fingern war. Dann bückte er sich, riss Letitia wieder auf die Füße – und küsste sie zum zweiten Mal.
    Letitia versuchte nicht mehr, sich zu wehren, aber ihr Gesicht war eine Maske aus Ekel und Entsetzen, als der Schwarzgekleidete endlich von ihr abließ. Ihre Augen waren groß und dunkel vor Angst, als sie mich ansah.
    »Helfen Sie mir, Robert!«, flehte sie.
    Der Araber drehte sich herum und sah mich an, als erblicke er mich zum ersten Mal, und auch ich musterte ihn aufmerksam. Er war noch relativ jung – Anfang zwanzig, schätzte ich, aber sein Gesicht war schon jetzt markant. Und sehr hart. Seine Augen erinnerten mich an Stahlkugeln, die ein begnadeter Künstler mit Leben erfüllt hatte. Nein, dachte ich – Gnade hatten wir von diesem Mann nicht zu erwarten.
    »Du willst ihr helfen?«, fragte er lauernd. »Wie?«
    Es war Letitia, die an meiner Stelle antwortete. »Das ist Mister Robert Craven, ein reicher Gentleman aus London«, sagte sie. »Er wird für unsere Freiheit viel Geld bezahlen!«
    Ein sehr mäßiges Interesse blitzte im Blick des Arabers auf. Er musterte mich genauer. Für einen Moment schien sein Blick geradewegs durch mich hindurchzugehen, dann lachte er böse und schüttelte den Kopf.
    »Dieser Mann sieht nicht aus, als wäre er reich«, sagte er spöttisch. »Oder laufen die Edlen eures Volkes immer in Lumpen herum?«
    »Sie sagt die Wahrheit«, sagte ich rasch. »Ich kann bezahlen.«
    »Oh, wir wollen viel«, antwortete der Araber und er tat es auf eine Art, die mir sehr unangenehm klar machte, dass es vielleicht nicht nur Geld war, worauf er und seine Leute aus waren. »Wahrscheinlich mehr, als du uns geben kannst, Inglese.« Sein Lächeln erlosch. »Tötet ihn«, sagte er beinahe beiläufig.
    Letitia schrie auf und wollte sich abermals auf ihn stürzen, wurde aber von zwei Beduinen grob zurückgerissen, während zwei andere meine Arme auf den Rücken bogen und ein dritter einen kurzen, gebogenen Dolch zückte und an meiner Kehle Maß nahm.
    Ich tat das Einzige, was mir noch blieb.
    Der Kerl mit dem Dolch kreischte, als sich in seinen Augen die Waffe plötzlich in eine fette, schwarzgraue Spinne verwandelte, die wie besessen in seinem Griff zappelte, taumelte ein paar Schritte zurück und krümmte sich wimmernd im Sand, während die beiden Burschen, die meine Arme hielten, plötzlich stocksteif umfielen. Aber damit war meine suggestive Kraft auch schon fast aufgebraucht. Es ist eine Sache, jemanden zu hypnotisieren, der nichts Übles ahnt und einem gerade ein Glas Portwein anbietet, wie Trouwne am Abend zuvor, aber eine ganz andere, einen Menschen gegen seinen Willen – und Widerstand! – geistig auszuschalten. Hätte ich versucht, auch die anderen Muslims auf die gleiche Weise außer Gefecht zu setzen, hätte ich die nächsten Sekunden kaum überlebt.
    Aber ich versuchte es nicht, sondern trat, mit dem ruhigsten Lächeln, zu dem ich noch fähig war, auf den Schwarzgekleideten zu und schenkte ihm einen Blick, der vor Verachtung nur so troff.
    »Wie ist dein Name?«, fragte ich herrisch.
    Der Araber starrte mich an, gab einen sonderbar keuchenden Laut von sich und murmelte irgendetwas, das sich wie »Hassan Ben Ismail Ibn Sadr El Gundir As Afzar An Ubr Bei Kurz« anhörte. Fast glaubte ich Gurk sprechen zu hören.
    »Du bist ein Narr, Hassan Ben Ismail«, sagte ich kalt, »und deine Augen sind mit Blindheit geschlagen. Schau her!« Ich griff in die nicht vorhandene Tasche meiner Jacke, zog eine nicht existierende Brieftasche hervor und entnahm ihr ein Bündel ebenso nicht existenter Banknoten. »Diese Geldpapiere sind in Inglistan viele Kamele wert, Hassan Ben Ismail. Glaubst du nun, dass ich Lösegeld bezahlen kann, für mich und diese junge Lady?«
    Hassan Bei Kurz starrte mich aus hervorquellenden Augen an, klappte endlich den Mund wieder

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