Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans
aufbringen konnte. »Was habt ihr mit uns vor?«, fragte ich.
Bei Kurz lachte, ein Laut, der mir einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ. »Etwas, woran du Gefallen finden wirst, Giaur«, sagte er. »Sehr viel Gefallen. Sagen wir – ein Ende, das einem so großen Magier wie dir sicherlich würdig ist.«
»Ich bin kein Magier«, antwortete ich ruhig. »Ich beherrsche ein wenig die Kunst der Täuschung, das ist alles.«
»Du hast mich belogen«, sagte Bei Kurz vorwurfsvoll.
Ich zuckte mit den Achseln. »Ich habe versucht meine Haut zu retten. Hättest du das nicht auch an meiner Stelle getan?«
»Sicher«, gestand Bei Kurz lakonisch. »Aber ich hätte es weniger dumm angestellt.« Er seufzte. »Du hast mich vor meinen Kriegern zum Narren gemacht, Robert Craven aus Inglistan. Und ich fürchte, das ist etwas, das ich nicht so einfach hinnehmen kann.«
»Ihr wollt mich töten«, vermutete ich.
»Töten?« Der Araber blickte einen Moment in den wolkenlosen Nachthimmel hinauf, als müsse er ernsthaft über meine Frage nachdenken. Dann nickte er und schüttelte gleichzeitig den Kopf; ein Kunststück, das wohl nur Araber fertig bringen. Vielleicht, weil sie große Übung darin haben. »Möglicherweise wirst du dir auch bald wünschen, ich hätte es getan. Du wirst Nizar übergeben.«
»Nizar?«
»Unserem Herren«, antwortete Bei Kurz. Und ich war fast sicher, in diesen beiden Worten echte Angst zu hören. »Einem wirklichen Zauberer«, fügte er hinzu.
»Dann lasst wenigstens Miss Letitia gehen«, sagte ich nach einer Weile.
»Die junge Wildkatze mit dem Goldhaar?« Bei Kurz lachte, schüttelte den Kopf und blickte mich an, als hätte ich ihn gebeten, die Wüste mit bloßen Händen umzugraben. »Aber warum sollte ich das tun?«, fragte er und die Verwunderung in seiner Stimme war nicht einmal gespielt. »Sie ist meine legitime Beute. Meine Männer haben um sie gekämpft und nicht wenige sind ihretwegen gestorben.«
»In einem Punkt habe ich dir die Wahrheit gesagt«, antwortete ich ruhig. »Ich bin ein sehr reicher Mann, Hassan Ben Ismail. Ich könnte dafür sorgen, dass du ein fürstliches Lösegeld bekommst.«
»Niemand zahlt Lösegeld für einen toten Mann«, gab Bei Kurz zu bedenken.
»Nicht für mich«, sagte ich rasch. »Ich meine die junge Lady. Ich könnte dir … gewisse Papiere ausstellen, auf die du sehr viel Geld bekommst, wenn du sie freigibst.«
»Papiere?« Hassan seufzte. »Dein Angebot klingt verlockend, Robert Craven. Aber wer sagt mir, dass sie das wert sind, was du versprichst? Und wer«, fügte er mit einem fast verschmitzten Lächeln hinzu, »sagt dir, dass ich nicht dein Papier nehme und die junge Löwin trotzdem behalte?«
»Vertrauen gegen Vertrauen«, antwortete ich ernst. »Ich mag dich nicht besonders, Hassan Ben Ismail, aber ich halte dich für einen ehrlichen Mann.«
Bei Kurz lachte, aber nur für einen Moment. »Und ich dich für einen sehr klugen Mann, Robert Craven«, sagte er dann.
»Letitia ist Britin«, fuhr ich unbeeindruckt fort. »Man wird sie suchen, wenn sie verschwindet. Das Empire ist in diesem Punkt sehr eigen und das solltest du wissen. Stirbt ein Soldat, ist das nicht so schlimm – dazu sind Soldaten da. Aber wegen eines einzigen Zivilisten sind bereits Kriege begonnen worden. Und selbst«, fuhr ich mit leicht erhobener Stimme fort, als ich sah, dass er widersprechen wollte, »wenn es nicht so kommt – du hättest nicht lange Freude an ihr. Sie ist sehr schön, aber sie ist eine Europäerin. Sie ist anders als die Frauen, die du kennst.«
»Und wenn es gerade das ist, was mich reizt?«, fragte Bei Kurz.
»Gerade das ist es«, behauptete ich. »Aber der Reiz des Neuen lässt bald nach, Hassan Ben Ismail, bedenke das. Es könnte sein, dass du dich plötzlich mit nichts als Problemen am Hals wiederfindest.«
Einen Moment lang blickte mich der Araber deutlich verwirrt an, dann warf er den Kopf in den Nacken und begann schallend zu lachen.
Aber er antwortete nicht auf meine Worte, sondern ritt einen Augenblick später schweigend davon.
Renard blieb so abrupt stehen, dass Guillaume, der dicht hinter ihm ging, es nicht mehr rechtzeitig bemerkte und gegen ihn prallte. Instinktiv senkte er die Hand auf das Schwert, führte die Bewegung aber nicht zu Ende, als Renard rasch und warnend die Hand hob und mit einer Kopfbewegung nach vorne wies. Lautlos trat Guillaume neben ihn und spähte in die Halle hinein.
»Was ist los?«, flüsterte er.
Renard
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