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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unter ihm, dachte Gouvin unruhig, musste ein Hohlraum zusammengestürzt sein, vielleicht ein Teil der Ruinenstadt, und nun sickerte der Sand beharrlich nach.
    Voller Schrecken dachte er an Renard und Guillaume, die irgendwo dort unten waren. Möglicherweise hatten sie mit ihrem Tun den verborgenen Mechanismus einer Falle ausgelöst oder die uralten Gemäuer gaben einfach unter ihren Schritten nach und stürzten ein. Oder …
    In der nächsten Sekunde begriff Gouvin du Tourville, dass nichts von alledem geschehen war. Die Wahrheit war viel entsetzlicher.
    Wie gelähmt stand er da und starrte das Ding an, das aus dem Sand zu kriechen begann …
     
    Ich war an Hand- und Fußgelenken gefesselt, als ich zu mir kam; das war das Erste, was ich spürte, und es war weiter kein Wunder, denn die groben Hanfstricke waren so fest zusammengeknotet, dass meine Hände und Füße abgestorben zu sein schienen und sich kalt und taub anfühlten.
    Dann fühlte ich, dass ich auf dem Rücken lag, in einer Stellung, in der man eigentlich gar nicht liegen konnte, und schließlich, nach einer geraumen Weile, dass unter mir nicht mehr der heiße Wüstensand war, sondern das raue Leder eines Kamelsattels, der sich mit magenverdrehender Regelmäßigkeit in alle nur denkbaren Richtungen neigte. Mühsam versuchte ich die Augen zu öffnen, schaffte es aber nicht gleich; etwas Hartes verklebte meine Augenlider. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass mir mein eigenes Blut ins Gesicht gelaufen und dort geronnen war.
    Ich versuchte es erneut, bekam diesmal die Lider auseinander, auch wenn es ganz erbärmlich wehtat, und blickte in einen Nachthimmel, der sich wie ein schwarzes Tuch über die Wüste spannte. Der Schlag, der mich zu Boden geschmettert hatte, musste verdammt heftig gewesen sein, wenn ich mehr als zwölf Stunden ohne Bewusstsein gewesen war, dachte ich erschrocken. Sonderbarerweise spürte ich nicht den leisesten Schmerz, sah ich vom Schneiden meiner Fesseln ab. Aber was nicht war, konnte ja durchaus noch kommen, fuhr eine dünne böse Stimme hinter meiner Stirn fort. Im Zweifelsfalle mit …
    Und da ich schon immer zu jenen bedauernswerten Menschen gehörte, die eine überaus gut funktionierende Fantasie ihr eigen nennen, begann die gleiche gehässige Stimme mir auf der Stelle alle Geschichten aufzuzählen, die ich je über die Folterkünste gewisser arabischer Beduinenstämme gehört hatte – und es waren eine Menge.
    Ich vertrieb solcherlei unerfreuliche Gedanken, versuchte mich zu bewegen und stellte fest, dass es nicht ging, denn ich war regelrecht auf den Kamelrücken geschnürt worden. Aber zumindest gelang es mir, den Kopf zu heben und so die Aufmerksamkeit meiner Bewacher auf mich zu lenken.
    Sie wurde mir auch fast sofort zuteil – in Form eines Kolbenstoßes, der mir die Luft aus den Lungen trieb. Augenblicke später griffen harte Hände nach mir, lösten einen Teil meiner Fesseln und setzten mich unsanft auf. Sehr vorsichtig, um die Muslims nicht durch eine zu hastige Bewegung dazu zu verleiten, abermals auf mich einzuschlagen, hob ich die aneinander gebundenen Hände ans Gesicht und versuchte mir das eingetrocknete Blut aus den Augen zu wischen.
    Es blieb bei dem Versuch. Meine Hände waren taub. Ich vermochte nicht einmal, einen Finger zu rühren.
    Ein neuerlicher, wenn auch nicht mehr ganz so heftiger Kolbenstoß lenkte meine Aufmerksamkeit nach rechts; genauer gesagt auf den schwarz gekleideten Kamelreiter, der sein Tier neben das meine gedrängt hatte und mich über den Rand seines Gesichtstuches hinweg mit einer Mischung aus Feindseligkeit und fast wissenschaftlichem Interesse anstarrte. Es dauerte einen Moment, bis ich Hassan Bei Kurz erkannte.
    »Nun, Giaur?«, fragte er. »Hast du wohl geruht?«
    Ich antwortete nicht darauf, hob abermals die Arme und versuchte mir mit den Handrücken die Augen frei zu wischen. Hassan Bei Kurz verfolgte jede einzelne meiner Bewegungen voller Misstrauen. Ich sah, dass seine Hand auf dem Griff des Krummsäbels lag, den er an der Seite trug.
    »Wenn du einen deiner Zaubertricks versuchst, Inglese«, sagte er fast freundlich, »schneide ich dir die Kehle durch.«
    Gegen das, was mich in seinem Lager erwarten mochte, klang dieses Angebot beinahe verlockend, dachte ich bedrückt. Aber ich zog es vor, dies nicht auszusprechen. Stattdessen setzte ich mich so gerade auf, wie es das hin und her torkelnde Kamel unter mir zuließ, und musterte ihn mit aller Feindseligkeit, die ich

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