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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zu und blickte einen Moment lang irritiert auf die drei Männer herab, die vor seinen Augen zusammengebrochen waren, als hätte sie der Blitz getroffen. Dann streckte er behutsam die Hand nach den nicht existierenden Banknoten aus und blätterte sie durch. Ich sandte ein Stoßgebet zum Himmel, dass er keine Ahnung hatte, was sie wert waren. Mein Unterbewusstsein hatte ein wenig zu viel des Guten getan, denn das, was er da nicht in Händen hielt, entsprach etwa dem Gegenwert ganz Arabiens …
    »Du kannst noch mehr haben, Hassan Ben Ismail«, sagte ich hochmütig. »Du kannst mich allerdings auch töten. Doch dann werden viele Männer mit Gewehren kommen, denn meine Familie gehört zu den mächtigsten überhaupt in Inglistan. Du hast die Wahl zwischen dem Tod all deiner Brüder oder sehr viel Geld.«
    Hassan bei Kurz überlegte angestrengt, blickte verwirrt von mir zu Letitia und dem vermeintlichen Geldbündel in seiner Hand, und dann -
    Und dann geschah genau das, was ich befürchtet hatte.
    Diesmal war es keine Angst, keine düster dräuende Woge unsichtbarer Energie, die den Verstand verwirrte, sondern eher das Gegenteil. Irgendetwas, das meinen hypnotischen Kräften hoffnungslos überlegen war, fuhr durch Hassan Bei Kurz’ Bewusstsein und ließ die Illusion zerplatzen, die ich ihm aufgezwungen hatte. Von einer Sekunde auf die andere sah er genau das, was er wirklich in Händen hielt – nämlich rein gar nichts.
    »Du Hund!«, keuchte er. »Schejtan! Das ist schwarze Magie!«
    Ich wollte antworten, aber Bei Kurz machte eine blitzartige Bewegung mit der Linken und eine Sekunde später fiel ein Felsbrocken von der Größe Australiens auf mich herab und löschte mein Bewusstsein aus.
     
    Gouvin du Tourville wurde immer nervöser. Es konnte noch nicht länger als eine halbe Stunde her sein, dass Guillaume und Renard unter der schwarzen Basaltkappe des Turmes verschwunden waren, aber es kostete ihn immer mehr Mühe, wenigstens äußerlich gelassen und ruhig zu erscheinen. Alles in ihm schrie danach, einfach davonzureiten, ganz gleich, ob die beiden anderen es ihm als Verrat oder Feigheit auslegen würden.
    Noch beherrschte er sich. Aber er wusste nicht, ob seine Kraft noch reichen würde, wenn die Sonne erst einmal untergegangen war.
    Der knapp vierzigjährige Tempelherr war alles andere als ein Feigling – als ein solcher hätte er niemals das weiße Templergewand mit dem blutfarbenen Kreuz getragen –, aber die Schwarze Stadt machte ihm einfach Angst und der Gedanke, nach Einbruch der Dunkelheit auch nur in ihrer Nähe zu verweilen, trieb ihn schier in den Wahnsinn.
    Erneut suchte sein Blick die Sonne. Die Hälfte der Frist, die den beiden anderen blieb, rechtzeitig vor Dunkelwerden zurückzukehren, war bereits abgelaufen. Gouvin versuchte sich zu erinnern, wie weit der Weg war, den die beiden zurücklegen mussten, aber es gelang ihm nicht. Damals hatten sie den Weg in heller Panik zurückgelegt, während Renard und Guillaume jetzt ganz bewusst dort hinuntergegangen waren, den Schrecken zu entfesseln, vor dem sie seinerzeit geflohen waren.
    War es richtig?, dachte Gouvin unsicher. Hatten sie das Recht, das Böse zu entfesseln, um ein anderes Böses zu vernichten? Durfte man Feuer mit Feuer bekämpfen?
    Niemand hatte je eine befriedigende Antwort auf diese Frage gefunden und auch Gouvin du Tourville fand sie nicht. Nach einer Weile gab er den Gedanken auf und fuhr fort, auf dem Dünenkamm über der Ruinenstadt auf und ab zu gehen.
    Dann hörte er ein Geräusch.
    Es war nicht besonders laut, aber der Tempelherr fuhr trotzdem wie von der Tarantel gestochen zusammen, wirbelte herum und zog die Waffe halb aus der Scheide. Im allerersten Moment glaubte er, es wären Guillaume und Renard, die zurückkehrten. Aber er konnte den halb zugewehten Eingang von seinem Standort aus gut überblicken, und dort rührte sich nichts.
    Dafür bewegte sich der Sand nicht sehr weit von ihm entfernt.
    Gouvin war sich im ersten Moment nicht einmal sicher, ob ihm nicht seine Nerven einen bösen Streich spielten. Aber dann lief er ein paar Schritte weit die Düne hinab und blieb wieder stehen und im gleichen Augenblick bewegte sich der Sand erneut, diesmal so heftig, dass Gouvin du Tourville sich nicht mehr einreden konnte, einer Täuschung zu erliegen.
    Ein flacher, kreisrunder Trichter begann, sich in der Flanke der Düne zu bilden. Das leise Rascheln, das er gehört hatte, war das Geräusch des Sandes, der darin verschwand. Irgendwo

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