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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kleinere oder auch größere Gruppen von der Hauptmasse und verschwanden in der Nacht, und einmal – es musste nach Mitternacht sein – beobachtete ich Bei Kurz, wie er erregt mit einem sehr alten Beduinen diskutierte – auf typisch orientalische Art, bei der Hände und Füße eine nicht unwichtige Rolle spielten – und diese Diskussion um ein Haar in einen handfesten Streit ausartete. Zum Schluss zog Bei Kurz sogar für einen Moment seinen Säbel, schob die Waffe aber sehr schnell wieder zurück und beendete das Gespräch statt mit einem Schwerthieb mit einer knappen, herrischen Geste.
    Kurz darauf löste sich ein Trupp von sicherlich zwei- bis dreihundert Reitern von unserem Heer und verschwand in nordwestlicher Richtung. Ich begann allmählich zu begreifen, dass Hassan Ben Ismails Streitmacht nicht annähernd so groß war, wie ich ursprünglich geglaubt hatte. Vielmehr schien es sich um mehrere Gruppen zu handeln, die sich eigens zu dem Zweck zusammengerottet hatten, Trouwne und seine Highlander niederzumachen, und unter denen keineswegs eitel Freundschaft herrschte.
    Wovon Letitia und ich allerdings herzlich wenig hatten.
    Bis in die frühen Morgenstunden ging es so weiter. Mehr und mehr Beduinen verschwanden in der Wüste, und als die Sonne schließlich aufging, zählte unser Trupp nur mehr knapp hundert Reiter – noch immer eine erdrückende Übermacht gegen einen einzelnen Hexer aus London, die jeden Gedanken an eine Flucht schlichtweg lächerlich erscheinen ließ.
    Und dazu kam noch etwas.
    Ein Teil von mir wehrte sich mit aller Macht gegen den bloßen Gedanken – aber ich war nicht sicher, dass ich wirklich noch fliehen wollte. Letztendlich war ich zwar alles andere als freiwillig hierher gekommen, aber doch nicht unbedingt gegen meinen Willen. Es war die magische Sandrose gewesen, deren Spur Sherlock Holmes und ich verfolgt hatten, die mich hierher gebracht hatte, wenngleich ich keine Ahnung hatte, wie. Aber es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass mich der Shoggotenstern im Knauf meines Degens auf Umwegen zu meinem Ziel führte – einem weiteren SIEGEL DER MACHT. Und nach allem, was ich erlebt hatte, war der magische Angriff auf Trouwnes Truppen die erste konkrete Spur, die ich hatte.
    Möglicherweise eine Spur, die geradewegs in den Tod führte – aber welche Wahl hatte ich schon? Wenn es Sarim de Laurec – oder wer immer hinter dieser neuerlichen Jagd nach den SIEGELN stecken mochte – gelang sie zusammenzufügen, würden nicht nur ich und meine geliebte Priscylla sterben, sondern eine ganze Menge anderer Menschen auch.
    Möglicherweise alle.
    Auf schwer in Worte zu fassende Weise ernüchterte mich dieser Gedanke. Nicht zum ersten Mal, seit diese wahnwitzige Jagd begonnen hatte, wurde ich mir des Umstandes bewusst, wie machtlos und schwach ich war im Vergleich zu den Kräften, gegen die ich kämpfte. Selbst wenn es mir gelang, Bei Kurz und seinen Mordbuben zu entkommen, und selbst wenn es mir gelang, das Siegel zu finden und an mich zu bringen, und selbst wenn es mir gelang, Sarim de Laurec und all seinen Templern eine lange Nase zu drehen und gegen ihren Willen am Leben zu bleiben – selbst wenn mir all diese Unmöglichkeiten gelingen sollten, stand ich noch immer einem Feind gegenüber, dessen Macht ich nicht einmal zu erahnen vermochte. Den großen alten, dämonischen Göttern von den Sternen, die vor Hunderten von Millionen Jahren über diese Welt geherrscht hatten …
    Ein vielstimmiger Aufschrei aus den Reihen meiner Begleiter riss mich abrupt in eine Wirklichkeit zurück, die nur wenig freundlicher war als die düsteren Gedanken, denen ich mich hingegeben hatte. Ich sah auf und bemerkte, dass unsere Marschordnung nun vollends auseinander gebrochen war. Der Großteil von Hassan Bei Kurz’ Reitern war einfach losgesprengt, wobei sie schrille Freudenschreie ausstießen, Arme und Säbel und Gewehre schwenkten oder auch in die Luft schossen. Nur Bei Kurz selbst und ein knappes Dutzend seiner Krieger waren zurückgeblieben, um Letitia und mich zu bewachen.
    Ich rieb mir die Müdigkeit aus meinen entzündeten Augen und erkannte im ersten Licht der Sonne vor uns eine kleine Oase, unter deren Palmen sich eine große Zahl niedriger schwarzer Beduinenzelte duckte; ohne Zweifel Hassan Beis Heimat. Das Zeltdorf spie in rascher Folge Menschen aus: Alte, Frauen und Kinder – jeder waffenfähige Mann schien den Bei begleitet zu haben –, die uns zu Fuß entgegenrannten, und ein paar junge

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