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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verkrochen hatte. Sie wehrte sich zwar, aber etwas in ihr blieb kalt und teilnahmslos und beobachtete alles, was mit ihr geschah, als geschähe es in Wahrheit einer Fremden.
    Hassan Ben Ismail warf sie zu Boden und fesselte ihre Arme an zwei Zeltstangen, sodass sie hilflos auf den stinkenden Teppichen lag, die sein Bett darstellen mochten.
    Erst als er sich über sie beugte und seinen Mund hart auf ihre Lippen presste, erkannte sie, was nun folgen würde …
    Und plötzlich war die Angst da; ein Entsetzen, das ihr schier übermächtige Kräfte gab. Mit aller Macht warf sie sich zurück, stieß mit den Füßen nach Ismail und schob ihn tatsächlich ein Stück von sich fort. Aber wie schon einmal schien ihr Widerstand die Gier des Arabers eher noch anzustacheln. Er lachte, beugte sich über sie, wobei er ihren strampelnden Beinen mit fast spielerischer Leichtigkeit auswich, griff mit einer raschen Bewegung in den Halsausschnitt ihres Kleides und zerriss den Stoff mit einem heftigen Ruck. Letitia stieß einen gellenden Schrei aus, warf sich hin und her und versuchte ihn abermals mit den Füßen wegzustoßen. Doch Hassan warf sich einfach auf sie und drückte sie mit seinem Gewicht nieder. Seine Hände waren schier überall, griffen unter ihr Mieder und öffneten in fieberhafter Hast die Verschlüsse ihres Kleides.
    Letitia begriff, dass sie keine Chance gegen den viel stärkeren und zu allem entschlossenen Mann hatte, und tat instinktiv das einzig Richtige: nichts. Sie erschlaffte, schloss die Augen und betete darum, dass es wenigstens nicht so wehtun und einigermaßen schnell gehen würde.
    Und ihre Gebete wurden erhört – es tat überhaupt nicht weh und es ging sehr schnell, denn Hassan Ben Ismail kam nicht einmal mehr dazu, den letzten Verschluss ihres Mieders zu öffnen, als draußen vor dem Zelt ein ganzer Chor schriller Stimmen zu kreischen begann. Wenige Augenblicke später stürzte eine hochgewachsene Gestalt in das Zelt, fiel vor Hassan auf die Knie und stammelte ein paar Worte, die Letitia nicht verstand.
    Hassan fluchte, fuhr wütend hoch und herum – und erstarrte vor Schreck. Letitia konnte sehen, wie er unter der Sonnenbräune alle Farbe verlor, während der andere Araber schnell und mit sich fast überschlagender Stimme weitersprach.
    Schließlich ordnete Hassan Ben Ismail fluchend seine Kleider, bückte sich nach seinem Säbel und verließ hinter dem Araber das Zelt.
    Das Schreien und Lärmen draußen auf dem Platz hielt an und wenige Augenblicke später hörte Letitia das Geräusch dumpfer Hufschläge, das rasch näher kam.
     
    Sie waren lebende Albträume.
    Ihre hageren Gesichter waren wie mit altem, schlecht gegerbtem Leder überzogen. Die Zähne in ihren Mündern sahen stumpf und gelb zwischen den halb geöffneten Strichen hervor, zu denen ihre Lippen zusammengeschrumpelt waren. Ihre Augen wirkten wie glanzlose Murmeln aus altem, von Rissen durchzogenem Elfenbein.
    Sie sahen wie Mumien aus, aber sie bewegten sich und auf eine entsetzliche Art waren sie von etwas wie Leben erfüllt.
    Und die Araber fürchteten sich vor ihnen, als wären sie leibhaftige Teufel.
    Hassans Krieger waren wie unter einer Gewehrsalve auseinander gespritzt, als das Dutzend reitender Mumien auf dem Hügel über dem Lager erschienen war, und von den vier- oder fünfhundert Menschen, die sich im Kriegslager der Beni Ugad aufhielten, waren vielleicht noch dreißig zu sehen – die Tapfersten oder die Dümmsten, je nachdem. Alle anderen, unsere Bewacher eingeschlossen, waren in heller Panik davongerannt, kaum dass sie die Hufschläge gehört hatten.
    »Großer Gott«, murmelte ich. »Was ist das, Ali? Nizar?«
    »Nein«, antwortete mein Mitgefangener leise und mit einer Stimme, die vor Angst zitterte. »Dschakid. Nizars Stadthalter. Aber er ist fast noch schlimmer. Siehst du den Reiter an ihrer Spitze?«
    Ich nickte. Der Mann war nicht zu übersehen, denn es war der einzige Mensch in dieser Armee lebender Toter, wenngleich er seinen Begleitern an Hässlichkeit nicht sehr viel nachstand. Und als ich seinem Blick begegnete, hatte ich das Gefühl, innerlich zu Eis zu erstarren. Sah ich einmal von Necron ab, hatte ich niemals einen Menschen getroffen, in dessen Augen eine solche Kälte lag wie in denen Dschakids.
    Aus dem rasenden Galopp der toten Reiter wurde ein gemächlicher Trab, in dem sie schließlich auf Ali und mich zukamen und in einem weit geschwungenen Halbkreis anhielten. Sie trugen altmodische Kettenpanzer, spitze

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