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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wenigstens den Namen des Mannes zu wissen, an dessen Seite man sterben wird.«
    »Werden wir das denn?«, fragte ich.
    Ali nickte. »O ja«, sagte er. »Schau dich nur gut um, Robert. Die Sonne, die du dort oben am Himmel siehst, wird die letzte sein. Sobald es dunkelt, werden sie kommen.«
    »Wer?«, fragte ich.
    Ali sah mich verwirrt an. »Das weißt du nicht? Wer bist du, dass du Nizars Kreaturen geopfert werden wirst, ohne jemals von ihnen gehört zu haben?«
    »Jemand, den das Schicksal damit geschlagen hat, ständig zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein«, antwortete ich und zog eine Grimasse. »Und du? Gehörst du zu den Beni Ugad?«
    In Alis Augen blitzte es auf. »Du beleidigst mich, Sterbensgenosse!« Er spie aus. »Diese verfluchten Hunde haben meinen Vater und zahlreiche meiner Brüder getötet und du fragst mich, ob ich zu ihnen gehöre?«
    »Verzeih«, sagte ich. »Ich wollte dich nicht verletzen. Was ist passiert?«
    »Mein Vater, Scheik Achmed, weigerte sich, sich Nizar zu unterwerfen!«, sagte Ali – nein: Er schrie es. Seine Stimme bebte vor Wut. »Sie haben ihn umgebracht. Nizars Kreaturen brachten seinen Leichnam in unser Lager und forderten uns auf, uns zu unterwerfen. Als wir uns weigerten, kam Hassan Ben Ismail mit seinen Mördern. Sie haben unser Lager niedergebrannt, viele unserer Weiber und Kinder verschleppt und ein Dutzend unserer tapfersten Krieger niedergemacht. Mich haben sie mitgenommen, um mich Nizar zu opfern, damit meine Krieger nicht länger Widerstand leisten!« Er lachte böse. »Dieser Hund Hassan irrt, wenn er glaubt, meine tapferen Brüder auf diese Weise einschüchtern zu können!«, behauptete er. »Sie werden kämpfen, bis der Letzte von ihnen tot ist.« Er schwieg einen Moment, starrte in die hitzeflimmernde Luft über dem Lager und seufzte tief. Als er weitersprach, klang seine Stimme völlig verändert. »Hast du Angst?«, fragte er.
    »Vor dem Sterben?« Ich nickte. »Jedermann hat Angst vor dem Sterben. Du nicht, Ali?«
    Ganz instinktiv wollte er den Kopf schütteln, aber dann zögerte er, sah mich auf sehr sonderbare Weise an und fuhr sich mit der Zunge über die aufgeplatzten Lippen. »Ich … weiß nicht«, gestand er. »Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich niemals darüber nachgedacht. Ich glaubte, noch Zeit zu haben. Aber jetzt werde ich Allah gegenüberstehen, ehe die Sonne das nächste Mal aufgeht.«
    »Noch sind wir nicht tot«, sagte ich.
    »Aber bald«, behauptete Ali. »Nizars Kreaturen sind unbesiegbar.«
    »Wer ist das … Nizar?«, fragte ich, ohne auf seine Behauptung einzugehen. »Ich habe diesen Namen jetzt schon oft gehört, ohne dass mir jemand mehr über ihn erzählt hätte.«
    »Aus gutem Grund«, antwortete Ali. Ganz unwillkürlich senkte er bei diesen Worten die Stimme. »Er ist der Schejtan persönlich, oder zumindest sein Abgesandter. Er ist ein Zauberer.«
    »Und Hassan steht in seinen Diensten?«
    »Hassan hasst und fürchtet ihn so wie wir alle«, erwiderte Ali hasserfüllt. »Aber er ist ein Feigling und wagt es nicht, ihm die Stirn zu bieten. Dafür wird er sterben, Robert. Ich werde nicht mehr da sein, um ihm das zu geben, was er verdient, aber dafür werden es andere tun.« Er nickte bekräftigend, zerrte voller Wut an seinen Fesseln und sank wieder zurück. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß.
    »Besteht eine Chance, dass deine Leute kommen und dich befreien?«, fragte ich nach einer Weile.
    »Besteht die Chance, dass es die deinen tun?«, fragte Ali lakonisch zurück.
    Ich zog es vor, keine weiteren diesbezüglichen Fragen zu stellen.
     
    Seit dem Tode ihres Vaters hatte Letitia sich in einer Art Starre befunden, die sie die Umgebung und alles, was mit ihr geschah, wie durch einen dichten Schleier hatte wahrnehmen lassen. Nur als Hassan Ben Ismail sie an sich reißen wollte, war sie für einen kurzen Moment aus ihrem Dämmerzustand erwacht, jedoch sofort wieder darin versunken, als Robert Cravens verzweifelter Fluchtversuch gescheitert war.
    Erst als die Beduinen ihr Lager erreicht hatten und sie von dem Kamel gezerrt wurde, auf das man sie wie einen Sack gebunden hatte, begriff sie, dass sie die Beute dieses grausamen Mannes war; aber die wirkliche Konsequenz dieser Erkenntnis begriff sie immer noch nicht.
    Vielleicht wollte sie es auch nicht.
    Nicht einmal, als Hassan Ben Ismail sie an den Haaren in sein Zelt schleifte, wachte sie vollends aus dem Dämmerzustand auf, in dem sich ihr Bewusstsein wie ein verwundetes Tier

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