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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Stadt. Ein Teil jener Magie, die mich bannte. Meine Macht ist groß, aber nicht so groß. Ihr ahnt nicht, mit welchen Gewalten ihr euch einlassen wollt!, antwortete die Stimme.
    »Du … du weißt, warum wir hergekommen sind?«, fragte Guillaume verwirrt.
    Ein lautloses, gedankliches Lachen klang hinter seiner Stirn auf. Nichts, was du denkst, ist mir verborgen, Sidi, antwortete die Stimme. Doch dein Ansinnen ist unmöglich. Ich bin nur ein kleiner, schwacher Geist. Dem Auge des Satans wäre allenfalls ein wahrer Magier gewachsen. Du siehst, du kannst mich getrost freigeben. Meine Gefangenschaft nutzt euch nichts.
    »Deine Freiheit auch nicht!«, schrie Guillaume wütend. Der Gedanke, dass alles umsonst gewesen, dass Bruder Gouvin für nichts und wieder nichts gestorben sein sollte, machte ihn rasend. »Wenn es so ist, dann werde ich dich zurücklassen. Meinetwegen kannst du in der Wüste bleiben, bis der Jüngste Tag hereinbricht!« Außer sich vor Zorn riss er die Flasche von seinem Gürtel und holte aus, um sie in die Wüste hineinzuschleudern.
    Halt, Sidi!, flehte die Stimme. Ich sagte, ich kann euch nicht in den Besitz des Auges bringen. Doch ich kann euch helfen!
    Guillaume erstarrte. Einen Moment lang zitterte seine Hand so heftig, dass er die Flasche beinahe gegen seinen Willen fallen gelassen hätte. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse, als er den Arm senkte. »Wie?«, fragte er.
    Nur ein wahrer Magier vermag Nizar zu schlagen, wisperte die Stimme. Ein Mann großer zauberischer Macht. Ich weiß einen solchen Mann. Einen, der Nizar nicht wohlgesonnen ist, denn der Zauberer ist für den Tod vieler seiner Freunde verantwortlich. Gelingt es euch, ihn gegen Nizar zu stellen, könnt ihr das Auge erlangen.
    »Dann bring uns zu ihm!«, sagte Guillaume gepresst. »Doch wenn du diesmal nicht die Wahrheit sagst …«
    Ich lüge niemals, antwortete die Geisterstimme. Reitet nach Westen.
     
    Spät am Nachmittag wurde uns zu essen gebracht: Schalen mit einem unappetitlich aussehenden, aber wohlschmeckenden grauen Brei, dazu so viel Wasser, wie wir nur trinken wollten. Zwei schwarz verhüllte Beduinenfrauen kühlten meine Stirn mit nassen Tüchern und auch mein Leidensgenosse, der bisher außer einem gelegentlichen Stöhnen keinen Laut von sich gegeben hatte, wurde auf die gleiche Weise versorgt. Offenbar hatte man nicht vor, uns einfach hier stehen zu lassen, bis wir starben.
    Aber Hassan Bei Kurz hatte ebenso offenbar dazugelernt. Die Frauen, die uns fütterten und wuschen, blickten nicht einmal zu mir auf und ich sah aus den Augenwinkeln, dass ein gutes halbes Dutzend Männer im Halbkreis hinter uns Aufstellung nahm und ihre Gewehre auf uns anlegte. Ich war sehr sicher, dass ich mich von Kugeln durchsiebt wiederfinden würde, wenn ich auch nur versuchte, eine unserer Helferinnen zu hypnotisieren.
    Ganz davon abgesehen, dass ich nicht mehr die Kraft dazu gehabt hätte. Das Wasser hatte meinen Durst halbwegs gestillt und auch die Schmerzen in meinen Hand- und Fußgelenken hielten sich in erträglichen Grenzen, jetzt, nachdem meine Wunden gewaschen worden waren. Aber die Wüstensonne hatte das letzte bisschen Kraft aus meinem Körper herausgesaugt. Ich bezweifelte, dass ich noch genug Energie gehabt hätte davonzukriechen, selbst wenn meine Fesseln gelöst worden wären.
    Zumindest hatte das Wasser meine Lebensgeister weit genug geweckt, dass ich den Kopf drehen und zum ersten Male meinen Leidensgenossen wirklich betrachten konnte, und fast, als spüre er meinen Blick, hob in diesem Moment auch er den Kopf und sah mich aus roten, beinahe zugeschwollenen Augen an.
    Es war ein sehr junger Mann, jünger noch als Hassan Ben Ismail. Sein Gesicht war verquollen und zeigte die Spuren von Schlägen, mit denen man ihn misshandelt hatte, bevor er hier angebunden worden war.
    Aber trotz des erbarmungswürdigen Zustandes, in dem er sich befand, gewahrte ich in seinen Augen unbeugsamen Stolz. Und als er sah, dass ich seine Blicke erwiderte, rang er sich sogar zu einem gequälten Lächeln durch.
    »Wie ist dein Name, Giaur?«, fragte er mühsam und in gebrochenem, aber sehr deutlich akzentuiertem Englisch.
    »Robert«, antwortete ich. »Und deiner, Muslim?«
    Der Araber lachte leise; er hatte genau verstanden, warum ich das letzte Wort auf die gleiche Weise betont hatte wie er den Giaur. »Ali«, sagte er. Er hustete, rang einen Moment mühsam nach Atem und lachte wieder. »Robert«, wiederholte er meinen Namen. »Es ist gut,

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