Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans
Banrieux widerspruchslos.
Als wenig später ein neuer Schrei aus der Schlucht emporwehte, waren die beiden Tempelritter schon nicht mehr da, um ihn zu hören.
Es war nicht das erste Mal, dass ich auf diese Art auf einem Kamel ritt – quer über den Sattel geworfen wie ein aufgerollter Teppich, Hände und Füße mit einem rauen Strick zusammengebunden, der unter dem Leib des wild schwankenden Wüstenschiffes hindurchführte. Zumindest hatte ich diesmal Gesellschaft – Letitia und Ali, die auf die gleiche, äußerst wirkungsvolle Weise daran gehindert wurden, auch nur an eine neuerliche Flucht zu denken.
Was unsere Zukunft bringen mochte, wagte ich mir nicht einmal vorzustellen. Nach unserem misslungenen Fluchtversuch würden die Beni Ugad uns mit Sicherheit keine zweite Chance geben; und ich hatte das sichere Gefühl, dass sie sich für die verheerenden Schäden, die der Überfall auf ihr Lager hinterlassen hatte, rächen würden. An uns. Wenn es etwas gibt, in dem arabische Wüstenvölker noch erfindungsreicher sind als im Erfinden von Schimpfworten und Beleidigungen, dann sind es Folterarten. Wenn auch nur der zehnte Teil dessen stimmte, was ich über ihr Talent in dieser Beziehung gehört hatte, wäre es besser gewesen, ich wäre von der Felswand gestürzt und hätte mir das Genick gebrochen.
Meine Gedanken mussten sich ziemlich deutlich auf meinem Gesicht abzeichnen, denn Ali, der neben mir ritt und so auf das Kamel gelegt worden war, dass er mich mit einiger Mühe anblicken konnte, grinste plötzlich. »Angst, Giaur?«, fragte er spöttisch.
Ich starrte ihn an, suchte in meiner Erinnerung nach einem passenden Schimpfwort für eine Gelegenheit wie diese und sagte schließlich: »Ja.«
»Ich auch«, gestand Ali. »Sie werden uns töten.«
»Ach?«, fragte ich spitz. »Glaubst du wirklich?«
Ali nickte ernsthaft. »Aber keine Sorge, Giaur«, fügte er hinzu. »Die Beni Ugad sind ein einfältiges Volk. Ihre Phantasie reicht nicht weiter als bis zur nächsten Düne. In zwei, spätestens drei Tagen sind wir erlöst.«
Ich starrte ihn an, klappte den Mund auf und wieder zu, als mir klar wurde, dass er das, was er da gerade gesagt hatte, vollkommen ernst meinte.
»Zwei … drei Tage?«, murmelte ich verstört.
Ali nickte. »Es hätte schlimmer kommen können. Wäre ich an ihrer Stelle, würde es Wochen dauern.«
Es war sonderbar – aber mit einem Male war mir Ali nicht mehr ganz so sympathisch wie bisher. Vielleicht sollte ich in Zukunft bei der Auswahl meiner Freunde etwas weniger vorschnell sein. Wenn ich so etwas wie eine Zukunft noch hatte.
»Ich habe diese engstirnigen Hunde belauscht«, fuhr Ali nach einer Weile fort. »Sie sagen, du bist ein Zauberer. Ist das wahr?«
»Ja und nein«, antwortete ich zögernd. »Ich … beherrsche ein paar Tricks, das stimmt. Aber ich weiß, was du jetzt sagen willst. Vergiss es. Mein Können reicht vielleicht aus, ein paar Kinder zu erschrecken, aber kaum, dreihundert aufgebrachte Beni Ugad in die Flucht zu schlagen.«
Ali schien kein bisschen enttäuscht. Er hatte wohl nichts anderes erwartet. »Wenn es so ist, können wir nur noch zu Allah beten, die Zeit schnell vergehen zu lassen. Oder uns einen Skorpion zu schicken.«
»Oder einen Sandsturm«, pflichtete ich ihm bei. »Aber vielleicht erledigt ja auch die Hitze die Hauptarbeit.«
»Seid ihr beiden eigentlich nur vor Angst übergeschnappt oder haben sie euch schon das Hirn rausgeprügelt?«, meldete sich Letitia zu Wort. Ihre Stimme klang schrill und außer Hysterie und Erschöpfung war auch eine gehörige Portion Wut darin – was ich nur zu gut verstehen konnte, als ich mir den Hals verdrehte, um sie anzusehen.
Sie hing wie Ali und ich bäuchlings über einem Kamelsattel, wandte uns aber nicht das Gesicht, sondern dessen genauen Gegenpol zu. Die Burschen, die sie gefesselt hatten, waren so dreist gewesen, ihre Röcke hochzuschlagen, sodass ihr knielanges Spitzenhöschen sichtbar war. Unter anderen Umständen hätte mich der Anblick sicherlich erfreut. Im Augenblick war es mir eher peinlich.
Nicht so Ali. Der junge Wüstenprinz stieß einen bewundernden Pfiff aus und rief ein Wort in seiner Muttersprache, von dem ich ganz froh war, es nicht zu verstehen, das jedoch zwei unserer Bewacher zu grölendem Gelächter veranlasste.
»Ich weiß zwar nicht, was Sie gesagt haben, Sie Barbar«, sagte Letitia zornig. »Aber Sie können Ihrem Gott danken, dass ich an Händen und Füßen gefesselt bin.«
Ali
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