Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans
lachte schallend. »Ist sie nicht herrlich, diese Rose aus Inglistan?«, sagte er. »Oh, ich liebe sie jetzt schon. Wie schade, dass wir keine Zeit mehr haben werden, gemeinsam glücklich zu sein, du Perle des Weltenkreises. Aber dein Anblick wird mir den Tod erleichtern.«
»Wenn ich die Hände frei hätte, täte ich es selbst«, versprach Letitia. »Bewahren Sie wenigstens genug Anstand, in eine andere Richtung zu blicken, Sie Flegel!«
Ali lachte, spitzte den Mund und warf ihr einen Kuss zu. Letitia begann zu toben, so weit dies mit gefesselten Händen und Füßen möglich war, und spuckte in seine Richtung.
Ein Beni Ugad trieb sein Pferd zwischen sie und unsere Kamele, schrie Ali an und versetzte ihm einen Schlag mit dem Handrücken, der seinen Kopf zurückwarf und seine Lippe aufplatzen ließ. Alis Gesicht verzerrte sich, allerdings eher vor Wut als vor Schmerz. Ein einzelnes, selbst in einer mir unverständlich bleibenden Sprache noch obszön klingendes Wort kam über seine Lippen. Der Beni Ugad brüllte vor Wut, beugte sich im Sattel herab und schlug ihn erneut, diesmal so hart, dass er fast das Bewusstsein verlor.
»Verdammt noch mal, hör auf!«, schrie ich und zu meiner Überraschung gehorchte der Beni Ugad sogar.
Allerdings nur, um sich nun mir zuzuwenden. Eine schwielige Faust streifte mich an der Stirn und ließ mich für Augenblicke nichts anderes als bunte Sterne sehen.
»Du still!«, radebrechte er. »Du sterben. Ganz viel langsam!« Sein ohnehin nicht sehr ansehnliches Gesicht verzog sich bei diesen Worten zu einer Grimasse der Vorfreude.
»Giaur Angst?«, fragte er kichernd.
»Ach, fahr doch zur Hölle«, stöhnte ich.
Und ganz genau das tat er dann auch, kaum eine Sekunde, nachdem ich die Worte ausgesprochen hatte …
»Vorwärts!«, befahl Guillaume de Saint Denis mit rauer Stimme. Ohne sich auch nur davon zu überzeugen, dass de Banrieux seinem Befehl nachkam, gab er seinem Pferd die Sporen, griff in vollem Galopp in den Köcher, um einen Pfeil hervorzuziehen, und spannte den Bogen. Die schmale Felsenschlucht raste an ihnen vorüber. Die Hufschläge der Pferde erzeugten helle, rasend schnelle Echos an den Wänden. Sein Herz hämmerte vor Aufregung. Aber er hatte nicht die leiseste Angst. Er wusste, dass sie siegen würden. Die Heiden waren nicht mehr als Tiere.
Sie erreichten die Biegung, trieben ihre Pferde noch einmal zu schnellerem Lauf an und brachen wie zwei Ungeheuer aus Stahl und weißem Entsetzen über die total überraschten Beni Ugad herein.
De Banrieux schoss, noch ehe die Beduinen überhaupt begriffen haben konnten, was geschah. Sein Pfeil jagte eine Hand breit am Gesicht des vordersten Reiters vorbei und tötete einen Beni Ugad, der sich über Craven gebeugt hatte, um ihn zu schlagen.
Noch ehe er aus dem Sattel sank, legte de Banrieux einen weiteren Pfeil auf die Sehne, ließ ihn fliegen und schmetterte dem ersten Beduinen, der in seine Reichweite kam, den Bogen gegen den Schädel. Die Waffe zerbrach, aber auch dieser Mann sank kraftlos vom Rücken seines Pferdes.
De Saint Denis wütete nicht minder schrecklich unter den noch immer überraschten Wüstensöhnen. Fünf von ihnen lagen tot oder verletzt im Sand, noch ehe der Erste überhaupt auf die Idee kam, seine Flinte hochzureißen und auf die Tempelritter anzulegen.
De Banrieux duckte sich hastig zur Seite, riss sein Schwert aus dem Gürtel und fegte den Mann mit einem blitzschnellen Hieb aus dem Sattel. Dann brachen er und de Saint Denis wie zwei leibhaftige Dämonen in die Phalanx der Beduinen.
Ihr jähes Auftauchen und die bewusste Grausamkeit, mit der sie den Angriff führten, hatte genau die beabsichtigte Wirkung. Kaum einer der noch knapp zwanzig Beduinen, denen sie sich gegenübersahen, leistete im ersten Moment ernst zu nehmenden Widerstand.
Sieben, acht Beni Ugad starben, ehe die anderen endlich ihre Tiere mit schrillem Geschrei herumrissen und zum Gegenangriff ansetzten. Abermals hörte Guillaume de Saint Denis den peitschenden Knall eines Gewehrschusses und diesmal kam seine Reaktion einen Sekundenbruchteil zu spät. Die Kugel, aus weichem Blei gegossen, vermochte seine schwere Kettenpanzerung zwar nicht zu durchschlagen, aber der Hieb trieb ihm die Luft aus den Lungen. Er taumelte, wäre um ein Haar aus dem Sattel gestürzt und fand sein Gleichgewicht wieder, indem er einem Beduinen das Schwert in den Leib stieß. Ein Schatten tauchte neben ihm auf. De Banrieux duckte sich, spürte einen heftigen,
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