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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht vor Schmerz aufzuschreien. Der Bursche neben mir schlug noch immer mit der Faust auf meinen Rücken ein, nicht einmal allzu fest, aber sehr ausdauernd, und sein Kumpel über mir fuchtelte drohend mit dem rechten Fuß herum.
    »Gib auf, Giaur«, stöhnte Ali. Seine Stimme wehte wie von weit, weit her an mein Ohr. Mühsam drehte ich den Kopf, blinzelte das Blut weg, das mir in die Augen gelaufen war, und sah ihn an. Auch er schien sich nur mehr mit letzter Kraft an der Wand zu halten. Sein Gesicht war verquollen und voller Blut. Er versuchte zu lächeln, aber es war wohl eher eine Grimasse.
    »Sie haben uns«, stöhnte er, hob den Kopf und fügte ein Wort mit seiner Muttersprache hinzu, das ich zwar nicht verstand, dessen Bedeutung mir aber klar war. Und tatsächlich hörten die Beni Ugad auch auf, auf mich und ihn einzuprügeln. Stattdessen richtete sich ein ganzer Wald von Messer- und Schwertspitzen auf uns.
    Der Weg nach unten war wie ein Albtraum. Ich schätze, dass wir eine gute Viertelstunde für ein paar Yards brauchten, und als ich endlich wieder sicheren Boden unter den Füßen hatte, war ich so erschöpft, dass ich schlichtweg zusammenbrach. Sofort wurde ich gepackt, von rauen Händen wieder auf die Beine gezerrt und gegen den Felsen geworfen. Ein paar Schläge trafen mein Gesicht, aber ich spürte sie kaum noch.
    Dann packten sie mich, bogen mir die Arme auf den Rücken und schleiften mich zurück zu dem Kamel, auf dem unsere vergebliche Flucht begonnen hatte.
     
    Die beiden Tempelritter zügelten ihre Pferde auf dem Kamm des Felsens, auf halber Strecke zwischen der Biegung der schmalen Schlucht und der lotrechten Wand, auf der sich das Ende des Dramas abzuzeichnen begann. Ihre weiße Kleidung und die gleichfarbigen Schabracken der Streitrosse verschmolzen beinahe mit dem sonnendurchglühten Sand, sodass sie selbst ein zufällig in ihre Richtung schweifender Blick kaum entdeckt hätte.
    Aber es war nicht die Furcht vor Entdeckung, die Guillaume de Saint Denis bewog, diese Deckung aufzusuchen. Der Begriff Furcht war ihm unbekannt, wusste er doch, dass sie auf der Seite Christi und somit der Gerechten kämpften, was ihren Sieg von vornherein wahrscheinlich machte. Nein – das Warten gehörte ganz einfach zu seinem Plan.
    Renard de Banrieux, der zweite Tempelritter, in seiner weißen Prachtuniform Guillaume fast zum Verwechseln ähnlich, nur eine halbe Handspanne kleiner, zeigte in letzter Zeit zunehmende Anzeichen von Nervosität, wie Guillaume besorgt feststellte. Er konnte das Gesicht des anderen nicht sehen, denn auch er trug den schweren, bis auf einen kaum fingerbreiten Schlitz über den Augen geschlossenen Helm, aber sein Körper und seine unbewussten Bewegungen redeten in einer eigenen Sprache; einer, die Guillaume sehr wohl zu verstehen imstande war.
    Renard war nervös und er hatte Angst. Nicht erst seit jetzt. Genau genommen hatte es begonnen, als sie in die Schwarze Stadt eingedrungen waren. Und es war schlimmer geworden seither. Ganz allmählich, aber unaufhaltsam.
    Der Templer starrte missmutig auf die drei Flüchtlinge, die unter ihnen wie kleine Käfer die Felswand zu erklettern versuchten, dann auf die brüllende Beduinenhorde, die Waffen schwingend hinter ihnen herhetzte und mit jedem Herzschlag Boden gut machte.
    »Die Beni Ugad haben Craven und seine Leute bald eingefangen«, sagte Renard. Seine Hand begann mit kleinen nervösen Bewegungen mit dem Knauf seines Schwertes zu spielen. Guillaume sah, wie es in den Augen des Templers erschrocken aufblitzte, als er selbst sein Schwert aus der Scheide zog und sein Schlachtross antraben ließ.
    »Was hast du vor, Bruder?«, fragte er.
    De Saint Denis zügelte sein Pferd noch einmal. »Wozu, Bruder, glaubst du wohl, haben wir das Lager der Heiden niedergebrannt? Damit sie Craven und die beiden anderen jetzt wieder gefangen nehmen und doch noch umbringen?« Er schüttelte zornig den Kopf. »Nein.«
    »Es sind fast dreißig!«, wandte Renard ein.
    »Achtundzwanzig«, korrigierte ihn Guillaume ruhig. »Ich habe sie gezählt.«
    Aus der Schlucht drang ein gellender Schrei zu ihnen empor und eine der erdbraunen Gestalten, die Craven und seine beiden Freunde verfolgten, verlor ihren Halt und fiel wie ein Stein in die Tiefe.
    »Siebenundzwanzig«, sagte Guillaume ruhig, löste den mächtigen dreieckigen Schild mit dem roten Balkenkreuz des Templerordens von seinem Sattelgurt und ließ sein Pferd abermals antraben. Diesmal folgte ihm Renard de

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