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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hundert Fuß – nur gute zwanzig Yards – zu überwinden. Aber die Umstände waren nicht normal. Wir waren erschöpft bis zum Rande des Zusammenbruches und einen halben Gewehrschuss hinter uns raste eine ganze Meute blutdurstiger Beni Ugad heran, die nichts anderes im Sinn hatten, als sich für den Tod ihres Bei zu rächen. Und auf der Wand gaben wir perfekte Zielscheiben ab!
    Aber das war nur der eine Teil von mir, der diese Gedanken erwog. Der andere – und im Moment stärkere – pfiff auf Logik und Chancen und rannte so schnell er nur konnte. Vor allem, als hinter uns das Geheul der Beduinen noch an Lautstärke zunahm und die vorderste Reihe der brüllenden Horde um die Biegung geprescht kam. Ihre Wutschreie wandelten sich zu Triumphschreien, als sie die Falle erkannten, in die wir uns freundlicherweise selbst hineinmanövriert hatten.
    Ali packte Letitia unter dem Arm und gebot mir mit einer herrischen Geste, es ihm gleich zu tun, während seine freie Hand und sein Fuß bereits nach Halt in der Felswand tasteten. Hinter uns rasten die Beni Ugad heran, schnell wie der Wüstenwind und ungefähr fünfzig Mal so tödlich. Und ich beschloss endgültig, das Einzige zu tun, was in dieser Situation noch Sinn machte – mein logisches Denken abzuschalten und zu klettern, so schnell und so lange ich es noch konnte. Letitia zwischen uns, die sich noch immer in einer Art Schockzustand zu befinden schien und alles widerstandslos mit sich geschehen ließ, begannen Ali und ich uns an der Felswand emporzuhangeln.
    Zumindest verzichteten die Beni Ugad darauf, uns in aller Seelenruhe von der Wand herunterzuschießen – was nicht etwa bedeutete, dass unsere Lage dadurch auch nur um einen Deut besser geworden wäre, denn sie sprangen sofort von ihren Pferden und begannen mit schrillem Geheul hinter uns herzuklettern. Und sie waren sehr viel schneller als Ali und ich, die durch Letitia mehr als nur behindert wurden.
    Wir hatten kaum ein Drittel der Wand erstiegen, da spürte ich auch schon den Griff einer kräftigen Hand um mein Fußgelenk. Ein triumphierender Schrei erscholl. Mit der Kraft der Verzweiflung riss ich mich los und trat kräftig auf die Finger, die mich vor einer halben Sekunde noch gepackt hatten.
    Aus dem Triumph- wurde ein Schmerzens- und gleich darauf ein Entsetzensschrei, dem ein dumpfer Aufprall folgte und gleich darauf ein ganzer Chor wütend brüllender Stimmen, aber ich gab mich nicht eine Sekunde der Illusion hin, damit auch nur irgendetwas gewonnen zu haben.
    Letitia schrie neben mir auf. Ein harter Ruck ging durch ihren Leib und als ich nach unten sah, blickte ich direkt in das hämische Grinsen eines Beni Ugad, der sich mit beiden Armen an Letitias Beine geklammert hatte und so ganz nebenbei noch unter ihren Rock stierte.
    Sein Grinsen wurde etwas gequält, als Ali ihm seinen rechten Fuß hineinsetzte, und verschwand eine Sekunde später vollends – zusammen mit seinem Besitzer, der mit einem gellenden Schrei nach hinten fiel und in der Tiefe verschwand.
    Trotzdem war es aussichtslos. Von den dreißig Beduinen, die uns verfolgten, kletterten mehr als zwanzig hinter uns her – und sie hatten aus dem Schicksal ihrer beiden etwas übereifrigen Kameraden gelernt! Sie versuchten jetzt nicht mehr, uns von unten zu packen und von der Wand zu zerren, sondern kletterten geschickt wie große burnustragende Affen rechts und links an uns vorbei und attackierten uns mit ihren Schwertern; nicht, um uns zu töten, sondern um uns zu zwingen, wieder hinunter zu klettern.
    Hätten sie versucht, uns umzubringen, wäre es in eben dieser Sekunde um uns geschehen gewesen.
    Gleich zwei der Burschen hingen neben mir und schlugen mit Fäusten und den stumpfen Seiten ihrer Krummsäbel auf mich ein, und da ich beide Hände brauchte, um Letitia und mich selbst festzuhalten, hatte ich nicht mehr sehr viel, womit ich mich zur Wehr setzen konnte. Ich versuchte zwar, nach den Kerlen zu treten, aber es blieb bei einem Versuch. Dann tauchte ein Schatten über mir auf und ein Fuß traf mein Gesicht, als ich dämlich genug war, tatsächlich nach oben zu sehen.
    Für einen Moment drohte ich das Bewusstsein zu verlieren. Die Wand schien sich unter mir zu biegen; Himmel und Erde drehten sich wie in einem tödlichen Kaleidoskop um mich und Letitias Gewicht wollte mich in die Tiefe zerren. Mit der Kraft der Verzweiflung krallte ich mich an den heißen Fels, kämpfte die Dunkelheit in meinen Gedanken nieder und biss die Zähne zusammen, um

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