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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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in den Sattel des zweiten Kamels, wo er ihn sorgfältig festband. Zuletzt hob er Letitia auf das dritte Tier und schwang sich auf das letzte Kamel.
    Er nahm die Zügel aller vier Kamele in die Hand und trieb sie mit einem kehligen Laut hoch. Letitia, die bislang nur in Kamelsänften gereist war – sah man von dem unwürdigen Transport hierher ab –, hatte alle Mühe, sich auf dem hin und her schaukelnden Kamel zu halten, das mit wiegenden Schritten hinter Alis Reittier hertrottete. Doch sie biss die Zähne zusammen und klammerte sich wie ein kleines Äffchen am Sattelhorn fest.
    Ali drehte sich zu ihr um und sah sie an. Er sprach kein Wort – aber der Blick, mit dem er sie bedachte, ließ Letitia abermals erschauern.
     
    Guillaumes Hände zitterten, als er die Flasche hob. In seinem Mund war plötzlich ein bitterer Geschmack, der nicht einzig von der Hitze und der Erschöpfung stammte. Und er glaubte Renards Blicke wie kleine, glühende Pfeile im Rücken zu spüren. Wenn sein Vorhaben misslang, das wusste er, dann würde er von de Banrieux keine Rückendeckung haben. Was er hier tat, das hätten seine Vorgesetzten mit ziemlicher Sicherheit als Häresie bezeichnet.
    Aber er hatte keine andere Wahl.
    Nicht, wenn er seine Pläne verwirklichen wollte. Wenn es ihnen gelang, das Auge des Satans in die Hände zu bekommen und sie mit seiner Hilfe die Sandrose und ihren monströsen Bewohner vernichteten … nun, man würde sehen, wer dann der nächste Großmeister des arabischen Tempelkapitels wurde. De la Croix war noch immer nicht von der geheimen Mission zurück, auf die ihn Bruder Balestrano geschickt hatte. Möglicherweise würde er eine Überraschung erleben bei seiner Rückkehr.
    Guillaume de Saint Denis vertrieb solch lästerliche Gedanken aus seinem Schädel und konzentrierte sich wieder auf die Flasche, die er in Händen hielt. Sie sah so harmlos aus – und doch enthielt sie mehr als nur den Tod.
    Meister? Die Stimme war direkt in seinem Kopf, ohne Umweg über sein Gehör. Und wie immer war es eine sanfte, sehr weibliche – und sehr verlockende – Stimme.
    »Wir brauchen noch einmal deine Hilfe«, sagte Guillaume.
    Ich weiß, flüsterte der Dschinn. Ich habe gesehen, was sich zutrug. Habe ich zu viel versprochen, als ich euch diesen Mann nannte?
    »Nein«, antwortete Guillaume verärgert. »Aber wenn du alles weißt, dann weiß du auch, dass Craven und seine Begleiter keineswegs in Sicherheit sind. Und Bruder Renard und ich sind nicht mehr in der Lage, ihnen beizustehen.«
    Bruder Renard und du, antwortete die lautlose Stimme amüsiert, werdet bald nicht mehr in der Lage sein, irgendjemandem beizustehen. Nicht, wenn ihr nicht binnen einer Stunde aus diesem Teil der Wüste flieht. Es sind Beni Ugad auf dem Weg hierher. Sehr viele.
    Guillaume erschrak und sah instinktiv auf. Noch war der Horizont leer. Aber er wusste, wie schnell sich dies ändern konnte. »Hilf uns«, verlangte er.
    Euch oder Craven?, erkundigte sich der Dschinn. Was ihr von mir verlangt, ist viel. Ich kann Craven zu Nizar bringen oder euch von hier fort. Beides zugleich übersteigt meine Kräfte!
    Guillaume überlegte fieberhaft. Er wusste, dass ihnen ein qualvoller Tod bevorstand, fielen sie den Beduinen in die Hände. Aber er wusste auch, dass alle seine Pläne unwiderruflich zum Scheitern verurteilt waren, wenn es ihm nicht gelang, Robert Craven zu einer Konfrontation mit Nizar zu zwingen.
    »Gut«, sagte er schließlich. »In welche Richtung müssen wir reiten, um den Beni Ugad zu entkommen?«
    Nach Westen, antwortete der Dschinn. Also hast du dich entschieden. Es ist Craven, dem ich mit meiner Macht beistehen soll.
    »Für diesmal, ja«, antwortete Guillaume.
    Es wird kein nächstes Mal geben, Herr, sagte der Dschinn. Um den Weißen Magier und seine Begleiter in Sicherheit zu bringen, brauche ich meine ganze Kraft. Ihr müsst mich befreien.
    »Niemals!«, sagte Guillaume.
    Dann wird er abermals in die Hände der Beni Ugad fallen, erwiderte der Dschinn. Diesmal werden sie ihn töten. Ihr müsst mich freilassen. Ich werde euren letzten Befehl ausführen und dann meiner Wege gehen.
    »Was soll mich daran hindern, dich in deiner Flasche versauern zu lassen?«, fauchte Guillaume wütend.
    Nichts, Herr. Die Stimme des Dschinn klang beinahe amüsiert. Es würde mir nicht gefallen, aber ich habe Zeit. Was sind hundert Jahre?
    »Das … das ist Erpressung!«, stöhnte Guillaume.
    Die Bedeutung dieses Wortes ist mir unbekannt, antwortete der

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