Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans
Dschinn ungerührt. Ich schlage euch einen Handel vor. Meine Freiheit gegen die Verwirklichung eurer Pläne. Überlegt es euch. Aber überlegt nicht zu lange. Die Beni Ugad kommen rasch näher. Und Craven und die beiden anderen können ihnen nicht entkommen, so erschöpft, wie sie sind.
»Das … das ist nicht dein Ernst!«, keuchte Renard. Er hatte die stumme Unterhaltung mit angehört. Sein Gesicht war grau vor Angst. »Ich flehe dich an, Bruder – du kannst diesen Dämon nicht befreien, nur um …«
»Nur um was?«, unterbrach ihn Guillaume kalt. »Nur um einen weit größeren Dämon zu vernichten? Oder das Leben von hundert oder mehr unserer Brüder zu retten?«
Renard schwieg, aber sein Blick flackerte unstet. Guillaume starrte ihn noch einen Moment an, dann drehte er sich um – und schleuderte die Flasche mit aller Macht gegen einen Felsen.
Das in ein dünnes Netz aus Blei eingeschlossene Glas zerbarst klirrend. Für einen Moment hatte Guillaume das Gefühl, etwas Kleines, Dunkles davonhuschen zu sehen, wie einen Wurm, der hastig davonkroch. Dann begann grauer Dampf aufzusteigen …
Und mit einem Male sahen sich die beiden Tempelritter einer hochgewachsenen, dunkelhaarigen Frau gegenüber, die wie aus dem Nichts vor ihnen erschien.
Renard schrie auf, brach in die Knie und schlug mehrmals hintereinander das Kreuzzeichen vor der Brust und auch Guillaume prallte erschrocken zurück. Aber er hatte sich weit genug in der Gewalt, sofort wieder stehen zu bleiben und den Dschinn zu mustern.
»Du bist …«
»Ich bin, was ich bin«, unterbrach ihn die Frau. »Ich habe diese Gestalt gewählt, um dich nicht zu erschrecken. Ich hoffe, sie gefällt dir. Ich sah dieses Bild in deinen Gedanken.«
Guillaume schluckte ein paar Mal. Erst jetzt sah er, wie schön die Frau war – sie war keine reine Araberin, aber auch keine reinblütige Europäerin, sondern hatte von jeder Rasse etwas; eine Mischung, die eine unglaublich faszinierende Wirkung auf Guillaume ausübte. Was er sah, war die Frau seiner Träume, das Idealbild, das jeder Mann – und umgekehrt jede Frau – in sich trägt und niemals wirklich findet. Jetzt stand es vor ihm, lebend, warm, unglaublich verlockend; ein Sturm, der über seine Sinne und Gefühle hereinbrach.
Mit aller Macht zwang sich Guillaume in die Wirklichkeit zurück. »Teufel«, stammelte er. »Du … du willst mich versuchen. Weiche von mir!«
»Wie du befiehlst, Herr«, antwortete die Frau. Ihre Stimme war wie Samt. Ein eisiges, aber unglaublich wohltuendes Prickeln rann über Guillaumes Rücken, als er ihren Klang hörte. Stockend, als gehorche er nicht mehr seinem eigenen Willen, tat er einen Schritt auf die Frau zu, hob die Hände und blieb wieder stehen. In seiner Brust tobte ein wahrer Sturm einander widerstrebender Gefühle.
»Ich werde gehen«, flüsterte die Samtstimme. »Ich werde tun, was ich euch versprach, und dann gehen. Aber ein Wort von dir, Guillaume, und ich kehre zurück. Was immer du von mir haben willst, es sei dein.«
Guillaume stöhnte. Die Lippen der Frau glänzten feucht, während sie diese Worte sagte, und in ihren Augen war ein Versprechen, das etwas in ihm in Flammen setzte.
»Nein«, wimmerte er. »Du … du bist kein Mensch.«
»Für dich kann ich es sein«, sagte der Dschinn. »Bedenke deine Entscheidung gut, Guillaume. Meine Macht als Geist ist begrenzt, doch als Frau gehöre ich dir. Wann immer du willst.«
Es geschah ebenso schnell wie ihr Auftauchen – ein grauer Dampf, der aus dem Nichts kam, verhüllte ihre Gestalt und eine Sekunde später war sie verschwunden.
Zumindest für Renard.
Guillaume de Saint Denis würde sie niemals mehr vergessen können.
Sie kamen näher. Vor einer halben Stunde war eine blasse graubraune Staubwolke über der Wüste aufgetaucht, nicht mehr als ein flüchtiger Schleier, wie ihn die Hitze oder eine der hier oft auftretenden Sandhosen verursacht haben konnten. Aber dann hatte Ali mit finsterem Gesichtsausdruck auf die winzigen dunklen Punkte gedeutet, die sich am Ende der Staubwolke bewegten, und im gleichen Augenblick hatte ich begriffen, dass es Reiter waren. Sehr viele Reiter – achtzig, möglicherweise auch hundert oder mehr. Und über ihre Identität – und erst recht ihre Absichten – brauchte ich mir nicht lange den Kopf zu zerbrechen. Unser Vorsprung war nicht sehr weit zusammengeschrumpft – wenn unsere Kamele nicht die Kraft verließ oder die Beni Ugad dramatisch an Tempo zulegten, würden noch
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