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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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brauchst keine Angst mehr zu haben, Rose aus Inglistan«, flüsterte er. »Die feigen Hunde von Beni Ugad sind geflüchtet. Im Augenblick sind wir in Sicherheit.«
    Letitia sah hilflos zu Boden, erwiderte Alis Lächeln schüchtern und wandte sich beinahe hastig zu Craven um. Dieser war stöhnend in den Sand gesunken und hatte alle viere von sich gestreckt. Seine Lippen waren aufgesprungen und voller blutigem Schorf und seine fiebrig glänzenden Augen starrten blicklos gen Himmel.
    »Keine Sorge«, sagte Ali. »Er ist nur erschöpft.« Er seufzte. »Was vorhin geschah, diese … Geister. Wie hat er das gemacht?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Letitia. »Ich … kenne ihn ja kaum.«
    Aus einem Grund, den sie nicht verstand, schien diese Antwort Ali aufs Äußerste zu erfreuen. »Er ist wohl doch ein größerer Zauberer, als er zugeben will«, sagte er. »Aber was er getan hat, hat ihn völlig erschöpft. Ein zweites Mal wird er uns kaum helfen können. Fühlst du dich kräftig genug, um zu reiten?«
    »Reiten?«, wiederholte Letitia verwirrt.
    Ali nickte. »Die Beni Ugad waren freundlich genug, uns Kamele und Pferde zurückzulassen«, erklärte er. »Dazu Wasser und so viele Waffen, wie wir nur wollen. Komm mit und hilf mir.«
    Letitia wollte widersprechen, aber Ali beachtete sie gar nicht mehr, sondern bettete Craven behutsam so um, dass sein Gesicht im Schatten der Felswand lag, und ging in die Schlucht zurück, sodass Letitia kaum etwas anderes übrig blieb, als ihm zu folgen.
    Der Anblick, der sich ihr bot, als sie um die Biegung des schmalen Canyons bog, war entsetzlich.
    Es mussten an die zwanzig Männer sein, die erschlagen im sonnendurchglühten Sand lagen. Ein halbes Dutzend Pferde und drei oder vier Kamele standen herrenlos herum, noch einmal die gleiche Anzahl Tiere lag verendet zwischen den Reitern. Letitia wurde übel.
    Aber aus irgendeinem Grunde wollte sie nicht, dass Ali ihre Schwäche bemerkte. So riss sie sich mit aller Kraft zusammen, folgte dem hünenhaften Beduinen und begann gehorsam, die Wasserschläuche von den Sätteln zu lösen, wie Ali es ihr auftrug. Währenddessen durchsuchte der junge Wüstenprinz die Toten – vorgeblich, um an Waffen und Nahrung zu gelangen. In Wahrheit plünderte er sie aus, wie Letitia keineswegs entging.
    Sie brauchten eine halbe Stunde, bis sie alles zusammengetragen hatten, was für eine weitere Flucht notwendig war.
    Ali sprach es nicht aus, aber Letitia war klar, dass ihre momentane Sicherheit von höchst trügerischer Art war. Die Beni Ugad würden zurückkommen. Bald.
    Ali lächelte ihr aufmunternd zu, reichte ihr einen Wasserschlauch und machte eine Handbewegung zu trinken. Sie zögerte.
    »Du solltest dich stärken, du Perle des Abendlandes«, sagte er lächelnd. »Ich werde unterdessen die Kamele vorbereiten.«
    »Kamele?« Letitia ließ den Wasserschlauch, den sie schon halb angesetzt hatte, wieder sinken. »Es sind genug Pferde da. Ich reite nicht gerne auf Kamelen.«
    »Ich weiß«, erklärte Ali mit einem Was-glaubst-du-wohl-wie-egal-mir-das-ist-Lächeln. »Aber wir werden die Wüste durchqueren müssen, um den Beni Ugad zu entkommen. Ein Pferd würde Hitze und Durst nicht lange aushalten. Es tut mir Leid, aber wir werden die Kamele nehmen müssen. Du wirst dich daran gewöhnen«, fügte er hinzu. Sein Blick glitt dabei auf eine Art über ihren Körper, dass ihr gleichzeitig heiß und kalt wurde.
    Sie senkte den Kopf, um die Bewunderung, die aus seinen Augen leuchtete, nicht mehr sehen zu müssen. Das war nicht der ergebene Blick, den sie von den jungen Offizieren der Sudanarmee kannte, sondern eine wilde Glut, die Erfüllung forderte. Und irgendetwas in ihr erwiderte dieses Gefühl sogar, auch wenn sie sich mit Macht dagegen zu wehren versuchte.
    Hastig hob sie den Wasserschlauch und trank das seltsam bitter schmeckende Wasser mit ungeahntem Genuss. Den Rest trug sie zu Craven hin und benetzte sein Gesicht und seine aufgesprungenen Lippen.
    Er öffnete die Augen, erkannte sie und verzog das Gesicht zu einer Grimasse, die wohl ein Lächeln darstellen sollte. »Danke«, flüsterte er, seufzte tief – und schlief auf der Stelle wieder ein.
    Wenige Augenblicke später tauchte Ali neben ihr auf und präsentierte Letitia vier Kamele, die er eingefangen hatte. Er befahl den Tieren sich zu legen und sattelte sie mit geschickten Handgriffen. Anschließend schnallte er die Wasserschläuche und einen Sack Datteln auf den Sattel des Lasttieres und legte Craven

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