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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Stunden vergehen, bis sie uns einholten.
    Aber sie würden uns einholen und das war der entscheidende Punkt.
    »O Allah, o Mohammed, o ihr Kalifen«, seufzte Ali. »Diese Hundesöhne von Beni Ugad sind wie die Krätze – überflüssig und widerwärtig, aber man wird sie nicht los. Wir bräuchten ein Wunder, um sie noch einmal abzuschütteln.«
    Bei diesen Worten sah er mich eindeutig fragend an, aber ich schüttelte nur ganz leicht mit dem Kopf; fast unmerklich deshalb, weil ich Letitia nicht unnötig aufregen wollte. In der Begleitung einer Frau zu sein, war schon schlimm genug angesichts der Situation, in der wir uns befanden. Ich legte keinen besonderen Wert darauf, auch noch eine hysterische Frau neben mir zu haben. Aber wenn Ali hoffte, dass ich meine außergewöhnlichen Fähigkeiten – die er noch immer mit Zauberei bezeichnete – ein zweites Mal einsetzen konnte, um unsere Verfolger abzuschütteln, so musste ich ihn enttäuschen. Es war mir auch beim ersten Male nur gelungen, weil mir die Verzweiflung schier übermenschliche Kräfte gegeben hatte; außerdem waren die Beni Ugad voll und ganz damit beschäftigt gewesen, die beiden Tempelritter niederzumetzeln. Diesmal sah die Sache gänzlich anders aus. Selbst wenn ich ausgeruht und im Vollbesitz meiner Kräfte gewesen wäre, hätte ich es kaum mit hundert oder womöglich noch mehr Männern aufnehmen können.
    »Und wenn wir uns irgendwo verbergen?«, fragte Letitia.
    Ali schüttelte bedauernd den Kopf. »Es gibt hier nichts, wo wir uns verstecken können, Zierde deines Volkes. Auf anderthalb Tagesritte liegt nichts als Wüste vor uns.« Er schüttelte abermals den Kopf, um seine Worte zu bekräftigen, wandte sich im Sattel um und sah zu den Reitern zurück. »Wenn wir lange genug durchhalten, verlassen ihre Pferde vielleicht die Kräfte«, murmelte er. »Unsere Kamele sind ausdauernder.«
    Letitia sagte nichts mehr, aber ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. Sie musste so deutlich wie ich spüren, dass diese Worte nichts als ein gut gemeinter Versuch waren, sie zu trösten.
    Plötzlich stieß Ali einen Ruf in seiner Muttersprache aus und deutete zu den Beni Ugad zurück. »Seht doch!«, rief er.
    Auch ich wandte mich um – und erschrak.
    In den wenigen Augenblicken, die vergangen waren, seit ich mich das letzte Mal zu den Beduinen herumgedreht hatte, hatte sich das Bild total verändert. Der Himmel hinter den Reitern war jetzt nicht mehr blau, sondern von einer sonderbar dumpfen, bleigrauen Färbung; einer Farbe, in der sich irgendetwas zu bewegen schien – und die das Blau des Firmamentes mit rasendem Tempo auslöschte.
    »Was ist das?«, flüsterte Letitia entsetzt.
    »Ein Sandsturm«, murmelte Ali. Sein Gesichtsausdruck wirkte mit einem Male verbissen.
    Ich rieb mir mit der rechten Hand über die Augen, tauschte einen langen, erschrockenen Blick mit Letitia und starrte erneut in die dunkle, wogende Wolkenwand, die schräg hinter uns den Himmel beherrschte und mit irrsinniger Geschwindigkeit auf uns zukam. Die Gestalten der Beni Ugad wirkten winzig und verwundbar vor dem Hintergrund des gigantischen Gebildes.
    »Was … sollen wir tun?«, stammelte Letitia. Sie versuchte sich möglichst wenig von ihrer Angst anmerken zu lassen, aber es blieb bei einem Versuch. Ihr Gesicht war grau vor Furcht.
    Statt einer Antwort löste Ali die verknoteten Zügel der Kamele und zog Letitias Reittier das Leinenende über die Kruppe. Das Kamel schrie erschrocken auf und raste los; so schnell, dass Letitia beinahe abgeworfen worden wäre, ehe sie ihren Schrecken überwand und sich am Sattelhorn festklammerte. Mein Kamel folgte Letitias Tier mit raumgreifenden Schritten. Hinter mir mühte sich Ali mit dem Lasttier ab. Doch der näher kommende Sturm, den das Tier bereits witterte, hatte es schier um den Verstand gebracht. Es versuchte auszubrechen und behinderte Alis Kamel so sehr, dass dieser den Zügel freigab und das Lasttier samt unserer Wasser- und Nahrungsvorräte seinem Schicksal überließ.
    Verzweifelt blickte ich zurück. Der Himmel überzog sich mit roten und violetten Schlieren und in der bleigrauen Wand des Sturmes blitzte es immer wieder auf; ein fahles, schwefelgelbes Wetterleuchten, das mit nichts zu vergleichen war, das ich jemals erlebt hatte.
    Auch unsere Verfolger mussten die drohende Gefahr längst bemerkt haben, denn ich sah, wie die Masse dunkler Punkte auseinander spritzte, als die Reiter ihr Heil in einer verzweifelten Flucht suchten. Dann erreichte die

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