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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Sturmfront die Beni Ugad, überrollte und verschlang sie so schnell und spurlos, als hätte es sie niemals wirklich gegeben.
    Binnen weniger Augenblicke frischte der warme Wüstenwind zum Orkan auf und zerrte an unseren Kleidern und Haaren. In sein schrilles Heulen mischte sich ein entsetzlicher, rasch anschwellender Ton und ich glaubte den Boden unter den Hufen meines Kameles zittern zu fühlen.
    Ali lenkte das Tier neben Letitias Kamel, griff hinüber und legte ihr einen Zipfel des Burnusses wie einen Schleier vor das Gesicht. Ich folgte dem Beispiel und bekam wenigstens für eine kurze Zeitspanne wieder mehr Luft als Sand in Mund und Nase.
    Doch der Sturm wurde immer stärker. Der Sand prasselte mit entsetzlicher Kraft auf uns herab und kroch unter meine Kleidung, in meinen Mund, meine Ohren und Augen und in meine Nase. Ich spie immer wieder aus, um den Mund frei zu halten. Meine Augen begannen zu tränen. Und es wurde immer schlimmer.
    »Schneller, Robert!«, schrie Ali über das Toben des Sturmes hinweg. »Wenn er uns nur streift, haben wir vielleicht eine Chance!«
    Wie um seine Worte augenblicklich ad absurdum zu führen, brach in diesem Moment eine neue, tobende Sturmböe über uns herein, schlug mit unsichtbaren Riesenfäusten auf uns ein und nahm mir vollends die Sicht. Ali und Letitia wurden zu verzerrten Schatten. Mein Kamel bäumte sich auf, versuchte auszubrechen und sprang mit einem gewaltigen Satz nach vorn. Mit aller Kraft klammerte ich mich am Sattelhorn fest, um nicht abgeworfen zu werden. Wenn ich jetzt fiel, war das mein Ende.
    Und dann traf uns der eigentliche Sturm.
    Ich hatte bis jetzt gedacht, dass es schlimm wäre. Aber das stimmte nicht. Es war nur ein sanftes Vorspiel gewesen, ein Präludium zu dem Weltuntergang, der folgte.
    Eine Walze aus Sand und glühend heißer Luft raste über der Wüste heran, warf mich nach vorn und gegen den Kamelhals und drückte mich im nächsten Moment zur Seite. Mein Reittier taumelte, stieß einen schrillen Schrei aus und brach zusammen. Ich wurde in hohem Bogen aus dem Sattel geschleudert, landete auf heißem, plötzlich gar nicht mehr weichem Sand und rollte mich ganz instinktiv zu einem Ball zusammen. Es war schieres Glück, dass ich nicht unter das Kamel geriet und zu Tode gequetscht oder erstickt wurde.
    Rings um mich herum erlosch die Welt.
    Mit einem Male war es dunkel, eine Dunkelheit solcher Intensität, wie ich sie niemals zuvor erlebt hatte. Selbst die brüllenden Staubschleier waren verschwunden, als der Sturm mit seiner ganzen Gewalt über uns hinwegraste und auch noch das letzte bisschen Sonnenlicht fraß.
    Ich krümmte mich zusammen, verbarg den Kopf zwischen den Armen und versuchte in den Sand hineinzukriechen, um der glühenden Hand zu entgehen, die meinen Rücken aufzureißen versuchte.
    Und plötzlich …
    Es ist schwer, etwas, wofür es keine Worte gibt, in Worte zu fassen – es war wie ein körperloser Eishauch, der aus dem Nichts kam. Die erbarmungslose Hitze und der Sand waren noch immer da, aber gleichzeitig spürte ich auch die Berührung von etwas Kaltem, ungeheuer Mächtigem.
    Trotz der Schmerzen und der grausamen Hitze hob ich den Kopf und blinzelte zwischen den Fingern hindurch. Sand biss mir in die Augen, sodass ich nur verschwommen sehen konnte – aber ich erkannte trotzdem das gigantische finstere Etwas, das da mit dem Sturm heranraste. Ich wusste nicht, was es war – aber es gehörte eindeutig nicht in einen normalen Sturm.
    Und plötzlich war ein Schatten vor mir, Bewegung, die nicht tobender Sand, Laute, die nicht das Heulen des Orkanes waren.
    Der Anblick gab mir noch einmal neue Kraft. Ich stemmte mich hoch, stolperte weiter und erblickte einen gigantischen Granitbrocken, der dicht vor mir aus dem Sand wuchs. Der Schatten, den ich bemerkt hatte, wurde zu Ali, die Bewegung zu seiner Hand, die sich mir entgegenstreckte und mich in den Schutz des Felsens zerrte. Ich fiel auf die Knie, spuckte Sand und rieb mir über die Augen, um wenigstens halbwegs deutlich sehen zu können.
    Der Felsen bildete keine wirkliche Schlucht, sondern nur einen schmalen, nach wenigen Schritten enger werdenden Spalt, in den sich Ali und Letitia gerettet hatten.
    »Wir haben es geschafft, Giaur! Wir sind gerettet!«, schrie er durch das Heulen des Sturmes. »Bist du verletzt?«
    Ich schüttelte den Kopf, kämpfte mich mühsam auf die Füße und lehnte mich keuchend gegen den Stein. Für einen kurzen Moment kam mir zu Bewusstsein, dass es diesen

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