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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Felsen eigentlich gar nicht geben dürfte, denn wir hatten die Wüste auf Meilen hinweg überblicken können, ehe der Sturm losbrach. Einen Brocken von dieser Größe hätten wir gar nicht übersehen können.
    Ich hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, da raste die Sandwalze schon über den Felsen hinweg. Für einen kurzen Moment glaubte ich ein riesiges, wirbelndes Etwas im Zentrum des Sturmes zu sehen, das mit ungeheurer Kraft Wind und Sand gegen uns trieb. Dann war nur noch das Heulen des Windes und das Zittern der Erde und der entsetzliche Laut, mit dem der Sturm glühenden Sand gegen den Felsbrocken schleuderte.
     
    Über der Wüste lag noch der Geruch verbrannter Luft und glühender Steine, und obgleich der Blick wieder so weit reichte wie vorher, glaubte Guillaume de Saint Denis noch das Wirbeln des Sandes zu sehen, das Toben und Heulen der entfesselten Naturgewalten.
    Es war unmöglich!, dachte er entsetzt. Sie waren den Beni Ugad gefolgt, nachdem sie einen gewaltigen Bogen geschlagen hatten, um die Beduinen von ihrer Spur abzubringen. Sie waren ihnen gefolgt, bis der Sturm losgebrochen war, und sie hatten gesehen, wie sein Toben die Beni Ugad und Augenblicke später auch Craven und seine beiden Begleiter verschlungen hatte.
    Und dann, von einer Sekunde auf die andere, war er erloschen. Nicht abgeflaut oder weitergezogen, sondern erloschen.
    Und mit ihm waren Craven und die beiden anderen verschwunden. Spurlos.
    »Aber das … das ist nicht möglich«, stammelte Renard. Der Tempelritter hatte geschwiegen, seit sie den Dschinn befreit hatten. Und auch jetzt war es wohl nur das Entsetzen, das ihn seinen Zorn auf Guillaume vergessen ließ. »Wo … wo sind sie?«
    Guillaume antwortete nicht sofort. Sein Blick tastete unsicher über die verstreut herumliegenden Kleiderfetzen, die zerbrochenen Waffen, die Kadaver der Pferde … alles, was von der Armee der Beni Ugad geblieben war. Er war sicher, dass keiner der Heiden den Sturm überstanden hatte.
    Aber Craven und die beiden anderen waren vollkommen verschwunden.
    »Wo … wo sind sie, Bruder?«, keuchte Renard noch einmal. In seiner Stimme klang der Unterton beginnender Hysterie mit. »Sie … sie können doch nicht einfach … einfach verschwunden sein. Das ist doch nicht … nicht möglich!« Die beiden letzten Worte hatte er fast geschrien.
    »Sie sind nicht verschwunden, Bruder«, antwortete Guillaume leise. Er beugte sich vor, streichelte scheinbar gedankenverloren den Hals seines Pferdes. »Sie sind dort, wo der Dschinn sie hinzubringen versprach«, fügte er hinzu.
    Renard de Banrieux wurde noch ein wenig bleicher. »Bei … bei …«
    »Bei Nizar«, bestätigte Guillaume tonlos.
    »Aber es sind anderthalb Tagesritte bis zu seiner Festung!«, keuchte Renard.
    Guillaume nickte. »Ich weiß.« Er richtete sich im Sattel auf, atmete hörbar ein und wischte sich mit der Linken den Schweiß von der Stirn. Er hatte Durst, aber er widerstand der Versuchung, zu seinem Wasserschlauch zu greifen. Der Weg, der vor ihnen lag, war weit. »Umso weniger Zeit haben wir zu verlieren«, sagte er nach einer Weile. »Komm, Bruder. Ich habe Nizar ein Versprechen gegeben und ich möchte nicht zu spät kommen, um es einzulösen.« Renard wollte widersprechen, aber Guillaume gab ihm keine Gelegenheit dazu!
     
    Irgendwann hatte ich den Eindruck, dass das Toben des Sturmes ein wenig nachließ. Der Felsen, hinter dem wir Schutz gesucht hatten, zitterte noch immer wie unter den Faustschlägen eines unsichtbaren Riesen, aber der Himmel, zu dem ich nur dann und wann einen hastigen Blick hinaufzuwerfen wagte, war nicht mehr schwarz, sondern von der gleichen bleigrauen, stumpfen Färbung, wie unmittelbar, bevor der Sturm losgebrochen war.
    Ich sah meine Begleiter schemenhaft neben mir auftauchen, hörte Alis Stimme, die Letitia Mut zusprach, und das krampfhafte Schluchzen, mit dem sie antwortete.
    Der Felsspalt, in dem wir Zuflucht gesucht hatten, war zur Hälfte mit Sand zugeweht und dann und wann trug der Sturm kleine Felssplitter und Steine heran, um sie wie winzige Geschosse nach uns zu schleudern. Einmal stoben Funken aus dem Felsen dicht vor meinem Gesicht, als eine dieser steinernen Granaten dicht neben mir einschlug, und ein anderes Mal verspürte ich einen jähen, stechenden Schmerz zwischen den Schulterblättern. Auch Ali, der sich wie ich zusammengerollt hatte, dabei aber noch versuchte, Letitia mit seinem Körper zu decken, wurde immer wieder getroffen. Wenn dieser Sturm

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